Ninja Theory, die Macher von Hellblade: Senua‘s Sacrifice und DmC: Devil May Cry, haben einen neuen Actiontitel auf den Markt gebracht: Bleeding Edge.
Bleeding Edge Test: Chaotische Klopperei für zwischendurch
Im Gegensatz zu vorangegangenen Spielen des Studios handelt es sich dieses Mal um einen reinen Mehrspielertitel ohne große Geschichte oder cineastische Präsentation. Kein Wunder, denn die Teamgröße ist signifikant kleiner als bei anderen Projekten, aber dass die Engländer Actiongames können, haben sie mit DmC: Devil May Cry eindrucksvoll bewiesen. Aber wie sieht es mit der Multiplayer-Komponente aus? Das haben wir uns jetzt genauer angesehen.
Bleeding Edge ist ein actionreiches Multiplayergame. So viel wussten wir schon vor Release, doch es muss ja irgendeine Motivation geben, sich mit anderen Mitstreitern die Birne weichzuklopfen. Richtig, es handelt sich dabei um eine Spielshow für den gemeinen Pöbel. Es wirkt auf den ersten Blick so als hätten die Macher den Film Running Man, das Game Anarchy Reigns und LSD in einem Topf geworfen und kräftig umgerührt. Das Ergebnis ist ein knallbuntes und durchgedrehtes Spektakel, bei dem wir einige Partien benötigten, um zu verstehen, was eigentlich auf dem Bildschirm passiert.
Bleeding Edge Trailer:
Zwei Modi, fünf Maps
Der Spielablauf ist eigentlich nicht sonderlich kompliziert. Es gibt momentan zwei Spielmodi: Domination und eine Abart von Capture-the-Flag, bei der Energiezellen eingesammelt und zu bestimmten Punkten gebracht werden müssen. Die Entwickler selbst bezeichnen sie als Objective Control und Power Collection. Erschwerend kommt hinzu, dass die fünf verfügbaren Maps ebenfalls ihre Eigenheiten haben und mit einigen Hindernissen gespickt sind, die einen sofort ins Jenseits befördern, wenn man nicht aufpasst. Und ja, wir sprechen da aus eigener Erfahrung.
Abgedrehtes Charakterdesign
Nachdem die Rahmenbedingungen feststehen, stellt sich nur noch die Frage, mit welchem Charakter wir in den Kampf ziehen. Es wird stets im Vierer-Team gespielt. Die Auswahl mag mit derzeit elf Recken nicht gerade ausufernd sein, aber das machen die Entwickler mit einem außergewöhnlichen Charakterdesign wieder wett. Vom übergewichtigen "Tine Wittler"-Verschnitt, die mit ihrem Motorrad verwachsen ist, über den leptosomen Metaller bis zum dämonischen Samurai ist alles dabei. Sogar ein Großmütterchen, das nur noch mit Ballongehhilfe durch die Gegend watschelt, ist am Start. Die einzelnen Charaktere sind zudem in drei Klassen unterteilt: Damage, Support und Tank. Lasst euch an dieser Stelle eines gesagt sein: Ihr braucht einen Support im Team! Außerdem ist mit Mekko, einem Delfin im Wasserbassin, bereits eine weitere Spielfigur geplant.
Klassische Zutaten für neues Chaos
Egal, für wen wir uns entscheiden, die Steuerung bleibt in jedem Fall gleich. Neben dem normalen Angriff und einer Ausweichmöglichkeiten können wir drei Spezialangriffe aufführen sowie einen Ultimate-Move. Eine besondere Dynamik erhält das Gameplay dadurch, dass sich die Attacken der Kämpfer miteinander kombinieren lassen. So kann zum Beispiel jemand einen Gegner kurzfristig in einen Käfig sperren, während ein anderer einen Bombenhagel auf diese Stelle prasseln lässt und möglicherweise ein Dritter durch die Gitterstäbe auf den Gefangenen schlägt. Aber Vorsicht, einige Objekte auf den Maps tragen ihren Teil dazu bei, vorschnell das Zeitige zu segnen. Da kann schon mal ein Zug alles plattwalzen oder ein Eletrozaun zwackt einem fast die gesamte Energie ab.
Nur im Team seid ihr stark
Wie auch immer wir agieren, eines ist essenziell in diesem Spiel: Zusammenbleiben! Wer allein unterwegs ist oder keine Lust auf Gruppendynamik hat, kann sich schon mal einen Grabstein aussuchen. Dadurch entsteht für Außenstehende ein unglaubliches Chaos auf dem Schirm, welches sich aber nach einigen Partien legt, sofern man verstanden hat, dass die Erfüllung der Aufgaben zum Sieg einer Runde führen und nicht die Anzahl an Kills. Stylish sieht es aber in jedem Fall aus. Wer stirbt, steigt nach einer kurzen Respawn-Zeit wieder ins Geschehen ein. Nur am Match-Making muss Entwickler Ninja Theory noch etwas werkeln. Von Zeit zu Zeit wird man mit Spielern zusammengeworfen, die entweder zu dämlich sind, einen Eimer Wasser umzustoßen oder derart überlegen agieren, dass man die Partie auch direkt abbrechen kann.
Nach einer Partie erhalten alle Spieler zwei verschiedene Arten von Credits. Mit den einen lassen sich die Charaktere und Items optisch verändern, mit den anderen können Mods gekauft werden. Drei davon lassen sich maximal ausrüsten, um beispielsweise die Gesundheit oder Durchschlagskraft zu erhöhen. Aber nichts lässt sich mit echtem Geld kaufen. Microsofttransaktionen sind nicht vorhanden.
Style top, Technik eher Durchschnitt
Optisch bewegt sich Bleeding Edge auf einem gehobenen Niveau. Bis auf das Eingangsvideo haben sich die Entwickler auf das Notwendige beschränkt. Vom Menü geht es direkt ins Spiel. Doch da zeigt sich, dass auch kleinere Titel mit gelungenen Animationen punkten können. Wenn wabbelige Charaktere eins ins Fressbrett bekommen, sterben und alles mit schicken Effekten unterlegt ist, macht das Zusehen wirklich Freude. Die Maps bekommen zwar keinen Schönheitspreis, fügen sich aber in den abgedrehten Stil gut ein. Lediglich ein paar mehr Details hätten wir uns gewünscht. Gleiches gilt für die akustische Untermalung. Gitarrenriffs und Elektro-Musik bestimmen die Atmosphäre. Dazu kommen noch ein paar Sprachsamples und Effekte. Nichts Außergewöhnliches, aber passend.
Fazit:
Bleeding Edge ist wie das kurze Vergnügen vom 5-Meter-Turm im Schwimmbad zu springen. Es macht Spaß, man tut es für den Augenblick, aber nicht über Stunden. Der Actiontitel ist die perfekte Unterbrechung, um sich von schwerer Kost wie Hellblade oder vom Alltag abzulenken: Kurz, knackig und intensiv. Allerdings lässt der Umfang noch etwas zu wünschen übrig. Elf Charaktere und fünf Maps sowie zwei Maps werden nicht über Wochen oder Monate motivieren können. Da hilft dann auch die interessante Zuschauerfunktion, bei der man in einem Match zurückspulen, anhalten und wieder zum Live-Zustand springen kann, nichts. Bleeding Edge besitzt das Fundament für eine potenziell rosige Zukunft, aber im Moment ist es die kurzfristige Actionunterhaltung für zwischendurch, mehr leider noch nicht.
- einzigartige Charaktere
- kurzweiliger Spaß
- geringer Umfang
- Balancing noch nicht ganz ausgereift
- Präsentation ausbaufähig