Wir haben den Puzzle-Plattformer getestet und mussten sofort an Valves Portal denken. Beam hat viele Parallelen.
Beam getestet: Eine Murmel auf den Spuren von "Portal"!
Bevor im Herbst und Winter wieder alle großen Hersteller um die Aufmerksamkeit der Spieler mit ihren Multimillionen-Dollar-Produktionen buhlen, haben wir uns gedacht, dass wir diese vermeintliche Ruhephase nutzen, um uns einigen Indie-Spielen zu widmen. Unsere Wahl fiel dabei unter anderem auf Beam, das von dem kleinen deutschen Studio Binary Impact entwickelt wurde. Es handelt sich um deren Debütwerk und ist seit Ende September auf Steam erhältlich. Also nichts wie los und in die Tasten gehauen!
Ihr seid der Kapitän, Kapitän einer Kugel!
Die Macher beschreiben Beam als einen Präzisions-Plattformer mit Puzzle-Elementen. Eingebettet ist das ganze Spektakel in eine durchaus witzige Geschichte, denn die Macher haben sich nicht nur darauf beschränkt, einfach nur Level an Level zu reihen. Stattdessen werdet ihr sogar mit einer coolen Eingangssequenz in die Geschichte entführt. Ihr seid Martin, ein Nachwuchskapitän des Raumschiffs Stralsund ohne große Erfahrung. Während ihr euch wieder einmal mit dem Bordcomputer herumschlagen müsst, trefft ihr auf eine Lichtanomalie, die das Raumschiff schwer beschädigt. Eure einzige Chance, dem havarierten Raumschiff zu entkommen, ist Marble, eine mit einer künstlichen Intelligenz ausgestatteten Rettungskugel. Sobald ihr darin Platz genommen habt, geht es mit dem eigentlichen Spiel los.
Beam Trailer:
Lieber Rumkugeln als abwarten und Tee trinken.
Als metallische Murmel müsst ihr euch in Beam nun einen Weg durch das Schiff bahnen und versuchen, möglichst heil aus der gesamten Misere zu entkommen. Die grundlegenden Fähigkeiten der Kugel lassen sich auf Springen, Rollen und die Benutzung des Feuerlöschers zusammenfassen. Je nach Umgebung und den vorhandenen Hindernissen müssen diese drei Fähigkeiten eingesetzt werden. Zu Beginn des Spiels ist das noch relativ einfach. Da wird einmal über Kistenstapel gesprungen, ein kleiner Graben mit einem Sprung überwunden oder ein Druckschalter ausgelöst, um eine Tür zu öffnen. An bestimmten Punkten könnt ihr auf Knopfdruck Abzweigungen nehmen und die Perspektive ändern. Entfernt erinnert das Geschehen etwas an die Morph-Ball-Abschnitte aus der Metroid-Prime-Reihe.
Was ist hier eigentlich passiert?
Zusätzlich sind durch die Anomalie zahlreiche Kristalle im Raumschiff aufgetaucht, die Lichtstrahlen abgeben. Mittels des Feuerlöschers, denn Vorrat zwar nicht unendlich ist, aber sich stets selbst auffüllt, lassen sich diese Strahlen manipulieren und zum eigenen Vorteil nutzen. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Lichtstrahltypen, die sich jeweils durch andere Eigenschaften auszeichnen. Besprüht ihr beispielsweise einen orangefarbenen Strahl, wird dieser für einige Sekunden zu einem festen Objekt und kann als Rollfläche für Marble genutzt werden. Nach und nach werden im Verlauf des Spiels die anderen Typen vorgestellt. So gibt es Strahlen, an denen Marble und andere Objekte kleben bleiben, Strahlen, die die Schwerkraft verändern oder als Trampolin genutzt werden können. Gleichzeitig gibt es Strahlen, die als Energiezufuhr für elektrische Geräte genutzt werden können. Daraus ergibt sich ein interessantes Zusammenspiel, welches nicht nur präzise Eingaben erfordert. Von Zeit zu Zeit ist auch ein bisschen Gehirnschmalz gefragt.
ein Versuch noch...
Nicht nur diese Features sondern auch die allgemeine Präsentation und die ständigen Einwände sowie Kommentare der künstlichen Intelligenz tragen dazu bei, dass sich eine ähnliche Atmosphäre wie bei der Portal-Reihe einstellt, ohne jedoch die gleiche spielerische Brillianz zu bieten. Das hat vor allem damit zu tun, dass dem Spiel an gewissen Stellen noch etwas der Feinschliff fehlt. Manche Sprungpassagen, beispielweise wenn ihr mit dem Feuerlöscher euch erst die Plattformen erschaffen müsst, erfordern viel Fingerspitzengefühl und Geduld und bieten keine Checkpoints. Geht es beispielsweise in die Höhe und ihr fallt herunter, müsst ihr im schlimmsten Fall den gesamten Abschnitt noch einmal durchlaufen.
Zum Glück gibt es keinen Fallschaden. Solltet ihr dennoch die Kugel durch Feuer oder Einklemmen zerstören, müsst ihr zum letzten Speicherpunkt zurück und der kann durchaus eine ganze Weile zurückliegen. Das frustriert ungemein. Verschiedene Schwierigkeitsgrade mit mehr oder weniger Checkpoints zusätzlich zu den festen Speicherpunkten würden hier Abhilfe schaffen, so dass auch weniger begabte Spieler Erfolgserlebnisse feiern. Gerade in späteren Levels, wenn verschiedene Strahlentypen ins Spiel kommen, wird es teilweise wirklich schwierig. Auch wirkt der Perspektivwechsel, wenn ihr beispielsweise um eine Ecke herumrollt oder eine Abzweigung nehmen wollt, um etwas zu erkunden noch etwas abrupt und hakelig. Zudem ist die Kamera in einigen Situationen etwas zu nah am Geschehen.
Allerdings haben die Entwickler von Binary Impact sich große Mühe beim Leveldesign gegeben. Statt einfach nur mit Marble von A nach B zu rollen, könnt ihr Abzweigungen nehmen, versteckte Bereiche finden und verschiedene Sammelobjekte einsacken. Dann erfahrt ihr auch ein bisschen mehr über die Hintergrundgeschichte von Kapitän Martin und der KI. Dennoch ist Beam kein Spiel, in dem ihr euch ständig verlauft. Ihr müsst nur etwas die Augen aufhalten.
Technisch gelungen umgesetzt
Optisch weiß Beam ebenfalls zu gefallen. Die Entwickler werden einen nicht direkt ins Puzzle-Geschehen, sondern präsentieren die Geschichte des Spiels in einer gelungenen Einleitungssequenz. Zwar merkt man, dass hinter der Produktion keine Big Player der Branche steckt, aber abgesehen von ein paar holprigen Animationen kann man den Eindruck gewinnen, es handelt sich um eine 3D-Actiontitel im Sci-Fi-Bereich. Die Grafik in den Levels selbst besitzt einen realistischen Stil, kann mit einigen Details überzeugen und setzt Effekte gezielt ein. Gelungen finden wir auch die Vertonung, die sowohl in englischer als auch deutscher Sprachausgabe vorliegt. Beide Varianten haben Witz und Charme.
Fazit:
Beam ist ein gelungenes Puzzlespiel, das mit verschiedenen Plattform-Elementen gespickt ist. Die Spielmechanik, sich mit verschiedenen Lichtstrahlen einen Weg in die Freiheit zu suchen, ist nicht gänzlich neu, wurde aber auf frische Weise umgesetzt und lässt Erinnerungen an Portal aufkeimen. Es fehlt jedoch hier und da am Feinschliff, so dass sich einige Dinge noch ein bisschen rau anfühlen, aber im Großen und Ganzen stört das wenig. Lediglich beim Schwierigkeitsgrad müssen die Entwickler noch nachbessern. Man kann Spieler durchaus vor eine Herausforderung stellen, aber man sollte dabei nicht nur Core-Gamer im Fokus haben. Wer keine ausgeprägte Geduld besitzt, könnte an der einen oder anderen Stelle schnell verzweifeln. Der Rest erfreut sich an trickreichen Rätseln, die sehr viel Präzision erfordern.
- clevere Rätsel
- gelungene Optik
- lustige Kommentare
- es fehlt Feinschliff
- teilweise sehr starke Sprünge im Schwierigkeitsgrad
- Kamera stellenweise zu nah
- zu wenige Checkpoints