Autor: Ahmet Iscitürk
Xenoblade Chronicles 2 hat das Prädikat verdient: „Die langweiligsten Nebenmissionen aller Zeiten“. Wirklich unterirdisch! Die Frage ist: Wie müsste eine spannende Nebenmission eigentlich aussehen?
Autor: Ahmet Iscitürk
Xenoblade Chronicles 2 hat das Prädikat verdient: „Die langweiligsten Nebenmissionen aller Zeiten“. Wirklich unterirdisch! Die Frage ist: Wie müsste eine spannende Nebenmission eigentlich aussehen?
Dass ich Nintendos neuer Konsole verfallen bin, habe ich ja schon mehrmals gebeichtet. Aktuell klebe ich am japanischen Rollenspiel Xenoblade Chronicles 2, obwohl die Nebenmissionen nicht einmal das kreative Niveau einer RTL2 Doku-Soap erreichen. Wobei der Vergleich hinkt, denn irgendwo habe ich neulich den Ausschnitt einer RTL2-Sendung gesehen und da hat eine dicke Frau immer heimlich Klopapier gegessen. Das halte ich schon irgendwie für kreativ.
Ich käme nicht einmal mit voller Absicht auf so langweilige Sidequest-Ideen wie die Macher von Xenoblade Chronicles 2. Ich hatte sogar einen Albtraum deswegen. Ein bis an die Zähne bewaffneter Terrorist stand vor mir…
Terrorist: „Ahmet, ich will eine Idee für eine Nebenmission hören, die noch langweiliger ist als die optionalen Quests in Xenoblade Chronicles 2.“
Ich: „Und wenn mir nichts Langweiligeres einfällt?“
Terrorist: „Dann schieße ich dir mit dieser Schrotflinte ins Gesicht.“
Ich: „Mir fällt leider wirklich nichts ein, aber bitte töte mich nicht. Ich habe eine kranke Mutter! Töte lieber meine kranke Mutter!“
Eigentlich wollte ich jetzt eine paar der Nebenmissionen beschreiben, aber mir fällt tatsächlich keine bestimmte ein. Sie sind in meinem Gehirn zu einem undefinierbaren Klumpen verschmolzen, da ich mir nichts mehr merken kann. Moment… an eine besonders öde Mission kann ich mich durchaus noch erinnern.
Eine Gestalt bittet mich, ihr eine Art Zimtschnecke in einem Süßwarengeschäft zu kaufen. Hier geht’s für mich schon los! Was würdet Ihr tun, wenn euch eine wildfremde Person anspricht: „Ich will eine Zimtschnecke und die besten gibt’s in diesem ganz speziellen Süßwarengeschäft!“
Wahrscheinlich würdet Ihr sagen: „Danke, für die Info, auch wenn mich das einen Scheißdreck interessiert. Bitte belästigen Sie mich nicht länger, sonst rufe ich die Polizei.“ Ihr seid nicht alleine, denn ich würde genauso reagieren.
Xenoblade-Held Rex ist aber ein totaler Volldepp, der sich von allen ausnutzen und auf der Nase herumtanzen lässt. Natürlich erfüllt er den unverschämten Wunsch der fremden Kreatur. Ihr müsst also den Süßwarenladen finden, was dank der unübersichtlichen Karte kein Spaß ist. Dann bringt Ihr dem Fremden seine Zimtschnecke und der jammert Euch zum Dank die Ohren voll, weil er mittlerweile seine Halskette verloren hat. Ihr rennt also zur nächsten Map-Markierung. Dort erledigt ihr eine Krabbe, die offenbar die Kette in ihren Eingeweiden hatte. Anschließend müsst Ihr die Kette beim Besitzer abliefern. DHL oder UPS gibt’s in der märchenhaften Zauberwelt nicht, also müsst Ihr erneut zu der dummen Sau latschen. Zum Dank erhaltet Ihr irgendwelche Items, die deutlich schlechter sind als die aktuell ausgerüsteten.
Ihr vergeudet also wertvolle Lebensminuten mit einer superlangweiligen Mission und werdet dafür auch noch mit völlig wertloser Grütze belohnt. Das Spiel ist in seiner Gesamtheit echt geil, aber die Nebenmissionen trüben den positiven Gesamteindruck erheblich. Dabei wäre es so einfach, ein paar richtig unterhaltsame Sidequests zu integrieren. Hier sind zwei Beispiele, die Xenoblade 2 zu einem Meisterwerk gemacht hätten:
Das Fabelwesen Chikipom hat nahe der Elfenwaldlichtung eine kleine Hütte entdeckt. Dort lebt ein alter Mann namens Hector, doch Chikipom ist sich sicher, dass es sich in Wirklichkeit um einen ranghohen Nazi handelt: SS-Standartenführer Egon Bumsinski – besser bekannt als „Das Blutschwein von Tirol“. Ihr besucht Hector und stellt ihn zur Rede. Er verweigert natürlich die Aussage. Was nun? Es ist überliefert, dass Egon Bumsinski sehr schmerzempfindliche Hoden hat, also müsst Ihr eine alte Ruine durchforsten und zahlreiche Monster töten, um das mysteriöse Relikt „Bahamuts Schock-Tanga“ zu finden. Danach klaut Ihr Hectors einzige Unterhose von seiner Wäscheleine und hängt stattdessen „Bahamuts Schock-Tanga auf. Am nächsten Tag besucht Ihr Hector. Mitten im Gespräch erhält er plötzlich einen Hodenstromstoß von „Bahamuts Schock-Tanga“ und brüllt lautstark: „Beim Barte des Führers!“ Damit entlarvt sich das Nazi-Schwein selbst! Ihr legt ihm eine Schlinge um den Hals, um ihn vor das Haus zu zerren. Elfen und andere Fabelwesen schlagen mit Knüppeln auf ihn ein, bis er kaum noch als menschliches Wesen zu erkennen ist. Mit letzter Kraft richtet er sich auf, um völlig benommen seinem Führer zu salutieren. Ihr köpft die Drecksau und das Blut spritzt auf das pralle Dekolleté eurer Begleiterin Pyra. Alle jubeln!
In einer Waldschänke trefft ihr den femininen Detlef. Er wirkt traurig und möchte in Ruhe gelassen werden. Nun müsst Ihr ihm heimlich Liquid Ecstasy ins Getränk kippen, um ihn etwas aufzulockern und freundlicher zu stimmen. Detlefs Anspannung verfliegt und er verrät Euch, dass in Kürze ein Twerk-Contest stattfinden wird. Es wäre sein Traum, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, aber: Zum Twerken braucht man ein massives Gesäß – im Fachjargon auch „Phat Ass Booty“ genannt. Detlef hat einen eher knöchernen Hintern und bräuchte Arsch-Implantate, um überhaupt eine Chance zu haben. Die Operation kostet schlappe 20.000 Goldstücke, also müsst Ihr einen Weg finden, das Geld für ihn aufzutreiben. Also reist Ihr durch die Welt, absolviert Söldneraufträge, sammelt Loot und so weiter. Als Ihr das Geld endlich beisammenhabt, besucht Ihr Detlef. Er ist überglücklich und macht sich mit der Kohle auf zur Klinik – zumindest glaubt Ihr das. Als Ihr Detlef nach der OP besuchen wollt, scheint keine der Krankenschwestern je seinen Namen gehört zu haben. Kurz: Das miese Schwein hat Euch eine Lügengeschichte aufgetischt und ganz frech um 20.000 Flocken erleichtert. Ihr geht zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Die Beamten sind sehr ehrlich und teilen Euch mit, dass Ihr das Geld wahrscheinlich nie mehr wiedersehen werdet. Diese negative Erfahrung lässt Euch verbittert zurück und sorgt letztlich dafür, dass Ihr beim Volksentscheid gegen die Homo-Ehe stimmt.
So geht das, liebe Spacken von Monolith Soft!
Ahmet Iscitürk schreibt seit 1998 über Spiele und vieles mehr. Seine Texte sind schlecht und er schämt sich dafür.
Web: www.texteatme.com
Twitter: @SchweinOfLove
Podcast: