Das Remake von The Last of Us hätten wir nun wirklich nicht gebraucht. Aber es gibt sehr wohl Spiele, die gerne wiedergeboren werden dürften.
Sechs Spiele, die wirklich ein Remake gebrauchen könnten
Die Videospielindustrie ist wie die Filmbranche: Anstatt sich vermehrt darauf zu konzentrieren, neue Ideen zu verwirklichen, gehen die großen AAA-Hersteller lieber auf Nummer sicher und produzieren entweder klassische Fortsetzungen, Reboots oder gar gleich Remakes. Letztere haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und in den nächsten Jahren erwarten uns Neuauflagen von Dead Space, Resident Evil 4, Max Payne 1 und 2, Gothic, System Shock und noch einige mehr. Obendrein ist gerade erst The Last of Us: Part 1 erschienen – ein recht kontrovers diskutiertes Remake. Immerhin hat das Original gerade mal neun Jahre auf dem Buckel, sieht immer noch ordentlich aus und spielt sich nach wie vor gut. Ist da wirklich eine Neuauflage zum Preis von 80 Euro nötig? Die Frage beantworte ich in meinem Test.
Während ich mich mit The Last of Us: Part 1 beschäftigte, dachte ich darüber nach, von welchen Spielen ich denn wirklich mal gerne Remakes sehen wollen würde. Und so sehr ich ja dafür plädiere, dass sich Entwickler lieber neue Dinge ausdenken sollen, ein paar Titel sind mir doch in den Sinn gekommen. Manche habe ich gespielt, andere nicht. In allen Fällen hätte ich Lust, die Geschichten und Spielwelten (nochmal) zu erleben, aber aus verschiedenen Gründen mag ich die alten Spiele nicht mehr anfassen. Remakes kämen daher sehr gelegen. Und ich bin mir sicher: Es ist mindestens ein Kandidat dabei, bei dem ihr auch sagen werdet: "Ja, den könnte man echt mal remaken."
Resident Evil
Genre: Survival-Horror
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Release: 1. August 1996
Plattformen: PC, PS1, Saturn
Ich weiß, was ihr jetzt sagen werdet: "Aber Jens, es gibt doch längst ein Remake von Resident Evil." Mir ist durchaus bewusst, dass schon 2002 eine Neuauflage für den GameCube erschienen ist, die es 2014 als Remaster auf den PC und die damals aktuellen Konsolen geschafft hat. Aber: Auch diese Version kann ich einfach nicht spielen. Es tut mir leid, ich kann mir diese Panzersteuerung der Charaktere nicht mehr geben. In den 90ern mag das richtig genial gewesen sein und Anfang der 2000er von mir aus auch noch, aber Videospiele haben sich weiterentwickelt.
Ich liebe das Remake von Resident Evil 2. Das des dritten Teils habe ich bislang nur kurz angespielt, möchte es aber auf jeden Fall noch nachholen – trotz der lauten Kritik daran, dass die Entwickler Inhalte aus dem Original einfach gestrichen haben. Als nächstes folgt nun das neue Resident Evil 4. Ich freue mich darauf, aber wenn man mich gefragt hätte, wäre ein zweites Remake des Serienerstlings nötiger gewesen. Stellt euch das doch nur mal vor: in der aktuellen RE Engine die gute alte Spencer Villa erkunden, aus der Schulterperspektive. Das wäre doch fantastisch. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das irgendwann möglich sein wird. Oder will Capcom etwa irgendwann Resident Evil 5 und 6 remaken?
Metal Gear Solid
Genre: Schleichspiel
Entwickler: Konami
Publisher: Konami
Release: 2. September 1998
Plattformen: PC, PS1
Ich habe recht spät den Weg zur "Metal Gear Solid"-Reihe gefunden. Ich habe als Kind weder eine PlayStation 1 noch eine PlayStation 2 gehabt und den ersten Teil lediglich bei Freunden mal gesehen. Erst 2009 habe ich die Spiele nachgeholt. Man hätte meinen sollen, dass mir Teil 1 damals schon zu altbacken gewesen wäre, aber ich hatte in der Tat viel Spaß damit – und dass, obwohl ich es mit der miesen deutschen Sprachausgabe gezockt habe. Oder fand ich es gerade deswegen so unterhaltsam?
Heute, 13 Jahre später, ist meine Lust, das Original nochmal anzurühren, äußerst gering. Da hilft es nicht, dass die Story großartige Momente bietet, die ich niemals vergessen werde (ich sage nur Sniper Wolf). Grafisch ist Metal Gear Solid aufgrund seiner PS1-Wurzeln extrem veraltet und die Spielmechanik hätte man nun auch schon 2009 als nicht mehr aktuell bezeichnet. Das Remake mit dem Untertitel The Twin Snakes schlägt sich in beiden Disziplinen besser, aber hat eben auch schon 18 Jahre auf dem Buckel – und das merkt man ihm an. Eine moderne Variante mit dem Third-Person-Gameplay, wie wir es aus dem fünften Serienteil kennen, wäre ein Segen. Dann würde ich mich liebend gern nochmal auf Shadow Moses begeben.
Deus Ex
Genre: Action-RPG
Entwickler: Ion Storm Austin
Publisher: Eidos Interactive
Release: 26. Juni 2000
Plattformen: PC, PS2
Von der Existenz von Deus Ex erfuhr ich erst, als der Nachfolger Deus Ex: Invisible War erschien, der bei Kritikern bei weitem nicht so gut ankam wie Teil 1. Gespielt habe ich das Original bis heute nicht, nur ein Reinzocken in Human Revolution und Mankind Divided hat es mal gereicht. Dabei weiß ich ja längst, was für ein Meilenstein der Computerspielgeschichte Deus Ex ist und vom Genre her sagt es mir auch noch voll zu. Ein Rollenspiel in einer Cyberpunk-Welt mit großer Handlungsfreiheit, dank der ich meine Ziele sowohl mit Stealth-Taktiken als auch laut ballernd erreichen kann? Das ist voll mein Ding!
Nur leider sieht Deus Ex heutzutage nun mal so aus, wie es aussieht. Es gibt zwar die "Revision"-Mod, die die Optik des Klassikers stark aufwertet, aber dadurch wird er nun auch nicht zu einem echten Hingucker. Es gibt zwar höher aufgelöste Texturen und neue Effekte, aber die Animationen beispielsweise bleiben so steif wie eh und je. Nein, für mich müsste es dann schon ein Remake von Deus Ex sein. Das darf dann auch gerne eine 1:1-Adaption sein, solange eben die Grafik und das Gameplay auf modernem Niveau sind.
The Operative: No One Lives Forever
Genre: Ego-Shooter
Entwickler: Monolith Productions
Publisher: Fox Interactive, Sierra Entertainment
Release: 8. Dezember 2000
Plattformen: PC, PS2
Bevor sich Monolith Productions (nicht verwechseln mit den Xenoblade-Machern von Monolith Software) mit den Mittelerde-Spielen generischen Open Worlds widmete, war das Studio aus Kirkland, Washington lange Zeit einer der Experten auf dem Gebiet der Ego-Shooter. Einer der vielen Klassiker, die das Team gemacht hat, ist No One Lives Forever – den ich nie gespielt habe. Aber ich habe den zweiten Teil gezockt und das sehr gerne. No One Lives Forever 2: Agentin in geheimer Mission war nämlich das Spiel auf der DVD der ersten PC PowerPlay.
Ich würde vermutlich sogar den ersten Teil in seiner Originalfassung heute noch nachholen. Im Gegensatz zu Deus Ex kann ich mir in diesem Fall die Grafik noch anschauen, was vermutlich an dem etwas comichafteren Look liegt. Das Problem: No One Lives Forever ist nicht digital erhältlich. Man muss also nach einer Disc-Version auf dem Gebrauchtmarkt Ausschau halten, bloß hat mein PC kein DVD-Laufwerk. Es müsste also das Unternehmen, das die Markenrechte hat (wer auch immer das ist), Geld in die Hand nehmen, um No One Lives Forever ein Comeback zu verschaffen. Und dann wäre ein Remake echt super (aber ich würde mich auch mit aktualisierten Fassungen der Originalspiele zufriedengeben).
The Elder Scrolls 3: Morrowind
Genre: Rollenspiel
Entwickler: Bethesda Game Studios
Publisher: Bethesda Softworks
Release: 2. Mai 2002
Plattformen: PC, Xbox
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den "The Elder Scrolls"-Spielen. Ich liebe Skyrim, ich hasse Oblivion. Die ersten beiden Teile Arena und Daggerfall habe ich nie gespielt und Morrowind nur mal kurz ausprobiert. Für mehr hat es bei Teil 3 nicht gereicht. Das liegt nicht an der Grafik – die lässt sich ja dank Mods ordentlich aufbrezeln. Ich störe mich auch kaum daran, dass die meisten Dialoge nicht vertont sind und man dementsprechend viel lesen muss. Nein, mein Hauptproblem mit The Elder Scrolls 3: Morrowind ist das Kampfsystem. Anders als in den Nachfolgern ist es hier noch so, dass bei jedem Angriff im Hintergrund darum gewürfelt wird, ob ihr trefft oder nicht. In einem Action-basierten System kann ich so was gar nicht abhaben.
Ok, auch hierfür gibt es eine Mod, die dieses Manko ausmerzt. Jedoch bleibt dann noch ein anderes Problem bestehen: die Kampfanimationen. Die sind extrem steif. Dazu kommt noch das nicht vorhandene Trefferfeedback. Diese Kleinigkeiten rauben mir den ganzen Spaß. Dabei würde ich die faszinierende Welt von Morrowind gerne mal erkunden, weil sie so anders ist als das, was wir aus Oblivion und Skyrim kennen. Ein Remake wäre daher fantastisch. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Bethesda so was jemals selbst machen wird. Vielleicht erfüllen mir aber Fans bald den Wunsch: Schon seit Jahren arbeiten Modder an "Skywind", einem Remake von Morrowind auf Basis von Skyrim. Ich hoffe sehr, dass diese Mod wirklich irgendwann erscheint. Aber bei solchen Hobbyprojekten kann man nie wissen, ob nicht doch irgendwas dazwischenkommt und die Arbeiten deshalb abgebrochen werden.
Mass Effect
Genre: Rollenspiel
Entwickler: BioWare
Publisher: BioWare
Release: 23. November 2007
Plattformen: PC, Xbox 360
Kommen wir zum letzten und zugleich auch jüngsten Spiel auf meiner "Welche Remakes ich gerne hätte"-Wunschliste: Mass Effect. Wer den Auftakt der großartigen Sci-Fi-Trilogie von BioWare nie gespielt hat, wird das vielleicht nicht ganz nachvollziehen können. Grafisch geht der ja noch durchaus in Ordnung und spielerisch … Nun, hier ist der Haken: Das Shooter-Gameplay in Mass Effect 1 ist einfach nicht gut. War es damals schon nicht und ist es heute erst recht nicht mehr. Das liegt hauptsächlich am miesen Trefferfeedback. Aber auch das Deckungssystem hat seine Probleme. Die Action spielt sich schlichtweg "clunky" – auch weil ihr in Menüs herumnavigieren müsst, wollt ihr Spezialfähigkeiten einsetzen.
Die Nachfolger haben das wesentlich besser gemacht und spielen sich heute noch gut – auch in ihren Originalversionen. Nun gibt es mittlerweile die Legendary Edition und ja, das Remaster von Teil 1 spielt sich besser. Ich habe trotzdem Schwierigkeiten damit gehabt, die Kämpfe als spaßig zu empfinden. Und dann kommen noch die anderen Schwächen von Mass Effect 1 hinzu: die vielen generischen, öden Planeten und die damit verbundenen Nebenquests. Man kann zwar einen Großteil davon ignorieren, ohne irgendwann zu schwach für die Hauptmissionen zu sein, aber gänzlich links liegen lassen kann man den Kram nun auch nicht. Ein Remake mit modernem Gameplay und ohne den ganzen schlechten Teil der optionalen Inhalte und dafür einigen neuen, guten Nebenquests, das wär's. Fragt sich nur: Was ist mit Teil 2 und 3? Die Spiele sind untrennbar, also eigentlich müsste EA dann alle drei Spiele remaken, Nun haben das Mass Effect 2 und 3 aber gar nicht nötig. Wie wäre es damit, wenn man aus der Trilogie ein riesiges, zusammenhängendes Spiel machen würde, das aber alle guten Inhalte aller drei Spiele enthält? Klingt das nicht nach einer guten Idee?
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