2021 ist Marvel's Guardians of the Galaxy für alle Systeme erschienen, aber hat es jemand auf der Switch gespielt?
Nicos Nische: Marvel's Guardians of the Galaxy (Cloud-Version)
2022 – neues Jahr, neues Glück heißt es im Volksmund. So in etwa bin ich auch auf diese Artikelreihe gekommen. Ursprünglich war etwas ganz anderes geplant, um euch die nächsten zwölf Monate mit interessanten Einblicken in die Gaming-Welt zu unterhalten, aber nach einigen Diskussionen im Team ist aus meiner Anfangsidee etwas gänzlich Neues entstanden: Nicos Nische – Spiele, die sonst kaum einer anfasst. Abgesehen vom beruflichen Spielen hat jeder von uns natürlich auch ein Privatleben und manchmal deckt sich der persönliche Geschmack nicht unbedingt mit dem, was wir im Arbeitsalltag vorgesetzt bekommen. Bei mir ist es zudem so, dass ich nach mehr als 20 Jahren in dieser Branche mitunter auf der Suche nach etwas Obskurem, Kuriosem oder in irgendeiner Form Außergewöhnlichem bin. Also ein Spiel oder irgendeine Komponente in einem Spiel, die mich persönlich tangiert oder so merkwürdig anders ist, dass ich es gerne einmal ausprobieren möchte. Den Anfang macht Marvel's Guardians of the Galaxy.
Wer spielt schon Cloud Games auf der Switch? Ich!
Marvel's Guardians of the Galaxy ist nicht nur das erste Spiel dieser Artikelreihe, sondern zugleich auch der erste Titel in diesem Jahr, den ich durchgespielt habe (und auch das zum ersten Mal). Jetzt mögen vielleicht einige sagen: "Mimimi, aber so außergewöhnlich ist das neueste Abenteuer von Eidos Montréal und Square Enix ja gar nicht! Es war immerhin eines der coolsten Spiele des letzten Jahres und hat für jede Menge Trubel gesorgt." (Unseren Test, in dem es nicht ganz so gut abgeschnitten hat wie bei anderen Magazinen, könnt ihr übrigens hier nachlesen.) Es gibt nur einen kleinen Unterschied: Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielern habe ich Marvel's Guardians of the Galaxy fast ausschließlich auf der Nintendo Switch gespielt, vornehmlich um einmal auszuprobieren, wie so eine Cloud-Version auf der Hybridkonsole läuft. Ich hätte mich auch für Hitman 3, Control, The Forgotten City oder A Plague Tale: Innocence entscheiden können. Da ich die ersten beiden aber bereits auf anderen Konsolen durchgespielt habe und mich die letzteren beiden nicht interessieren, fiel die Wahl auf das Abenteuer rund um Star-Lord, Rocket und Co.
Inhaltlich gibt es, abgesehen vom Fehlen jeglicher Vorbestellerboni, keine Unterschiede. Marvel's Guardians of the Galaxy sollte sich auf der Switch im Prinzip also genauso erleben lassen wie auf den anderen Konsolen und dem PC. Allerdings nur im Prinzip, wie ich feststellen musste, denn es steht und fällt alles mit einer schnellen und stabilen Internetverbindung. Nun ist schnelles Internet zwar schon weit verbreitet, aber eben auch nicht überall. Ich gehöre zum Beispiel zu den Personen, die nur eine 16.000er-Leitung haben, aber das reicht eigentlich für den Alltag aus und auch die Testverbindung gab grünes Licht für ein actionreiches Spielerlebnis. Zum Vergleich: Google gibt an, dass man für den Streaming-Dienst Stadia eine 14.000er-Leitung als Minimum benötigt. Ich zocke Marvel's Guardians of the Galaxy also offensichtlich nicht unter Ideal-, sondern unter Realbedingungen.
Ein Ruckeln hier, ein Stottern da ...
Gespielt habe ich Marvel's Guardians of the Galaxy sowohl per WLAN als auch mit angeschlossenem LAN-Kabel, die Docking-Station des OLED-Modells macht's möglich. In beiden Fällen ist es nicht so gewesen, als wäre der Titel unspielbar. Es ist sogar ziemlich erstaunlich, wie einfach das Ganze eigentlich funktioniert. Nur zeigen sich beim Spielen einige Schwachstellen. Die Immersion, die auf den anderen Systemen erreicht wird, ist auf der Switch nicht in dem Umfang gegeben. Das liegt vor allem an zwei Dingen. Die Eingabeverzögerung ist mal mehr und mal weniger spürbar, in seltenen Fällen wird ein Kommando auch mal gar nicht erkannt. Das kann gerade in hektischen Kampfszenen durchaus für Frust sorgen. Ab und an ist es mir sogar passiert, dass ich dadurch unabsichtlich in einen Abgrund gelaufen bin. Die Artefaktbildung, wenn sich die Switch in der Dockingstation befindet und mit dem TV verbunden ist, von der manche Kollegen berichten, trat bei mir nicht auf. Aber was nützt alle graue Theorie, wenn man das nicht selbst erlebt hat? Das anschauliche Video von Handheld Players zeigt unter anderem einige der angesprochenen Probleme:
Einstellungen? Fehlanzeige!
Dazu kommt als zweites Problem über weite Strecken ein minimales Stottern, Ruckeln kann man es nicht wirklich nennen. Aber es ist eben so, dass man dadurch immer wieder aus dem Spielfluss herausgerissen wird. Ich hätte mir gewünscht, dass die Entwickler mir eine Option gegeben hätten, bei der ich zwischen einem Performance- und Quality-Modus wechseln könnte. Im Zweifelsfall würde ich nämlich eine höhere und damit im Endeffekt stabilere Framerate bevorzugen (auch wenn diese ab und an absacken sollte) und dafür auf einige Effekte verzichten oder eine geringere Auflösung in Kauf nehmen.
Bei anderen Cloud Games auf der Switch bietet man mir diese Option schließlich auch. Stattdessen wird bei Marvel's Guardians of the Galaxy je nach Qualität der Internetverbindung automatisch entschieden, wie mir das Spiel präsentiert wird. Wenn ich zuvor allerdings mehrere Minuten eine Ruckelorgie erleben durfte, weil vielleicht irgendwo ein paar Datenpakete quer sitzten, schwindet die Motivation weiterzuspielen doch sehr stark. Einen Pluspunkt hat das Streaming auf der Switch aber: Es wird ständig zwischengespeichert, so dass im Falle eines Verbindungsabbruchs fast wieder an der gleichen Stelle angesetzt werden kann.
Wie lange darf ich eigentlich spielen?
Allerdings stelle ich mir eine Frage, seitdem ich den Titel auf der Switch gespielt habe: Wie lange werde ich Marvel's Guardians of the Galaxy überhaupt spielen können? Ich habe stolze 70 Euro dafür hingeblättert und bin nun quasi dem guten Willen von Square Enix ausgesetzt, dass die Server möglichst lange am Netz bleiben. Immerhin wird es eine Warnung sechs Monate im Voraus geben, sollte der Service irgendwann einmal eingestellt werden. Bei Downloadspielen oder Titeln, die ich im Laden kaufe, kann ich, solange die Konsole nicht ihren Geist aufgibt oder ich das Spiel von der Festplatte entferne, immer wieder in die entsprechenden Welten abtauchen. Im Fall von Cloud Games bleiben im Zweifelsfall nur noch die aufgenommenen Videos und Bilder als Erinnerung ans Spielerlebnis übrig, sollte der Support eines Tages enden.