Unser "Monster Hunter Rise"-Test lässt noch auf sich warten. Jens verrät euch aber schon mal seinen Ersteindruck.
Monster Hunter Rise macht eine Rückkehr zu World unmöglich
Alle Welt hat Monster Hunter Rise schon getestet und in Teilen mit hohen Wertungen versehen – und ich kann jetzt schon erkennen, dass die sicherlich nicht unverdient sind. Aber ich habe lediglich ein paar wenige Stunden auf die Jagd gehen können, weil wir unser Testmuster erst zum Release bekommen haben und ich es aufgrund dessen, dass die Post eben auch nicht rund um die Uhr arbeitet, erst am Montag in den Händen halten konnte. Und da Monster Hunter Rise serientypisch ein verdammt umfangreiches Spiel ist, das viel Zeit beansprucht, habe ich mir überlegt, euch an dieser Stelle schon mal an meinen ersten Impressionen teilhaben zu lassen – und zu er erklären, warum ich vermutlich nie wieder Monster Hunter: World spielen können werde.
Mehr als ein Spin-off, aber kein richtiges Sequel
Monster Hunter Rise ist weder eine vollwertige Fortsetzung, also eine Art Monster Hunter: World 2, noch ein abgespecktes Spin-off, das Capcom mal eben so nebenbei für die Switch entwickelt hat. Zu Ersterem passt schließlich nicht, dass die Grafik logischerweise spürbar schlechter ist und die Gebiete etwas weniger weitläufig sind. Hierzu sei jedoch gesagt, dass a) Monster Hunter Rise für ein Switch-Spiel dann doch äußerst ansehnlich ist (zumindest die Figuren, insbesondere Monster sehen klasse aus) und b) die Levels immer noch groß genug sind.
Tja, und dann ist Rise eben doch auch in Teilen eine konsequente Weiterentwicklung von World. Es übernimmt die Stärken, die mit dem Ableger von 2018 eingeführt wurden, also etwa die erhöhte Zugänglichkeit und die nahtlosen Gebiete ohne Ladezeiten, und baut zusätzlich Ideen, die in Monster Hunter: World mit der "Iceborne"-Erweiterung hinzugekommen sind, noch weiter aus. Man könnte auch sagen: Capcom hat sie in Monster Hunter Rise perfektioniert. Und genau das ist der Grund, warum ich vermutlich nicht wieder zum schöneren und zumindest derzeit noch umfangreicheren Quasi-Vorgänger zurückkehren werde.
Mein Freund mit der kalten Schnauze
Die Palamutes möchte ich nicht mehr missen. Neben den katzenartigen Palicos, die Fans der Reihe altbekannt sind, gibt es nun auch Hunde. So wie ihr euch zu Spielbeginn eure eigene Begleitermieze erstellt (und natürlich euren Jäger), so bastelt ihr euch im Editor auch euren Vierbeiner zusammen, der euch fortan auf euren Abenteuern begleitet. Spielt ihr solo, werdet ihr von beiden Tieren unterstützt, im Koop sucht ihr euch aus, wer an eurer Seite stehen soll. Genau wie euer Palico hilft euch auch der Palamute im Kampf, vor allem dient er aber als Reittier.
In Monster Hunter World: Iceborne ist es auch schon möglich, auf kleinen Monstern, beispielsweise einem Jagras, zu reiten. Aber die fungieren eher als eine Art Wildnistaxi. Ihr müsst sie also jedes Mal in den Gebieten aufsuchen und könnt sie nicht aktiv steuern. Die Palamutes in Monster Hunter Rise sind hingegen vollwertige Mounts. Nicht nur, dass ihr mit ihnen schnell von A nach B kommt, ihr könnt auf ihrem Rücken Items benutzen und eure Waffe schärfen, während ihr durch die Gegend reitet. Das ist absolut großartig! Und viele Ressourcen lassen sich wortwörtlich beim Vorbeireiten einsammeln. Lediglich beim Abbau von Erzen oder dem Durchwühlen von Knochenhaufen bleibt ihr mitsamt eures Hundes kurz stehen.
Batman wäre neidisch
Die andere große Neuerung in Monster Hunter Rise sind die Seilkäfer. Die erlauben es einerseits, euch in den Jagdzonen freier zu bewegen. Die Gebiete sind sehr vertikal aufgebaut und die Seilkäfer fungieren quasi als Greifhaken, mit dem ihr höhergelegene Ebenen erreicht. Andererseits bereichern sie die Kämpfe und machen euch selbst dann recht mobil, wenn ihr mit einem Großschwert oder schweren Bogengewehr spielt. Kombiniert einfach die "ZL"-Taste mit einem der Angriffs-Buttons und ihr katapultiert euch in vielen Fällen in die Lüfte, um dann dem Monster von oben herab mächtig Schaden zu verpassen. Außerdem begünstigt ihr damit, dass es irgendwann auf dem Boden liegt und ihr es reiten könnt. Und in Monster Hunter Rise bedeutet das: Ihr legt die Seilkäfer wie Zügel an und steuert die Bestie aktiv. Das Ganze ist sehr indirekt, weil ihr ja immer noch eine wilde Kreatur kontrolliert, die so gar kein Bock darauf hat. Aber ihr könnt sie so entweder gegen Wände krachen lassen, um ihr selbst Schaden zuzufügen, oder mit ihr andere Monster angreifen.
Dadurch gewinnen die Situationen, in denen es zu Revierkämpfen zwischen zwei Ungeheuern kommt, nochmal mehr an Bedeutung. Ihr setzt dann dem hinzugekommenen Monster einfach solange zu, bis ihr es besteigen dürft, um dann damit eurem eigentlichen Jagdziel so richtig den Hintern zu versohlen. Ach ja, jedes Monster hat seine eigenen Angriffe und sogar Kombos, was einmal mehr unterstreicht, dass dieser sogenannte Wyvern-Ritt weitaus mehr als nur ein Gimmick ist.
So sehr ich Monster Hunter: World nach wie vor mag (und es ärgert mich bis heute auch, dass ich "Iceborne" nicht gespielt habe), aber ich glaube, ich würde von nun an recht schnell die Lust daran verlieren, wenn ich es mal wieder spielen würde. Spätestens dann, wenn ich eine Bestie so übel zurichte, dass sie vor mir flieht und ich hinterher hechten muss, werde ich mir denken: "Verdammt, was gäbe ich dafür, jetzt meinen Palamute rufen zu können?!" Capcom hat mit den Hunden und den Seilkäfern sowie den damit verbundenen Mechaniken Elemente der "Monster Hunter"-Rezeptur hinzugefügt, die meines Erachtens nach von nun an zum Serienstandard gehören müssen. Diese Neuerungen sind mir wichtiger als jede knackscharfe Textur und all die schönen Partikeleffekte in Monster Hunter: World, auf die ich in Rise verzichten muss.
Dem Dorf darf man nur alleine helfen
Wobei, eine Sache aus World vermisse ich dann doch: Im Switch-Spiel gibt es wie in älteren Teilen eine klare Unterteilung in Dorf- und Stätten-Quests. Erstere kann ich nur solo spielen, letztere sind für den Multiplayer ausgelegt und das Spiel empfiehlt, sie auch in der Gruppe anzugehen. Mit ersteren treibe ich die (wenig überraschend wieder sehr dünne) Geschichte voran, aber nur letztere lassen mich im Jägerrang aufsteigen. In Monster Hunter: World gibt es keine Trennung zwischen Solo- und Mehrspieler-Quests und das finde ich viel besser. Ok, das System ist nicht perfekt, weil man im Fall von Hauptmissionen immer abwarten muss, bis der Host eine Zwischensequenz gesehen hat, und man erst danach ihm beitreten kann. Aber daran hätte Capcom ja feilen können. Nun wieder strikt zu trennen, was man nur alleine und was auch im Koop spielen kann, ist keine gute Lösung.
Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Denn letztendlich bin ich mir, soweit ich diese Aussage nach meinen wenigen Spielstunden überhaupt schon tätigen kann, sehr sicher, dass Monster Hunter Rise am Ende eine sehr gute Wertung erhalten wird. Ich habe wahnsinnig viel Spaß damit, obwohl ich noch vor zwei Wochen dachte: "Ja, das wird bestimmt cool, aber irgendwie packt mich das Jagdfieber noch nicht." Und nun? Nun schlägt das Thermometer wieder vollkommen aus. Da ist es fast schade, dass ich mich ab heute erst mal auf Outriders fokussieren werde, damit wir wenigstens zu dem Titel recht zeitnah zum Release eine Review haben.