Lost Ark ist nun seit einem Monat bei uns auf dem Markt. Zeit, eine Bestandsaufnahme zu machen.
So steht es vier Wochen nach Release um das MMO
Viele Jahre haben wir darauf warten müssen, dass Lost Ark hierzulande erscheint – und auf einmal sind die ersten vier Wochen seit dem Release der Fassung für den Westen auch schon wieder vorbei. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um uns mal anzuschauen, wie der Start war, was sich seitdem getan hat und wo Lost Ark heute steht. Was sagen die Spieler? Wie ist die Serversituation? Und wie sieht es mit der Veröffentlichung weiterer Inhalte aus? All das fassen wir in diesem Artikel zusammen.
Ein holpriger Start
Bevor wir uns dem aktuellen Stand widmen, sollten wir nochmal einen Blick zurück werfen. Am 8. Februar begann der Early Access von Lost Ark für die Spieler, die sich ein Gründerpaket gekauft haben. Drei Tage später erfolgte der offizielle Release. Seitdem ist das MMORPG also für jeden kostenlos spielbar. Es brauchte aber gar nicht den Free-to-Play-Start, damit die Server voll wurden. Schon während der Vorabzugangsphase kam es zur Prime Time auf den europäischen Servern zu Warteschlangen. Da mussten wir uns auch schon mal am frühen Abend über zwei Stunden lang gedulden, bis wir auf dem inoffiziellen deutschen Server Asta zocken konnten.
So richtig schlimm wurde die Situation aber doch erst mit der offiziellen Veröffentlichung. Die Spielerzahlen schossen da steil nach oben. Am ersten Wochenende erreichte die Zahl der zeitgleich aktiven Spieler einen Maximalwert von über 1,3 Millionen. Höhere Marken hat bislang nur PUBG: Battlegrounds aufgestellt. Von da an galt: Wer am Feierabend auf Asta ein paar Stündchen spielen wollte, musste sich schon am Nachmittag einloggen. Hatte man nicht die Möglichkeit dazu, konnte man es vergessen, nach einem harten Arbeitstag in Lost Ark Entspannung zu suchen. Die Warteschlange nahm dann so ein Ausmaß an, dass man erst spät in der Nacht ins Spiel gekommen wäre. Das dürfte für die wenigsten Leute eine Option gewesen sein.
Leider hielt dieser Zustand länger an, als wir es erwartet hätten. Dass die Server zum Release überlaufen sein würden, konnten wir uns schon denken. Das gehört ja im Online-Gaming-Bereich zum guten Ton, oder? Aber während sich Situationen dieser Art bei anderen Spielen nach spätestens einer Woche beruhigen, wurde es im Fall von Lost Ark auch in Woche 2 nicht besser. Amazon Games und Smilegate konnten jedoch nicht einfach die Kapazitäten der vorhandenen Server erhöhen, weil das laut eigener Aussage technisch nicht möglich sei. Stattdessen eröffnete man eine zweite Serverregion für Europa. Aufgrund einer fehlenden Option, die eigenen Charaktere zu transferieren, waren die neuen Server nur für die Leute eine Lösung, die zuvor entweder noch gar nicht oder kaum gespielt hatten. Wenn aber jemand schon einen Charakter auf Level 50 gebracht hat und im Endgame unterwegs gewesen ist, wird er wohl kaum Lust gehabt haben, woanders nochmal ganz von vorne zu beginnen.
Die ganze Problematik führte dazu, dass die Bewertungen auf Steam zunächst nicht im Durchschnitt so positiv ausfielen, wie es das Spiel aufgrund seiner inhaltlichen Qualitäten verdient gehabt hätte. Aufgrund der überlaufenen Server standen die mehr als 84.000 Reviews in der ersten Woche nur bei "ausgeglichen". Zugegeben, 69 Prozent von ihnen waren positiv und ab 70 Prozent fasst Steam die Nutzerbewertungen als "größtenteils positiv" zusammen. Doch die Macher hatten sich bestimmt mehr versprochen. Zudem muss man jenen Wertungsdurchschnitt immer mit einer gewissen Vorsicht genießen. Schließlich gibt es auch die Art von Nutzer-Review, die nicht gerade ernst gemeint ist, etwa wenn jemand Lost Ark einen Daumen nach oben gibt, weil es ein gelungener Warteschlangensimulator sei.
Die Zeit der Warterei ist vorbei
Mittlerweile ist die Situation zum Glück deutlich besser. Selbst zur Prime Time am Freitagabend kommen wir auf Asta, ohne in der Warteschlange zu landen, obwohl der Server als "ausgelastet" gilt. Zwar ist das keine Garantie dafür, dass es gar nicht mehr zu Wartezeiten kommt, aber verglichen mit der Lage in den ersten zwei bis drei Wochen nach Release doch ein Grund zum Aufatmen.
Der Grund dafür ist aber nicht, weil die Verantwortlichen es doch noch hinbekommen haben, vorhandene Server zu vergrößern. Zum einen kann es natürlich sein, dass doch relativ viele Spieler den Server wechselten, weil sie sich gedacht haben: "Lieber neu anfangen, als gar nicht spielen können." Die Vermutung liegt aber nahe, dass etwas ganz anderes den langen Warteschlangen den Garaus gemacht hat: Am 5. März gab Amazon Games bekannt, dass man hart daran gearbeitet habe, Tools und Methoden zu kreieren, um Bots zu identifizieren und aus dem Spiel zu entfernen. Im Zuge dessen bannte man über eine Million Accounts. Und siehe da, auf einmal hatte sich die Sache mit den langen Wartezeiten erledigt.
Lob für Gameplay und Story
Dass die Nutzerwertungen auf Steam nun bei "größtenteils positiv" stehen, hat nicht zwingend etwas damit zu tun. Die Anzahl neu erscheinender negativer Reviews nimmt schon seit der zweiten Woche nach Release von Lost Ark immer weiter ab – die der positiven jedoch auch. Klar, die meisten Leute wollen ihre Meinung eben kurz nach ihren ersten Spielstunden kundtun und warten damit nicht erst mehrere Wochen. Dass die Startschwierigkeiten für die Besprechung des Titels aber immer weniger eine Rolle spielen, je mehr Zeit vergeht, liegt auf der Hand. Und da Lost Ark eben ein wirklich gutes MMO mit einem tollen Kampfsystem, clever designten Klassen, einer ansehnlichen Optik und einer gigantischen Menge an Inhalten ist, verwundert es nicht, dass der Prozentanteil der positiven Steam-Wertungen weiter ansteigt.
Die Spieler loben vor allem die Geschichte und deren Inszenierung sowie das Design der vielen verschiedenen Gebiete, die mit großem Abwechslungsreichtum glänzen. Auch das grundlegende Gameplay und die Klassen finden Anklang. Aber die Community hat auch Kritikpunkte. Manchen Leuten ist der Grind-Faktor im Endgame zu groß. Darauf gehen wir weiter unten noch näher ein. Ein anderer Grund für Kritik ist das Questdesign. Dass viele Aufträge einfach nur daraus bestehen, von A nach B zu laufen oder Objekte hin und her zu tragen, stößt verständlicherweise auf wenig Gegenliebe – wobei es auch hier Ausnahmen gibt.
Neue Inhalte sind schon da
Ein Fakt ist, dass Lost Ark bei uns direkt mit einem riesigen Umfang gestartet ist. Das ist der Vorteil, wenn ein MMO in seiner Heimat schon drei Jahre vorher auf den Markt gekommen ist und seitdem stetig ausgebaut wurde. Wir haben zwar noch nicht alle Inhalte der koreanischen Fassung, die beispielsweise sieben Klassen mehr enthält, dennoch kann niemand behaupten, dass ihm schnell die Betätigungsmöglichkeiten ausgehen – zumal aufgrund der vielfältigen und gut designten Klassen der Wiederspielwert enorm hoch ist.
Doch wenn die Entwickler keine Inhalte nachreichen würden, gäbe es irgendwann nichts mehr zu tun. Der Fall würde in Lost Ark zwar erst nach Hunderten Stunden eintreten, aber bei einem MMORPG sollte man idealerweise nie an diesen Punkt kommen. Die gute Nachricht: Die Verantwortlichen haben es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Monat ein neues Inhalts-Update zu veröffentlichen und das erste ist jüngst erschienen. Jener März-Patch fügt Lost Ark eine neue Questreihe mitsamt neuen Inseln und einen Abgrund-Raid hinzu. Außerdem gibt es mit dem "Großen Preis von Arkesia" ein lustiges Event, bei dem zwei Teams a sieben Spieler in einem Rennen gegeneinander antreten. Und wo wir gerade beim Thema PvP sind: Das Update legt auch den Grundstein für die erste Saison des gewerteten Arenamodus, die Ende März beginnt.
Ärger im Endgame
So gut das alles klingen mag, es gibt auch Kritik an dieser ersten großen Aktualisierung. Die bezieht sich jedoch weniger auf die neuen Inhalte (was nicht heißt, dass diesbezüglich niemand was zu meckern hat), sondern mehr auf die Balancing-Änderungen. Wir haben ja bereits darüber berichtet, dass eine Reduzierung des Schwierigkeitsgrads einiger Abgrund-Dungeons sowie Wächter-Raids aus Klasse 1 und 2 des Endgames angekündigt wurden. Was für Gelegenheitsspieler wie Musik in den Ohren klingen mag, empfinden andere Leute als Problem.
Ein Nutzer im offiziellen Forum beschreibt das Ganze so, dass die Macher von Lost Ark mit diesem Schritt die betroffenen Inhalte entwerten. Die Logik dahinter: Je mehr Spieler ohne große Probleme die Dungeons und Raids meistern, desto weniger Zeit verbringen sie automatisch damit. Sie schnetzeln sich schnell durch und widmen sich dann direkt den nächsten Herausforderungen, was auch dazu führe, dass sie flotter das derzeitige Ende der Progression erreichen. Dadurch verkürze sich die Lebenszeit des Spiels.
Ein weiteres Problem in den Augen vieler Spieler ist eine Änderungen, die in ihren Augen im März-Update fehlt. Im Endgame von Lostg Ark ist es elementar, die eigene Ausrüstung aufzuwerten. Das kostet wertvolle Ressourcen, die man sich mühsam erspielen oder für jede Menge Gold im Aktionshaus kaufen muss. Soweit ist das alles noch ok, immerhin reden wir hier vom Endgame. Der Haken daran ist, dass der Aufwertungsprozess für Waffen und Rüstungsteile eben nicht nur sehr teuer ist, sondern auch fehlschlagen kann – und das mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit. Dadurch kann es extrem langwierig werden, ein hohes Item-Level zu erreichen. Und wenn ihr ständig Materialien für nichts und wieder nichts ausgebt, kommt schnell Frust auf. Kein Wunder also, dass die Spieler nach einer höheren Erfolgschance für den Upgrade-Vorgang schreien, aber liefert das März-Update genau das? Nein.
Wenn die Entwickler ein System unberührt lassen, dass von Spielern als "der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind" bezeichnet wird, brauchen sie sich nicht wundern, wenn die kritischen Stimmen noch weiter zunehmen. Und wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, dass es im Endgame von Lost Ark viele Limitierungen gibt. Zum Beispiel könnt ihr mit jedem Charakter von Haus aus nur zweimal am Tag in einen Chaos-Dungeon gehen. Auch ist die Menge an täglichen und wöchentlichen Quests, die ihr eben pro Tag/Woche abschließen dürft, begrenzt. Und ja: Natürlich lässt sich all das durch Investition von Geld ein wenig aufweichen. Angesichts dessen verwundert es noch weniger, dass sich die Community über das frustrierende Upgrade-System aufregt.
Erster größerer Einbruch der Spielerzahlen
Bei all der Kritik, die sich beispielsweise im offiziellen Forum findet, dürfen wir nicht vergessen, wie viel Spaß Lost Ark nach wie vor vielen Leuten macht. Das Spiel erfreut sich ja auch nach wie vor sehr großer Beliebtheit. Vor dem Release des März-Updates waren zu Spitzenzeiten noch über 800.000 Leute zeitgleich im Spiel. Nachdem nun gestern der Patch erschienen ist, wurden es am Abend weniger als 600.000 im Maximum. Ist das nur Zufall gewesen? Haben vielleicht viele Spieler eine langsame Internetleitung, weshalb das knapp 11 Gigabyte große Update es verhindert hat, dass sie gestern spielen konnten? Oder hatten da etwa so manche Leute aus den oben genannten Gründen keine Lust auf Lost Ark?
Wie dem auch sei: Hier wird sicherlich nicht das Ende der Erfolgsgeschichte seinen Anfang genommen haben. Ja, es gibt berechtigte Kritikpunkte, aber welches Spiel kann sich davon schon freisprechen? Das schafft ja nicht einmal Elden Ring. Alles in allem können Smilegate und Amazon Games trotz mancher Probleme sehr zufrieden damit sein, wie Lost Ark im Westen gestartet ist. Und die Spieler erfreuen sich an einem riesigen MMO mit gutem Gameplay, das sie von Haus aus erst mal kein Geld kostet. Ob es auch langfristig ein so großer Erfolg bleibt, bleibt abzuwarten. Aber ein starker Rückgang der Spielerzahlen wie bei Amazons anderem Online-Rollenspiel, New World, dürfte so schnell nicht erfolgen.