Amazon hat die Juni-/Juli-Roadmap vorgestellt und die "Lost Ark"-Fans haben ein großes Problem damit: Innerhalb dieses Zeitraums erscheint nur eine neue Klasse.
Klassennachschub zu langsam? Ein Luxusproblem, aber ein Problem
Man kann Amazon Games und Smilegate RPG wahrlich nicht nachsagen, einen schlechten Job bei der Pflege ihres Service Games Lost Ark zu machen. Seit dem Release der westlichen Version im Februar, bei dem das Inhaltspaket schon sehr dick war, ist jeden Monat ein großes Updates erschienen, das dem MMO neue Beschäftigungsmöglichkeiten, etwa in Form von Raids oder gar einem neuen Kontinent voller Quests und Co, hinzugefügt hat. Die Macher haben sogar schon das Klassenangebot mit dem Zerstörer und der Lanzenträgerin aufgestockt. Damit bietet Lost Ark sage und schreibe 16 Klassen, wenn ich mal das männliche Äquivalent der Kriegstänzerin und weibliche Form des Todesschützen nicht mitzähle. Trotz dieser großen Auswahl, die die vieler anderer Online-Rollenspiele übertrifft, sind so einige Spieler unzufrieden. Warum? Wie kann das sein? Nun, lasst es mich euch erklären.
Amazon Games hat jüngst einen Ausblick auf die neuen Inhalte gegeben, die im Juni und Juli erscheinen werden. Eigentlich ist das alles sehr vielversprechend. Diesen Monat gibt es nach der Einführung des ersten Legions-Raids im Mai direkt den zweiten, in dem ihr Vykas, die Kommandantin der Habsuchtlegion, kämpft. Dazu gesellen sich noch ein weiterer Wächter-Raid und mit der Thronspitze ein neuer Einzelspieler-Dungeon, in dem ihr euch so schnell wie möglich durch 50 Stockwerke kämpfen sollt. Im Juli folgen der Modus "Höllisch" für Valtans Legions-Raid, die Abgrund-Dungeon-Herausforderungen und … eine neue Klasse: die Arkanistin, die dritte Magierin in der westlichen Fassung von Lost Ark.
Langsamer Rhythmus und schlechte Wahl für Juli – Die Fans sind nicht glücklich
Amazon Games hat im Zuge der Ankündigung, dass die Arkanistin im Juli Einzug hält, auch bekannt gegeben, dass man fortan alle zwei Monate eine Klasse veröffentlichen wird. Als Außenstehender mag man sich da denken: "Na, das klingt doch gut." Aber dann wirft man einen Blick ins offizielle "Lost Ark"-Forum und stößt auf etliche Beiträge, die Amazon Games für diesen Release-Rhythmus kritisieren.
Da wird kritisiert, dass das Unternehmen erst alles richtig gemacht habe, indem man im April und Mai jeweils eine neue Klasse veröffentlicht hat, und nun eine 180-Grad-Drehung gemacht habe. "[Neue] Inhalte spielen keine Rolle, wenn dein Main nächstes Jahr herauskommt", schreibt ein anderer User im selben Thread. Ein weiterer bezeichnet es als "Gatekeeping", Klassen zurückzuhalten, die manche Leute als Hauptcharaktere spielen möchten. Kritik gibt es aber auch speziell für die Wahl der Arkanistin als nächster Neuzugang. "Ich hätte ja viele Klassen erwartet, aber die Arkanistin, die Klasse, die kein Schwein will?", schreibt ein deutscher "Lost Ark"-Fan. "Bringt doch lieber was Sinnvolles wie den Sensenmann, die Beschwörerin, den Pfadfinder. Oder die vielleicht sinnvollste Klasse, den Künstler." Ähnlich sieht es auch der Verfasser dieses Beitrags, der Lost Ark nun für "einige Monate" den Rücken kehren werde (auch, weil er sich noch über viele andere Dinge ärgert, etwa das Upgrade-System für Ausrüstung).
Ein Community Manager von Amazon Games hat sich bereits zu dem Thema zu Wort gemeldet. Er schreibt, dass es ursprünglich der Plan gewesen sei, alle zwei bis drei Monate eine neue Klasse zu veröffentlichen. Man habe sich dann nach dem Release dazu entschieden, das Tempo zu erhöhen, wollte aber auch nicht alle Klassen auf einmal raushauen, da deren Veröffentlichungen "wertvolle Momente für das Spiel" seien. "Ich verstehe, dass das jetzt frustrierend ist, und so sehr das Spieler-Feedback erhört wird: Letztendlich wurde diese Entscheidung zugunsten einer längeren Lebensspanne des Spiels getroffen." Die Reaktionen der Spieler auf diesen Kommentar fallen zum Großteil aber auch negativ aus. "Klassen werden nicht die Lebensspanne des Spiels verlängern", heißt es da. "Leute werden aufhören [zu spielen], weil sie wissen, dass die Klasse ihrer Wahl vielleicht nicht vor nächstem Jahr erscheint."
Wo ist das Problem, Amazon?
Ist es wirklich ein Problem, dass Amazon Games bloß alle acht Wochen eine neue Klasse veröffentlicht? Übertreiben die Spieler hier nicht ein wenig, wo die vorhandene Auswahl in Lost Ark doch schon so groß ist? Nun, ein Luxusproblem ist das ganz gewiss, gerade auch aufgrund dessen, dass das Klassendesign eine der größten Stärken des Spiels ist. Ich selbst hab mich nun auch nicht in jede der vorhandenen Heldentypen verliebt, aber ich halte keine der Klassen für langweilig. Jede einzelne hat ihre Eigenheiten und coole Fähigkeiten.
Trotzdem kann ich die Kritik nachvollziehen. Der simple Grund: All die Klassen, auf die die Spieler so sehnsüchtig warten (Sensenmann und Co) sind bereits fertig. In der koreanischen Originalversion von Lost Ark sind sie längst spielbar. Alles, was die Verantwortlichen also machen müssen, ist die Lokalisierung sämtlicher Namen und Texte, die mit den Klassen in Verbindung stehen (Fähigkeitsnamen und -beschreibungen zum Beispiel).
Das Argument des Community Managers halte ich auch für schwach. Klar, würde man alle Klassen, die in der westlichen Spielversion noch fehlen, auf einen Schlag nachreichen, hätte man einmal etwas groß zu feiern, einmal eine dicke Ladung guter PR. Aber dann wär's das halt eine ganze Weile, zumindest auf das Klassenthema bezogen. Als Hersteller verteilt man die Releases also lieber über einen längeren Zeitraum. Doch für die Spieler hat das keinen Vorteil. Klar, wenn alle neuen Klassen auf einmal in Arkesia eintreffen würden, wäre jemand, der jede davon mal ausprobieren möchte, zunächst überfordert mit der Frage: "Ja, mit wem fange ich denn nun an?" Aber nichts davon läuft ja weg und man hat eben die freie Wahl.
Der umgekehrte Fall bedeutet, dass jemand, der zum Beispiel unbedingt den Sensenmann als Hauptcharakter spielen möchte, nun warten muss, bis der irgendwann erscheint. Und je später die Klasse Einzug hält, desto langwieriger wird es, mit ihr das zum jeweiligen Zeitpunkt höchstmögliche Item-Level zu erreichen, um für alle neuerscheinenden Inhalte bereit zu sein. Dass das Leute frustriert und dazu bewegt, Lost Ark links liegen zu lassen, kann ich verstehen.
Der Aufschrei ist etwas zu laut
Nichtsdestotrotz muss man hier die Kirche im Dorf lassen: Lost Ark ist aus diesem Grund selbstverständlich kein schlechtes Spiel mit einem schlechten Service seitens Amazon Games. Die Situation wäre eine andere, wenn es derzeit beispielsweise nur fünf Klassen in der westlichen Fassung geben würde, während die Koreaner trotzdem die Auswahl aus über 20 Stück hätten. Aber stattdessen ist das Angebot auch hierzulande schon sehr vorbildlich. Ja, Amazon Games könnte ruhig etwas zügiger arbeiten. Es ist vollkommen sinnvoll, zum Beispiel nicht zu viele Endgame-Dungeons und Raids auf einmal in Lost Ark zu implementieren. Man muss stets erst mal entsprechenden Fortschritt machen, bis man sich der nächsthärteren Herausforderung stellen kann. Aber für Klassen gilt das nicht, daher wäre eine Tempobeschleunigung diesbezüglich sinnvoll. Trotzdem bleibe ich dabei, dass wir hier von einem Luxusproblem sprechen. Spieler anderer MMORPGs wären froh, wenn sie so eine große und qualitativ hochwertige Auswahl an Klassen hätten.