Jens liebt Forza Horizon 5. Es ärgert ihn aber, dass es in einem Aspekt einen Rückschritt zu den Vorgängern darstellt.
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Forza Horizon 5: Wenn Fortsetzungen nicht alles besser machen
Ich bin ein Riesenfan der "Forza Horizon"-Reihe. Es ist wohl die einzige Rennspielserie, von der ich wirklich jeden Teil etliche Stunden voller Freude gespielt habe. Teil 1 und 2 blieben damals ein bisschen unter ihren Möglichkeiten, waren aber trotzdem sehr gut. Mit Forza Horizon 3 mauserte sich die Marke dann aber wirklich zum Besten, was das Arcade-Racer-Genre zu bieten hat. Teil 4 ist ebenfalls grandios, mir persönlich hat aber eine vollwertige Kampagne gefehlt. Forza Horizon 5 hat mein Herz daher schnell erobert, weil es das Beste aus Teil 3 und 4 vereint. Im Test hat es sich bei uns trotz einiger Macken die Höchstwertung gesichert und ich würde ihm auch niemals absprechen wollen, ein fantastisches Stück Software zu sein.
Jetzt kommt das Aber: Forza Horizon 5 hat diesen einen großen Kritikpunkt, der nun dazu geführt hat, dass ich es zwar noch immer wieder mal zwischendurch spiele, den Fokus aber mittlerweile wieder auf das gute alte Forza Horizon 3 lege. Im Test haben wir den auch klar herausgestellt: Die KI ist nicht gut. Ich zitiere:
"In Forza Horizon 5 fahren die KI-Fahrer die meiste Zeit stumpf auf der Ideallinie. Gerade die vorderen Vier des Feldes wirken oft wie eine Perlenkette, die sich im Kollektiv über die Strecke bewegt, anstatt dass man untereinander um den Sieg ringt. Klar sind immer wieder Überholmanöver zu beobachten, vor allem in der Anfangsphase eines jeden Rennens. Aber das beschriebene Bild zeigt sich eben doch zu oft und so passieren Führungswechsel, ohne dass ihr darin involviert seid, recht selten."
Die Schwächen der KI haben sich übrigens schon im folgenden Gameplay aus einem der offiziellen Livestreams von Playground Games gezeigt, der Monate vor dem Release stattgefunden hat:
Den Spaß an den Rennen hat mir die KI nicht verhagelt und ich habe weiterhin vor, jedes Event in Forza Horizon 5 zu gewinnen, bis ich am Ende auf eine Map blicke, auf der jedes Icon golden umrandet und im wörtlichen Sinne "abgehakt" ist. Wenn ich in einem Wettbewerb mal wieder nicht als Erster über die Ziellinie rase, dann komme ich halt später mit einem anderen, passend getunten Auto zurück und versuche es erneut. Und außerdem ist die KI immerhin noch um Welten besser als in Forza Motorsport 7 (glaubt mir, ich habe es gestern erst wieder überprüft).
Der Blick zurück führt zu einer unschönen Erkenntnis
Nun habe ich aber eben auch wieder Forza Horizon 3 installiert. Der eigentliche Beweggrund dazu: Teil 5 hatte die Lust auf Rennspiele wieder so richtig in mir entfacht, ich bin aber mit dessen Kampagne durch und möchte nochmal ein ähnliches Erlebnis haben. Da ich nun a) wenig Lust hatte, weniger als zwei Wochen nach Release meinen kompletten Fortschritt direkt wieder zurückzusetzen, und b) ein Spiel spielen möchte, dass mehr Meisterschaften bietet (also Wettbewerbe, die aus mehreren Rennen bestehen und wo klassisch Punkte gesammelt werden), war der Griff zum Vorvorgänger nur logisch.
Darüber hinaus wollte ich nochmal für mich selbst den Vergleich zwischen der KI in Forza Horizon 3 und der in 5 ziehen. Denn ich hatte sehr deutlich in Erinnerung, dass die Drivatare in dem Teil von 2016 nicht so sehr zum Perlenkettenverhalten tendieren und die Rennen dadurch weitaus dynamischer sind. Und siehe da: Genau das ist der Fall. Während in Forza Horizon 5 der Fahrer, der von der Poleposition startet, in den meisten Fällen ganz vorne bleibt (sofern nicht wenige Plätze hinter ihm jemand mit einem schnelleren Wagen startet), sind die Rennen in Teil 3 wesentlich abwechslungsreicher.
Die Drivatare leisten sich hier öfters Fehler, kämpfen häufiger untereinander um Positionen. Es kann mal passieren, dass jemand weiter hinten im Feld beginnt und sich dann mehrere Plätze nach vorne kämpft. Während die Rennen in Forza Horizon 5 in den allermeisten Fällen total vorhersehbar verlaufen, würde ich bei dem älteren Spiel nur ungern Geld darauf verwetten, wer denn nun am Ende auf dem Siegerpodest steht.
Das hätte doch nicht sein müssen
Es besteht kein Zweifel daran, dass sich die KI von Teil 3 zu Teil 5 hin deutlich verschlechtert hat (der Vollständigkeit halber: Forza Horizon 4 habe ich jüngst nicht nochmal gespielt, in meiner Erinnerung agieren die Computergegner da aber zumindest etwas besser als im Nachfolger). Und das ist etwas, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wie kann es passieren, dass die Qualität eines Spielelements über die Jahre so dramatisch sinkt?
Wir sprechen hier nicht von zwei Spielen, die mehrere Hardware-Generationen voneinander entfernt sind und somit technisch nichts miteinander gemeinsam haben. Forza Horizon 5 ist zwar für die Xbox Series X/S erschienen, wurde aber auch noch für die Xbox One entwickelt. Es nutzt dieselbe Engine wie Teil 3, nur eben mit teils deutlichen grafischen Aufwertungen.
Sicherlich hat Playground Games an der Fahrphysik geschraubt und da einiges verändert. Aber ich bin mir sicher, den Code der KI hätten die Briten mehr oder weniger direkt aus Teil 3 übernehmen können. Für die Drivatare gelten ja eh nicht die gleichen physikalischen Regeln wie für mich als Spieler. Die computergesteuerte Konkurrenz hat schließlich auf den hohen Schwierigkeitsgraden immer besten Grip, selbst auf Offroad-Kursen, und erhält zudem einen Tempo-Boost, den das jeweils genutzte Fahrzeug eigentlich gar nicht hergibt.
Entwickler lassen gute Dinge gerne über Bord gehen
Nun ist die "Forza Horizon"-Reihe kein Einzelfall. Schon immer haben Fortsetzungen manche Dinge einfach schlechter gemacht als ihre Vorgänger. GTA 4 zum Beispiel bietet einige kleine Details, die im Nachfolger fehlen oder schlechter umgesetzt sind, wie das untere Video demonstriert. GTA 5 ist trotzdem das insgesamt deutlich bessere Spiel, da sind wir uns doch hoffentlich alle einig, oder?
Ein anderes (sehr persönliches) Beispiel ist die "Assassin's Creed"-Reihe: In Unity und Syndicate (ja, ich weiß, nicht die beliebtesten Teile) gibt es den "kontrollierten Abstieg". In beiden Teilen gibt es eine dedizierte Taste fürs schnelle Klettern nach unten. So kommt man als Assassine flott und elegant von Häusern wieder runter auf die Straße, ohne vom Dach in den nächstgelegenen Heuhaufen springen zu müssen. Seit Origins ist dieses Feature wieder passé. Warum, Ubisoft?! Es war doch so super!
Es könnte schlimmer sein
Es ist sicherlich kein Gesetz, dass Fortsetzungen immer irgendeine Stärke ihrer Vorgänger nicht übernehmen. Von einer Seltenheit würde ich aber auch nicht sprechen wollen. Gerade im Kleinen wie bei GTA passiert so etwas recht häufig. Das sind natürlich keine Mankos, die ein Spiel schlecht machen (ist die schwache KI im Fall von Forza Horizon 5 ja auch nicht), aber man hat eben schon was, dem man hinterherweinen kann.
In einer idealen Welt würden Nachfolger immer die Stärken ihrer Vorgänger beibehalten und neue schöne Dinge hinzufügen. Aber (und ich weiß, das kommt jetzt sehr überraschend) in so einer Traumwelt leben wir nun mal nicht. Auf der anderen Seite sollten wir uns jedes Mal glücklich schätzen, wenn so ein Spiel wie Forza Horion 5 um die Ecke kommt, das vielleicht in einem Aspekt spürbar schwächer ist als die vorherigen Teile, ansonsten aber eine grandiose Fortsetzung, die in vielen Aspekten eine bessere Figur macht. Das Thema der wirklich schlechten Fortsetzungen ist ja nochmal ein ganz anderes Feld.