Fall Guys: Ultimate Knockout könnte der Multiplayer-Hit des Jahres sein, wenn es doch nur mehr Inhalt hätte.
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Fall Guys – Ultimate Knockout im Test: Macht richtig Laune, aber…
Jeder, der in den 2000ern großgeworden ist und dabei viel Fernsehen geschaut hat, ist irgendwann mal über "Takeshi's Castle" gestolpert: eine japanische Gameshow, die von 1986 bis 1989 produziert wurde und erst über ein Jahrzehnt später in Deutschland ausgestrahlt wurde. Darin mussten die Kandidaten absurde Hindernisparcours überwinden, um die Burg von Fürst Takeshi, dargestellt vom bekannten Schauspieler und Regisseur Takeshi Kitano, zu erobern. Die Sendung genießt auch hierzulande Kultstatus und manch einer hat sich vielleicht schon seit Jahren ein Videospiel gewünscht, das so ähnlich ist. Fall Fuys: Ultimate Knockout ist genau das, nur ohne Kitano.
Es kann nur einen geben
Das Prinzip von Fall Guys ist schnell erklärt: Maximal 60 Spieler treten gegeneinander an. Jede Partie besteht aus fünf Runden, nach jeder scheidet ein Großteil der Spieler aus und am Ende gibt es nur einen Sieger – kein Wunder, dass da Vergleiche zu Battle-Royale-Spielen gezogen werden. Dieser "Last Man Standing"-Aspekt ist aber auch das Einzige, was Fall Guys: Ultimate Knockout mit Fortnite, PlayerUnknown's Battlegrounds und Co verbindet. Spielerisch geht der Titel in eine gänzlich andere Richtung.
Im Grunde haben wir es hier mit einer Minispielsammlung zu tun. Die 25 Spiele sind in vier Kategorien unterteilt – Rennen, Survival, Team- und Finalspiele – und in jeder Partie entscheidet mehr oder weniger der Zufall, was gespielt wird. Dabei gibt es aber schon gewisse Vorgaben. Ihr werdet etwa keine fünf Rennen hintereinander absolvieren, sondern auch immer ein Teamspiel und eine Survival-Herausforderung bestreiten.
Hürden gibt es nur in den Levels
Die Steuerung ist in allen Fällen identisch und sehr simpel, egal ob ihr nun mit dem Gamepad spielt oder am PC Maus sowie Tastatur nutzt. Mit dem linken Analog-Stick beziehungsweise "W", "A", "S" und "D" bewegt ihr euer kleines, bohnenförmiges Männchen vorwärts, mit dem rechten Stick oder der Maus steuert ihr die Kamera. Zudem könnt ihr springen, nach vorne hechten sowie besonders fies sein und Kontrahenten festhalten. Das war's! Das klappt mit beiden Eingabevarianten sehr gut, wobei sich Fall Guys: Ultimate Knockout mit dem Controller schon etwas komfortabler spielt.
Viel zu lernen gibt es nicht und das gilt nicht nur für die Bedienung, sondern auch die einzelnen Minispiele, die stets selbsterklärend sind. Im Ladebildschirm bekommt ihr trotzdem stets mit wenigen Worten gesagt, was zu tun ist. Die Simplizität ist aber kein Nachteil, sondern wirkt sich positiv aus. Fall Guys will besonders zugänglich sein, der Spaß soll vor allem aus dem Chaos heraus entstehen, das in den Levels ausbricht, sobald der Start-Countdown abgelaufen ist und alle Spieler losrennen.
Viele Hits, aber auch ein paar Gurken
Die meisten der Spiele machen auch richtig viel Laune. Da wären etwa die Rennen, bei denen es sich um unterschiedliche Hindernisparcours handelt. Die Vielfalt ist groß. In einem Level müsst ihr hinabfallendem Riesenobst ausweichen, in einem anderen durch Türen brechen, wobei es in jeder Reihe echte und falsche Exemplare gibt und sich letztere schlicht nicht öffnen lassen.
Auch die Survival-Spiele haben uns zu jederzeit Spaß bereitet. Hier geht es beispielsweise darum, euch auf einem großen Memory-Spielfeld einzuprägen, auf welchen Plattformen welche Früchte angezeigt werden und euch dann schnell auf die Fläche mit dem Obst zu stellen, das auf den ringsherum platzierten Bildschirmen zu sehen ist, um nicht in den Abgrund zu fallen.
Etwas zwiegespalten sind wir jedoch bezüglich der Teamspiele. Hier trifft nicht jede Variante ins Schwarze. "Horter" ist witzig. Darin werden die Spieler in drei Teams eingeteilt und müssen dafür sorgen, dass am Ende der Zeit möglichst viele Bälle im eigenen Bereich des Levels liegen. Auch "Sturz-Ball" gefällt uns, ist aber auch nichts Innovatives, sondern schlichtweg Rocket League ohne schnelle Autos.
Weniger unterhaltsam ist hingegen "Team-Abschweifen", bei dem es euer Ziel ist, so viele Schweife wie möglich zu ergattern. Ein paar Spieler jedes Teams starten mit einem Schweif und per "Greifen"-Funktion schnappt ihr Kontrahenten ihren weg – klingt nach einer witzigen Idee, doch das Spielen macht hier letztendlich keinen Spaß. Entweder rennt ihr in der viereckigen Arena bloß vor Gegenspielern weg, weil ihr einen Schweif habt, oder anderen hinterher. Das ist weder so spannend noch so witzig wie viele der anderen Minigames in Fall Guys: Ultimate Knockout.
Mikrotransaktionen? Ja, die gibt es!
Fall Guys: Ultimate Knockout setzt wie viele andere heutige Multiplayer-Spiele auf ein Saisonmodell. Es gibt auch einen Season Pass (vergleichbar mit dem Battle Pass in Fortnite), über den ihr euch sowohl neue Kosmetik für euren Charakter als auch In-Game-Währung, mit der ihr im Shop einkaufen könnt, erspielt. Der ist jedoch anders als beim genannten Battle-Royale-Shooter oder sonstigen Titeln komplett kostenlos. Einzig die Kudos, die Standardwährung des Spiels, könnt ihr euch alternativ für Echtgeld kaufen, ihr bekommt sie aber auch für jede gespielte Partie.
Der Haken: Das Angebot im Shop wechselt täglich. Seht ihr heute ein lustiges Kostüm, für das ihr aber noch nicht genug Kudos habt, müsst ihr euch die Moneten am selben Tag erspielen. Natürlich soll euch das dazu verleiten, doch mal ein wenig echtes Geld auszugeben. Einen faden Beigeschmack hat das System also durchaus.
Immerhin: Legendäre Gegenstände gibt es nur für Kronen und die könnt ihr euch nicht kaufen, sondern ausschließlich erspielen. Ein paar wenige sind Teil des Season Pass, ansonsten gibt es sie aber nur für Siege. Und in Fall Guys: Ultimate Knockout zu gewinnen, ist gar nicht so leicht, was dazu führt, dass am Ende eben doch nicht jeder Spieler ein legendäres Kostüm tragen wird. Dadurch behalten jene Items einen gewissen Wert, was es noch belohnender macht, wenn ihr so eines mit euren hartverdienten Kronen freischaltet.
Nur das Nötigste
In Sachen Technik gilt für Fall Guys: Ultimate Knockout das Gleiche wie für Gameplay und Steuerung: Sie ist simpel. Die Grafik stellt selbst ältere PCs vor keine großen Herausforderungen. Texturen sind sehr grob, das Spiel arbeitet viel mit einfarbigen Flächen ohne jegliche Details. Die Hindernisparcours und Arenen schweben auch stets irgendwo im Himmel, dementsprechend schlicht fallen die Hintergründe aus. Aber dank Comiclook und den nett animierten Charakteren hat Fall Guys viel Charme und die Physik-Engine sorgt immer wieder für Lacher, etwa wenn euch ein sich drehender Hammer mit voller Wucht trifft und ihr durch die Gegend geschleudert werdet.
Enttäuschend ist jedoch die Musik. Die elektronisch erzeugten Klänge sind qualitativ mäßig, das Problem ist aber eher, dass es keine eingängigen Melodien gibt. Für den Spielspaß ist egal, ob ihr die Musik ausmacht oder laufen lasst. Sicherlich hat hier Budget gefehlt, immerhin ist Fall Guys ein Indie-Projekt (auch wenn es von Devolver Digital gefördert beziehungsweise vermarktet wird). Trotzdem: Auch mit wenigen Mitteln kann man in Sachen Musik etwas Gutes schaffen, wie schon andere Indie-Entwickler mit ihren Titeln bewiesen haben.
Zu kleine Portion
Das größte Problem von Fall Guys: Ultimate Knockout sind aber letztendlich nicht die paar Minigames, die nicht so viel Spaß machen. Es ist auch nicht die langweilige Musik oder die Monetarisierung, sondern der Fakt, dass sich die Spiele zu schnell wiederholen. Einige werden auch nach der 100. Partie nicht langweilig, etwa "Horter" oder die Memory-Geschichte. Die Hindernisparcours wiederum kennt ihr irgendwann auswendig. Hier gibt es eben nur wenig dynamische Elemente. Der Langzeitspaß leidet darunter. Immerhin sollen mit jeder Season neue Minigames hinzukommen, doch bis der erste Nachschub da ist, dauert es nun zwei Monate. Das ist eine lange Zeit, in der viele Spieler schon wieder abspringen könnten. Es wird daher spannend zu sehen sein, ob sich Fall Guys dauerhaft auf dem Markt halten kann.
Fazit
Nach den ersten Partien dachten wir, dass Fall Guys: Ultimate Knockout der Multiplayer-Hit des Jahres ist. Ja, nicht jedes der 25 Minispiele zündet, aber die meisten machen echt viel Spaß. Gerade dann, wenn ihr gemeinsam mit Freunden zockt, ist die Gaudi riesig. Leider treten aber schon recht schnell Ermüdungserscheinungen auf. Fall Guys braucht unbedingt mehr Minigames und das so schnell wie möglich. Wir würden das Spiel gerne komplett abfeiern, jedoch geht das derzeit noch nicht.
Wenn ihr aber auf der Suche nach einem guten Titel für zwischendurch seid (jede Partie dauert maximal 15 Minuten), dann ist Fall Guys einen Blick wert. Im Idealfall habt ihr eine PS4 und seid PS-Plus-Abonnent. In dem Fall bekommt ihr den Titel diesen August "gratis". Ansonsten kostet er euch 20 Euro, was für den aktuell vorhandenen Inhalt vielleicht ein bisschen zu viel ist. Also, liebes Entwicklerteam: Pflegt euer Spiel gut und fleißig! Dann kann daraus einer der Multiplayer-Hits der Zukunft werden. Für den Moment ist Fall Guys: Ultimate Knockout aber "nur" gut.
- Fantastisches Konzept
- Enorm kurzweilige Runden
- Viel Kosmetik zum Freischalten
- Viele spaßige Minispiele,...
- ...aber auch ein paar Nieten
- Zu wenige Spiele
- Zeitlimits im Shop
- Enttäuschender Soundtrack