Anno 1800 bietet viele Neuerungen. Eine davon hat besonders große Auswirkungen auf den Spielverlauf: die Arbeitskraft.
Guide zum Arbeitskraftsystem: Die größte Neuerung erklärt
Anno 1800 hat uns im Test wahrlich begeistert (von der Kampagne einmal abgesehen). Das Strategiespiel sieht großartig aus, bietet viel Umfang, viel Langzeitmotivation und es spielt sich klasse. Einer der größten Pluspunkte ist zugleich die wichtigste Neuerung: das Arbeitskraftsystem. Das mag erst mal ziemlich langweilig und trocken klingen, hat aber weitreichende Auswirkungen darauf, wie ihr in Anno 1800 eure Stadt beziehungsweise Städte aufbaut. „Moment, ich will doch nur eine Siedlung errichten und andere Inseln bloß nutzen, um dort Waren zu produzieren“, mögt ihr euch vielleicht denken. Aber so einfach geht das im siebten Hauptteil der beliebten Reihe nicht mehr. Und dafür ist eben die Arbeitskraft verantwortlich.
Menschen werden zur Ressource
Anno hat noch nie mit Ressourcen gegeizt. Egal, welchen Teil ihr spielt, es gilt immer: Je weiter ihr voranschreitet, desto mehr Rohstoffe braucht ihr. Klar, der Abbau von Ressourcen und deren Weiterverarbeitung sind nun mal einer der Hauptbestandteile des Serienablegers. Auch in Anno 1800 fangt ihr mit den einfachen Dingen an: Holzbrettern, Fischen, Schnaps (dafür braucht ihr Kartoffeln) und Arbeitskleidung (hergestellt aus Schafswolle). Später kommen viele weitere Rohstoffe und Produktionserzeugnisse hinzu und obendrein gilt es natürlich, stets auf euer Bankkonto zu achten.
Der große Clou an Anno 1800: Wenn ihr ein Produktionsgebäude errichten wollt, kostet euch das nicht nur Baurohstoffe sowie Moneten wie in den Vorgängern. Neuerdings gilt: Wo gearbeitet werden soll, ist Arbeitskraft von Nöten. Und die wächst nicht an Bäumen, sondern muss von euren Einwohnern erbracht werden. Wenn ihr also eure erste Insel besiedelt, solltet ihr zu allererst was errichten? Den Holzfäller und das Sägewerk? Nun ja, das könnt ihr machen, aber das wird euch nicht viel bringen. Denn wenn niemand auf dem Eiland wohnt, kann auch keiner Bäume fällen und zu Baumaterial verarbeiten. Es ist daher unerlässlich, direkt einen Marktplatz und drumherum ein paar Bauernhäuser in die Landschaft zu pflanzen. Dann ist die nötige Arbeitskraft vorhanden, damit die Holzbretterproduktion auf vollen Touren läuft.
Keine Jobs sind für jedermann
In dieser frühen Spielphase ist es in Anno 1800 sehr einfach, für reichlich Arbeitskraft zu sorgen. Achtet einfach immer darauf, dass die entsprechende Anzeige nicht in den Minusbereich abrutscht! Sollte das doch passieren, weil eure Bauernhäuser nicht genug Arbeitskraft liefern, um alle Produktionsstätten zu versorgen, baut ihr weitere Wohngebäude. Bis hierhin scheint das System sehr simpel zu sein, doch das ändert sich, sobald ihr die zweite Bevölkerungsstufe, die Arbeiter, erreicht. Die wollen zum Beispiel Wurst und Brot essen. Also braucht ihr Schweine- und Getreidefarmen, Metzgereien, Mühlen sowie Bäckereien. Das Problem: Die Arbeiter haben überhaupt kein Interesse daran, auf dem Feld oder bei den Schweinen zu arbeiten. Jene Jobs sind ausschließlich für die Bauern gedacht. Genau das ist das Kernelement des Arbeitskraftsystems und der Grund, warum es so große Auswirkungen auf die Entwicklung eurer Stadt in Anno 1800 hat.
Städte sind wie Zwiebeln: Sie haben Schichten
Damit eure Stadt wächst und gedeiht und mit allem Nötigen versorgt wird, braucht ihr Bürger aller Bevölkerungsschichten. In alten Annos hattet ihr irgendwann nur noch Einwohner der höchsten Stufe, doch das würde euch in Anno 1800 in den Ruin treiben. Denn die oberste Klasse sind in diesem Fall die Investoren und die denken gar nicht daran, selbst zu arbeiten. Dafür zahlt die faule Oberschicht sehr viele Steuern und abgesehen davon könnt ihr auch gar nicht auf sie verzichten, wenn ihr denn alles im Aufbauspiel Anno 1800 erreichen wollt. Schließlich gibt es genug Gebäude, die ihr erst dann freischaltet, wenn genug Investoren in eurer Stadt leben.
Selbst im Endgame von Anno 1800 sind einfache Bauern also immer noch sehr wichtig. Jede Bevölkerungsstufe hat übrigens ihren eigenen Arbeitskraftwert. Im Endgame müsst ihr daher sehr viel jonglieren, aber auch davor werdet ihr immer wieder mit Situationen wie der folgenden konfrontiert: Ihr stuft zum Beispiel ein Handwerkerhaus auf, weil ihr mehr Ingenieure haben wollt oder sogar dringend benötigt. Die Handwerkerschicht weist plötzlich ein Arbeitskraftminus auf. Das gleicht ihr wieder aus, indem ihr Arbeitern das Upgrade gewährt. Dann aber stellt diese Stufe nicht ausreichend Arbeitskraft, also müsst ihr aus Bauern Arbeiter machen. Und wenn es euch dann wiederum an Feldarbeitern mangelt, baut ihr weitere Bauernhäuser.
Produktionsinseln nur für Fortgeschrittene
Das Arbeitskraftsystem in Anno 1800 hält euch konstant auf Trab und sorgt zeitgleich für ein organisches Stadtbild, da eben mehrere Bevölkerungsschichten in der Siedlung leben. Zudem macht es das am Anfang angesprochene Prinzip der Produktionsinseln, wie sie in den Vorgängern möglich sind, weitestgehend zunichte. Denn wenn ihr eine zweite, dritte oder vierte Insel besiedelt und dort Produktionsstätten aufbaut, müsst ihr auch für sie die nötige Arbeitskraft bereitstellen. Also braucht ihr auf jenen Eilanden Wohngebäude.
Erst dann, wenn ihr Ingenieure in eurer Hauptstadt habt, könnt ihr das Ganze etwas entschlacken, indem ihr Pendlerkais baut. Dank denen können eure Bürger per Schiff zwischen den Inseln hin- und herfahren, was dafür sorgt, dass die Arbeitskraft geteilt wird. Somit sind dann auch reine Produktionsinseln in Anno 1800 möglich. Aber ihr werdet es eben nicht bis zur vierten Bevölkerungsstufe schaffen, ohne auch nur eine zweite Insel zu besiedeln, da ihr nicht alle nötigen Ressourcen auf eurer Hauptinsel an- beziehungsweise abbauen könnt.