Wir konnten die Alpha von Elite Dangerous: Odyssey spielen und wissen nun grob, was euch erwartet und was nicht.
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Elite Dangerous: Odyssey – Das wird kein Star Citizen
Wir schreiben das Jahr 2012. Während manche Menschen vielleicht denken, dass am 21. Dezember die Welt untergeht, freuen sich andere auf die Zukunft des Weltraumsimulationsgenres. Denn im Herbst kündigt sich dessen Renaissance an. Im Oktober startet die Kickstarter-Kampagne für Chris Roberts' Star Citizen und nur wenige Wochen später folgen David Braben und sein Studio Frontier Development mit Elite Dangerous. Beide Titel werden erfolgreich finanziert, weil die Fans von Weltraumspielen nach Jahren der Flaute vollkommen ausgehungert sind und die Visionen der beiden Entwicklerlegenden vielversprechend klingen.
Zwei Jahre später: Star Citizen ist immer noch weit von einem Release entfernt. Die Pläne von Chris Roberts und seinem Studio Cloud Imperium Games haben sich da schon stark erweitert. Was anfangs nur als eine Art neues Freelancer oder Privateer gedacht war, soll nun ein riesiges MMO werden, das weit über das Herumfliegen und Kämpfen mit Raumschiffen hinausgeht. Und Elite Dangerous? Das erscheint am 16. Dezember 2014 offiziell für den PC, 2015 und 2017 folgen Versionen für die Xbox One und PlayStation 4.
Allerdings hat sich Frontier auch dafür entschieden, zunächst kleinere Brötchen zu backen – wobei das in diesem Fall immer noch bedeutet, die gesamte Milchstraße virtuell abzubilden. Anstatt direkt alles, was den Entwicklern im Kopf vorschwebte, in die Release-Fassung packen zu wollen, konzentrierten sie sich darauf, erst mal eine Sandbox zu schaffen, in der ihr mit verschiedenen Raumschiffen durchs All fliegt, Handel treibt, Mineralien abbaut, Piraten jagt oder gar selbst zum Verbrecher werdet. Planetenlandungen? Gibt es nicht! Aus dem Raumschiff aussteigen, Orte zu Fuß erkunden und Ego-Shooter-Elemente? Schon mal gar nicht!
Elite-Spieler entdecken, dass man sich auch zu Fuß bewegen kann
Frontier hat jedoch nie gesagt, dass all diese Features niemals kommen werden. Mit der ersten kostenpflichtigen Erweiterung Horizons wird es Ende 2015 möglich, auf Himmelskörpern ohne Atmosphäre zu landen. Zwar dürft ihr immer noch nicht auf denen herumlaufen, aber immerhin mit einem Fahrzeug herumfahren. Und das führt uns zum Hier und Jetzt, wo das zweite Add-on für Elite Dangerous kurz vor der Veröffentlichung steht. Odyssey erfüllt einen lang gehegten Wunsch der Spieler und lässt sie Planeten per pedes erforschen.
Anders als noch Horizons, dessen Inhalte im Verlauf einer längeren Season tröpfchenweise erschienen sind, gibt es diesmal alles auf einen Schlag: Frontier macht euch eine riesige Anzahl an Planeten zugänglich, auf denen es Siedlungen gibt, wo ihr Aufträge annehmt und erfüllt. Auch Raumstationen lassen sich nun zu Fuß erkunden. Wollt ihr euch ein neues Raumschiff kaufen, macht ihr das nicht mehr nur über ein Menü, sondern besucht wirklich physisch den entsprechenden Händler.
Elite Dangerous: Odyssey bietet viele neue Missionstypen. Es gibt Aufträge, für die ihr einfach nur zu einer bestimmten Siedlung fliegen und dort einen Gegenstand abholen sollt, aber auch Jobs für Leute, die mehr Action erleben wollen. Mal sollt ihr eine bestimmte Zielperson ausschalten, mal eine komplette Basis von Schurken befreien. Auch Diebstahlmissionen sind mit von der Partie. Unbewaffnet solltet ihr solche Aufgaben besser nicht angehen. Also besorgt ihr euch beim Ausrüstungshändler erst mal einen gut gepanzerten Anzug und dann natürlich eine feine Knarre, sei es nun ein schnelles Sturmgewehr, ein präziseres Tötungswerkzeug für den Kampf über weite Distanzen oder eine Schrotflinte, falls ihr mit euren Feinden lieber auf Tuchfühlung geht. Und wollt ihr mal einen richtigen Adrenalinkick, stürzt ihr euch in PvP-Gefechte, in denen auch Fahrzeuge und Raumschiffe mitmischen können.
Zeit für einen Realitätscheck
Elite Dangerous: Odyssey ist sicherlich der bisher größte und wichtigste Schritt für das Spiel (vom Release der Urfassung mal abgesehen). Klar, Frontier hat in den vergangenen sechs Jahren viele Neuerungen in seine Weltraumsimulation implementiert, aber mit einem Avatar durch die Gegend zu laufen und Schussgefechte zu bestreiten, sind Spielmechaniken, die sich gänzlich von allem anderen in Elite Dangerous unterscheiden. Und ja, das Ganze ist auch enorm vielversprechend. Wir haben Odyssey in der Alpha schon ein wenig spielen können und sind – von ein paar technischen Problemen abgesehen – angetan. Aber einen Zahn müssen wir euch jetzt schon ziehen: Erwartet bitte kein zweites Star Citizen – oder ein erstes, wenn wir bedenken, dass Star Citizens Release-Termin immer noch in den Sternen steht.
Ja, auf dem Papier liefert Elite Dangerous: Odyssey genau die Features, die auch Chris Roberts' Space-Sim-Traum im Kern ausmachen. Zu der Erkundung des Alls und all den Aktivitäten, denen ihr mit eurem Raumschiff nachgehen könnt, gesellen sich nun eben die Erforschung von Planeten mit Atmosphäre und Shooter-Gameplay. Aber Star Citizen will noch so viel mehr und zeigt das in Ansätzen auch schon in der Alpha. Es gibt äußerst detaillierte Raumhäfen, ihr könnt in einem Club tanzen, euch Essen und Trinken kaufen, im Gefängnis landen, aus dem Knast ausbrechen und noch einiges mehr. Star Citizen soll keine reine Weltraumsimulation werden, sondern eine eierlegende Wollmilchsau, die noch dazu immens viel Wert auf Immersion legt.
Nichts für Story-Fans
Elite Dangerous: Odyssey ist das nicht. Zum einen sind die Planeten hier weit weniger beeindruckend. Ihr solltet nicht erwarten, auf Himmelskörpern mit verschiedenen Biomen und etwa großen Wäldern unterwegs zu sein. Der begehbare Teil von Raumstationen ist sehr überschaubar. Es gibt zwar eine Bar, aber statt alkoholischen Getränken kauft ihr dort Chemikalien und Technikkram. Elite Dangerous konzentriert sich an dieser Stelle auf die reinen Mechaniken und eigentlich kaum aufs Rollenspiel.
Wo Star Citizen auch richtige Story-Missionen mit kompletten Dialogen haben soll, ist so was in Elite Dangerous: Odyssey gar nicht zu finden. Genau wie die Aufträge, die ihr bislang am Schwarzen Brett angenommen und im All ausgeführt habt, sind auch die neuen Bodenmissionen allesamt zufällig generiert. Ihr trefft zwar auf den Raumstationen Auftraggeber, aber die geben stets nur generische Sätze von sich. Die richtigen Infos gibt es ausschließlich in schriftlicher Form und jene Texte sind für jeden Missionstyp komplett vorgefertigt. Weiterhin gilt in Elite Dangerous: Die Geschichten, die ihr erlebt, sind die, die ihr selbst schreibt. Wem das Spiel bislang schon zu trocken und generisch war, für den wird Odyssey daran nichts ändern.
Vielfältigeres Jobangebot
Nachdem wir nun also klargestellt haben, was Elite Dangerous: Odysses nicht ist, können wir festhalten, was es denn nun ist – und warum sich jeder Fan des Spiels darauf freuen sollte. Das große Plus, was die Erweiterung mit sich bringt, ist die erhöhte Abwechslung. Elite Dangerous wird in seiner bisherigen Form schnell repetitiv. Ihr macht eben im Kern immer das Gleiche: von A nach B fliegen, hier mal ein paar Piraten abschießen, da ein wenig Bergbau betreiben. Mit Horizons kam 2015 immerhin die Komponente hinzu, ab und zu mit dem SRV über die leeren Planeten zu brettern. Der Schwerpunkt lag aber immer noch auf dem Geschehen im Weltraum.
Mit Odyssey könnt ihr nun viel mehr Dinge am Boden machen. Die Liste an möglichen Missionen haben wir oben erwähnt. In einer Siedlung eine Zielperson ausfindig zu machen und zu erschießen, eine feindliche Basis zu infiltrieren oder eben gegen andere Spieler wie in einem Multiplayer-Shooter zu kämpfen, ist eben was ganz anderes als immer nur im Raumschiff zu hocken. Odyssey sorgt für viel frischen Wind und macht Elite Dangerous zu einem vielfältigeren Erlebnis. Am Ende wird für die Bodenmissionen aber das Gleiche gelten wie für den Rest des Spiels: Für sich genommen, wird es ihnen auf Dauer an Abwechslung mangeln.
Einschätzung
Elite Dangerous ist und bleibt am Ende des Tages ein Grind-lastiges Spiel, in dem ihr lange dafür ackern müsst, um euch ein neues Schiff oder in Zukunft eben eine neue Waffe leisten zu können – und dabei oftmals stundenlang das Gleiche macht. Aber auf der anderen Seite fasziniert es mit der großen Freiheit, die es euch bietet. Und wenn ihr in Odyssey mehr Möglichkeiten habt, euch zu beschäftigen, wächst logischerweise auch diese Freiheit. Zudem sorgt allein die Tatsache, dass ihr künftig in Raumstationen aus eurem Schiff aussteigen und andere Spieler treffen könnt, für eine größere Immersion.
Eine Sache ist bloß schade: Ihr könnt nicht in euren Schiffen herumlaufen. Steigt ihr aus, geschieht das sofort auf Knopfdruck und wollt ihr wieder rein, stellt ihr euch in einen markierten Bereich und werdet quasi vom Spiel in den Pilotensitz "gebeamt". Ganz ehrlich, Frontier: Auch wenn Elite Dangerous kein Star Citizen sein möchte, geht das nun wirklich besser. Das kriegt ja selbst ein X4: Foundations hin.