Wir stellen euch Spiele vor, die zwar noch nicht fertig, aber bereits so gut sind, dass ihr sie unbesehen kaufen könnt.
Sieben richtig gute Early-Access-Spiele
Im Normalfall präferieren wir es, wenn Spiele in fertigem Zustand erscheinen und nicht noch etliche Bugs und andere Probleme mit sich herumschleppen. Doch schon seit vielen Jahren haben wir scheinbar kein Problem mehr damit, Geld für Titel auszugeben, die noch gar nicht offiziell erschienen sind, sich in einer Beta- oder gar Alphaphase befinden, viele Programmierfehler aufweisen und inhaltlich nicht vollständig sind. Das nennt sich dann Early Access. Auf Steam gibt es das seit 2013, das Modell fand aber schon zuvor Anwendung, etwa beim Mega-Hit Minecraft.
Die Meinungen über Early-Access-Spiele gehen weit auseinander. Das liegt unter anderem an der qualitativen Bandbreite, die in diesem Bereich des Markts vorherrscht. Auf jedes Positivbeispiel kommen etliche schlechte Titel, deren Entwickler bloß mal eben schnell Kohle abgreifen wollen. "Unser Spiel läuft mies und macht keinen Spaß? Ja, Moment, es ist ja auch noch Early Access." Und dann erscheinen irgendwann einfach keine Updates mehr und der Hersteller ist mit dem Geld über alle Berge. Das ist aber nicht die Schuld des Early-Access-Prinzips selbst. Das kann sich nämlich als richtig tolle Sache für Entwickler und Spieler erweisen. Wir wollen euch sieben Spiele vorstellen, die zwar auf dem Papier nicht fertig, aber dennoch ihr Geld vollkommen wert sind.
Deep Rock Galactic
Deep Rock Galactic ist so ein Fall, bei dem wir eigentlich froh sind, dass wir das Spiel überhaupt noch in diesem Artikel erwähnen können. Denn der Koop-Shooter vom dänischen Entwickler Ghost Ship Games bewegt sich aktuell geradewegs auf die Ziellinie zu. Jüngst ist das 29. Inhalts-Update namens "The End of the Beginning" erschienen und es soll das letzte vor dem Sprung auf die Version 1.0 sein, der nun im zweiten Quartal 2020 erfolgen soll. Damit werden laut Ghost Ship auch keine großen neuen Features mehr eingeführt. Das bedeutet, Deep Rock Galactic ist inhaltlich schon nahezu fertig. Wenn ihr also Geld sparen wollt, weil der Preis mit dem offiziellen Release nochmal ansteigen dürfte, solltet ihr jetzt zuschlagen.
Für knapp 28 Euro erhaltet ihr hier eine Art Left 4 Dead ohne Zombies, dafür aber mit bärtigen Zwergen und jeder Menge außerirdischem Krabbelvieh. Maximal zu viert begebt ihr euch in zufallsgenerierte, unterirdische Gewölbe und baut dort jede Menge wertvolle Ressourcen ab. Während ihr nach Gold und anderen Dingen grabt, werdet ihr immer wieder von zahlreichen Alien-Käfern und anderen Insekten-artigen Wesen attackiert. Habt ihr alles Nötige für eine Mission eingesammelt, ruft ihr euer Schiff für die Extraktion. Blöd nur, dass ihr a) den ganzen Weg zur Landestelle zurücklaufen müsst und b) dabei große Horden von Feinden auf euch aufmerksam werden. Schafft ihr es nicht innerhalb des Zeitlimits zurück, scheitert der Auftrag und alle gesammelten Materialien gehen verloren. Solche Stresssituationen stehen in Deep Rock Galactic an der Tagesordnung und machen die Spannung des Actionspiels aus. Das spielt sich alles wunderbar und die vielen Missionen werden von einem umfangreichen, motivierenden Progressionssystem eingerahmt.
Factorio
Mit 98 Prozent positiven Nutzer-Reviews ist Factorio eines der bestbewerteten Spiele auf Steam – nicht nur im Early-Access-Segment, sondern insgesamt. Das will schon was heißen. Der Mix aus Aufbau- und Survival-Spiel kommt richtig gut an und fesselt Spieler teilweise Tausende Stunden lang an den Bildschirm. Der spielerische Mix ist aber auch schlichtweg genial, sowohl in Sachen Konzeptionierung als auch Umsetzung. In 2D erkundet ihr einen fremden Planeten und müsst am Anfang erst mal Ressourcen sammeln wie in jedem typischen Survival-Spiel. Der Clou: Ihr baut euch keine normale Basis, die euch Unterschlupf bietet, sondern eine Fabrik – und was für eine! In Factorio geht es komplett darum, Ressourcen immer schneller zu produzieren. Was ihr anfangs noch händisch macht, soll später einmal automatisch geschehen, sodass ihr neben einer gigantischen Anlage, bestehend aus Produktionsmaschinen und meterlangen Laufbändern, steht und euer Vorratslager beim Wachsen zuschaut.
Das Problem dabei: Die einheimischen Aliens finden das gar nicht toll, dass ihr aus deren Planeten eine gigantische Industrieanlage macht. Also müsst ihr euch regelmäßig gegen angreifende Bestien zur Wehr setzen. Dazu errichtet ihr entsprechende Verteidigungsanlagen und greift auch selbst zur Waffe. Factorio bietet wahnsinnig viel Inhalt, wodurch die Langzeitmotivation enorm hoch ist. Zudem könnt ihr es nicht nur alleine, sondern auch im Koop spielen. Das geht sowohl lokal an einem Rechner als auch online. Wie lange die Early-Access-Phase noch dauern wird? Laut den Entwicklern wohl noch acht bis zwölf Monate. Aber eigentlich ist das vollkommen egal, denn Factorio ist bereits eines der besten Spiele auf Steam – die Reviews lügen nicht. Und falls ihr kein Fan der simplen 2D-Grafik seid: Im Epic Games Store (und demnächst auch auf Steam) gibt es mit Satisfactory eine tolle Alternative (ebenfalls im Early Access) in 3D.
Hades
Eine Liste der besten Early-Access-Spiele ohne ein Rogue-like? Das geht gar nicht, immerhin gibt es diverse Vertreter dieses Genres, die wir an dieser Stelle erwähnen könnten. Habt ihr euch zum Beispiel schon mal Risk of Rain 2 angeschaut? Wenn nein, solltet ihr das vielleicht mal tun – nachdem ihr einen Blick auf Hades geworfen habt. Das ist unserer Meinung nach aktuell das beste Rogue-like, dessen Entwicklung zwar noch nicht abgeschlossen ist, das aber schon sehr poliert wirkt. Hades nutzt die griechische Mythologie als Setting, jedoch in einer bunten Comicvariante. Ihr spielt den Sohn von Hades. Euer Ziel ist es, aus der Unterwelt zu entfliehen, da euch die Götter im Olymp gerne willkommen heißen und ihr keine Lust mehr auf eure Heimat habt. Papa Hades hat aber was dagegen, weshalb sich euch allerlei Gegner in den Weg stellen.
Jeder Fluchtversuch führt euch durch zufallsgenerierte Levels, wobei weniger die Umgebungen für Abwechslung sorgen (die sind stets recht ähnliche Kampfarenen), sondern die Gegnerkombinationen und die Items, die ihr auf eurem Weg findet. Die verändern gehörig euren Spielstil. Hades konzentriert sich komplett auf die Kämpfe, die spielen sich dafür aber auch perfekt. Dank unterschiedlicher Waffen und einer motivierenden Progression (mit eurem Tod geht nicht sämtlicher Fortschritt verloren) macht Hades schon jetzt über einen sehr langen Zeitraum hinweg Spaß. Mal ehrlich: Würde da nicht "Early Access" draufstehen, würden wir niemals denken, dass das Spiel noch nicht fertig sei.
Temtem
Wie toll Temtem ist, haben wir schon im Februar kurz nach dem Early-Access-Start in einer Vorschau ausführlich dargelegt. Aber da ihr ja nun diesen Artikel lest (und wir wollen, dass ihr bis zum Ende dranbleibt) fassen wir das Ganze hier nochmal kurz zusammen: Temtem ist die Pokémon-Alternative für alle, die keine Nintendo-Konsole ihr Eigen nennen. Aber nicht nur das: Das Spiel des spanischen Entwicklers Crema Games macht auch noch einiges besser als die jüngsten Monsterspiele von Game Freak. Temtem ist zwar auch knallbunt und seine Kreaturen sind enorm putzig, aber der spielerische Anspruch ist wesentlich höher als bei Pokémon. Wer hier nicht reichlich Heil-Items ins Inventar packt, wird schnell in Bedrängnis geraten. Zudem leveln nur die Monster auf, die ihr auch wirklich im Kampf einsetzt.
Doch Temtem macht nicht nur Dinge besser als das Vorbild, sondern auch einiges anders. So kämpft ihr stets mit zwei Temtems zeitgleich, es gibt Synergieeffekte zwischen den Biestern, die Welt wirkt erwachsener, da sich nicht alles bloß um die Tierchen dreht, und dann ist das Spiel auch noch ein MMO. Ständig laufen euch andere Spieler über den Weg und ihr könnt das gesamte Erlebnis mit einem Kumpel teilen. Sämtliche Inhalte lassen sich im Koop genießen. Temtem ist zwar trotz alledem Pokémon sehr ähnlich, hat gewisse Elemente eins zu eins übernommen (Crema Games hat teilweise nur Namen geändert), dem Spaß tut das aber keinen Abbruch. Obendrein wirkt das, was im Spiel bereits enthalten ist (und das ist immerhin rund die Hälfte aller geplanten Inhalte), schon sehr poliert, sodass ihr mindestens 20 Stunden mit der aktuellen Version verbringen könnt – noch wesentlich mehr, wenn ihr euch ins PvP und die Jagd nach Shinys, Verzeihung, Luma Temtem vertieft.
7 Days to Die
7 Days to Die ist das mit Abstand älteste Early-Access-Spiel in dieser Liste. Seit Dezember 2013 ist es auf Steam erhältlich, es erschien damals sogar drei Tage vor der Vorabversion von DayZ. Während Bohemias Survival-Spiel seit 2018 offiziell veröffentlicht ist, steckt der Konkurrent immer noch in der Alphaphase – kein Witz! Aktuell steht 7 Days to Die bei der Alpha 18. Dass wir das Spiel trotz der scheinbar niemals enden wollenden Early-Access-Phase empfehlen, will also was heißen. Denn eigentlich ist es ziemlich egal geworden, wann der Sprung zur Beta und dann dem finalen Release erfolgt. Inhaltlich hat der Titel schon mehr als genug zu bieten. Während euch DayZ in eine handgebaute Welt setzt, in der ihr mehr mit anderen Spielern als Zombies zu kämpfen habt, sind in den prozedural generierten Welten von 7 Days to Die die Horden von Untoten die größte Bedrohung. Das gilt sowohl für den Singleplayer als auch den Multiplayer.
7 Days to Die ist weniger wie DayZ, Rust und Co und mehr wie Minecraft, nur düsterer, erwachsener. Die Welt besteht aus Voxeln, sodass ihr sie komplett mit entsprechendem Werkzeug bearbeiten könnt. Ihr grabt euch Höhlen und tiefe Löcher, könnt jeden Gegenstand zerlegen und euch beim Bau eurer Basis kreativ austoben. Doch Vorsicht: Die Zombies sind immer eine Bedrohung und alle sieben Tage kommt eine richtig große Horde auf eure Basis zu, die ihr nur mit entsprechenden Verteidigungsanlagen wie Fallen abwehren könnt. Ja, die Grafik von 7 Days to Die ist – offen gesagt – hässlich. Auch wir hatten es schwer, uns damit abzufinden. Aber es hat geklappt, als wir bemerkten, wie viel Tiefgang in den Survival- und RPG-Mechaniken steckt. Es gibt derzeit keine bessere Zombie-Survival-Sandbox.
Squad
Seit über vier Jahren befindet sich Squad im Early Access, das Ende der Entwicklung scheint aber in Sichtweite zu sein. Irgendwann in diesem Jahr, so Entwickler Offworld Industries, soll die Version 1.0 erscheinen. Wer nicht mehr so lange damit warten möchte, sich auf den großen Schlachtfeldern in Gefechte mit bis zu 80 Mann zu stürzen, kann jetzt schon bedenkenlos zugreifen. Squad hat sich hervorragend entwickelt und bietet bereits eine ordentliche Anzahl an unterschiedlichen Maps sowie jede Menge Waffen und Fahrzeuge.
Ihr solltet vorab jedoch wissen, worauf ihr euch einlasst: Squad ist nicht einfach ein Battlefield-Klon, sondern legt viel mehr Wert auf Realismus und Strategie. Es gibt eine ganz klare Rollenverteilung und jeder Spieler hat sich auch an seine Aufgaben zu halten, damit ein Sieg möglich ist. Vielleicht ist es euer Job, Munitionsvorräte von der Basis aus an die Front zu transportieren. Basen errichtet ihr zudem selbst, genauso Verteidigungsstellungen. Ein Fadenkreuz gibt es ebenso wenig wie eine Anzeige dafür, dass ihr einen Gegenspieler getötet habt. Habt ihr nicht ganz klar gesehen, dass euer Widersacher gefallen ist, könnt ihr euch nie sicher sein, ob ihr ihn erledigt habt oder nicht. Die Einstiegshürde in Squad ist größer als in Battlefield und erst recht Call of Duty, aber dafür sind die Kämpfe umso intensiver, wenn auch weniger flott und somit weniger actionreich. Aber wenn ihr nach genau dieser Spielerfahrung sucht und euch die Konkurrenz zu arcadig ist, führt kein Weg an Squad vorbei.
Golf It!
Shooter, Survival, Rogue-like und Monsterkämpfe – alles gut und schön, aber manchmal darf es auch gerne etwas vollkommen Friedliches sein. Wenn ihr ein entspanntes Multiplayer-Spiel haben wollt, das mit Freunden wahnsinnig viel Spaß macht und keine Form der Gewalt enthält, dann greift zu Golf It!. Ehrlich gesagt, war uns gar nicht mehr bewusst, dass dieses Minigolfspiel immer noch im Early Access ist. Sonderlich viel ist davon in dem Titel gar nicht zu spüren, denn die Mechanik funktioniert längst einwandfrei, es dürften bloß gerne noch ein paar mehr vorgefertigte Kurse sein.
Die Levels, die die Entwickler gebaut haben, sind aber allesamt sehr schön gemacht und stellenweise richtig fordernd. Sein volles Potenzial entfaltet Golf It! aber erst dann, wenn ihr einen Blick in den Steam Workshop werft. Dort finden sich etliche von Nutzern erstellte Levels, die mit dem beigelegten Editor erstellt worden sind. Klar, nicht jeder davon ist Gold wert, aber es gibt mehr als genug coole, ideenreiche Kreationen, die viele lustige Multiplayer-Abende ermöglichen. Grafisch ist das alles zwar sehr simpel, dafür könnt ihr Golf It! aber auch mit jedem Kumpel spielen, der keinen starken Gaming-Rechner hat. Schaut euch nur mal die Mindestanforderungen an: Welches Spiel gibt sich denn heutzutage noch mit gerade mal 512 Megabyte Videospeicher zufrieden?