RoboQuest ist zwar noch im Early Access, aber dank fantastischem Gunplay und viel Stil schon jetzt sein Geld wert.
RoboQuest angespielt: Robotastisches Shooter-Rogue-lite
Rogue-likes und -lites gibt es mittlerweile in vielen Geschmacksrichtungen. Eigentlich kann man gar nicht vom Rogue-like-Genre sprechen, weil es sowohl Actionspiele als auch RPGs, Kartenspiele oder auch so was wie FTL: Faster Than Light gibt, in denen Permadeath und prozedurale Generierung zur Tagesordnung gehören. Ego-Shooter mit Rogue-like-Konzept sind auch längst kein Einzelfall mehr. Gunfire Reborn etwa ist sehr beliebt, Void Bastards ist ebenfalls empfehlenswert. RoboQuest verdient auch einiges an Aufmerksamkeit. Seit fast einem Jahr ist das Spiel schon im Early Access, wir sind aber erst kürzlich und ganz zufällig auf den Titel gestoßen. Schon nach wenigen Runs war klar: Das müssen wir euch empfehlen.
Die Robokalypse mal wieder
Im Jahr 2700 geht es der Menschheit ganz schön mies. Weil eine Armee von bösen Robotern die Herrschaft an sich gerissen hat, kämpfen die Menschen in der Wüste ums Überleben. Ein Hoffnungsschimmer ist die junge Max. Das Mädchen findet eines Tages beim Plündern einen alten Wächter-Roboter. Sie reaktiviert ihn in der Hoffnung, mit ihm an ihrer Seite alles wieder zum Guten wenden zu können. Gemeinsam suchen sie nach einem Weg, die bösen Maschinen zu bezwingen und herauszufinden, wer eigentlich für all den Schlamassel verantwortlich ist.
Wirklich relevant ist die Geschichte in RoboQuest nicht. Nach dem Intro dominiert das Gameplay. Ihr solltet daher nichts in Richtung Hades oder Returnal erwarten, sondern eben ein klassisches Rogue-lite, in dem die Story mehr einen Rahmen für das eigentliche Spielgeschehen bildet, als dass sie eine zentrale Rolle spielt. Das ist gar nicht schlimm, wenn denn die Mechaniken Spaß machen und holla die Waldfee, das machen sie!
Erkundung lohnt sich
Ihr spielt den Wächter-Roboter, während Max für das Gameplay keine Bedeutung hat. Wie sich das für ein Rogue-lite gehört, erkundet ihr in RoboQuest zufällig generierte Levels, die aber natürlich aus vorgefertigten Bausteinen bestehen. Die erkennt ihr auch recht schnell. Eine so große Vielfalt an Tilesets wie in Returnal gibt es nicht, aber wir müssen nun mal auch bei den Tatsachen bleiben: RoboQuest stammt von einem 22-köpfigen Indie-Team aus Lyon namens RyseUp Studios, während Housemarque von Großkonzern Sony mit reichlich Geld gefüttert wurde und viermal so viele Mitarbeiter hat.
Dafür unterscheiden sich die einzelnen Gebiete optisch schön voneinander. Der zweite Bereich, die Oase, hat zwar noch große Ähnlichkeiten mit dem ersten, dem Canyon, aber später seid ihr zum Beispiel auch in überwachsenen Ruinen, der Stadt und einer Wasseranlage unterwegs. Ebenfalls cool: Es gibt versteckte Geheimnisse und es lohnt sich auch wahrlich, die zu finden. Für noch mehr Abwechslung sorgen optionale Kammern mit kleinen Geschicklichkeitsherausforderungen, an deren Enden euch Waffen und Upgrades erwarten. Ähnlich wie in Returnal stellt man sich bei jedem optionalen Bereich die Frage: "Hmm, nehme ich den jetzt mit und gehe das Risiko ein, wertvolle Lebensenergie zu verlieren oder lasse ich ihn außen vor, wodurch mir aber Ausrüstung und zusätzliche Erfahrungspunkte entgehen?" Genau solche Entscheidungen sorgen für die gewisse Würze in einem Rogue-like.
Überhaupt müsst ihr in RoboQuest immer wieder interessante Entscheidungen treffen. Da wäre zum einen bei jedem Levelaufstieg die Frage, welchen von mindestens zwei Perks ihr nehmt oder ob ihr eine neue Auswahl auswürfeln lasst. Die Boni reichen von einer erhöhten Chance, dass besiegte Gegner Reperaturkügelchen fallen lassen, über mehr Schaden auf kurze Distanz bis hin zu Blitzen, die Gegner treffen, wenn sie euch Schaden zufügen.
Preiset dieses Waffenarsenal!
Zum anderen müsst ihr euch ständig entscheiden, was für Waffen ihr ausrüsten wollt. Am Anfang könnt ihr nur zwei Stück tragen, später schaltet ihr zumindest ein Item frei, das es euch ermöglicht, drei Schießprügel aufzunehmen. Die Knarren sind das Herzstück von RoboQuest. Auch wenn ein Ende der Early-Access-Phase noch nicht in Sicht ist, gibt es schon jetzt eine riesige Anzahl an Tötungswerkzeugen – manche recht konventionell, andere fantasiereicher. Neben Sturmgewehren und Schrotflinten sind zum Beispiel auch verschiedene Elementarwaffen, ein Sägeblattwerfer und ein Plasmagewehr mit von der Umgebung abprallenden Projektilen an Bord.
Jede Waffe in RoboQuest fühlt sich großartig an. Klar, jeder findet irgendwann seine Favoriten, aber am Anfang möchte man alles mal ausprobieren. Dementsprechend fällt die Entscheidung schwer, was man nun mitnimmt, wenn etwa zwei Knarren zur Auswahl stehen oder ein Gegner einen coolen Argumentationsverstärker fallen lässt, ihr dafür aber eine andere heißgeliebte Waffe zurücklassen müsst. Hinzu kommt, dass die Dinger noch teilweise interessante Boni haben und in Kategorien wie Zerstörung und Präzision unterteilt sind, für die ihr wiederum Upgrades erhaltet, die den Schaden mit Waffen der jeweiligen Gattung erhöhen. Ihr könnt euch also auf bestimmte Typen spezialisieren und solltet das auch, um mit den Robotermassen fertig zu werden.
So. Viele. Roboter.
An sich klingt es ja nicht danach, dass es viele unterschiedliche Gegnertypen gibt, wenn wir sagen, dass es sich ausschließlich um Maschinen handelt. Die optische Abwechslung hält sich definitiv in Grenzen, da fast alle Feinde graue Metallkörper mit roten Lichtern sind. Jedoch gibt es schon ausreichend viele Arten von bösen Robotern: kleine und große, stationäre Geschütze, Exemplare mit Schutzschild, explosive Kamikazeroboter und noch einige mehr. Außerdem hat RoboQuest ein paar echt gut designte Bosskämpfe zu bieten.
Clever sind die Feinde nicht. Die KI erinnert mehr an Spiele wie Serious Sam oder Painkiller als an Far Cry (den ersten Teil natürlich!). Die Masse sorgt für die Gefahr. Passenderweise spielt sich RoboQuest schön flott, zumal ihr dank Dash-Funktion in der Luft und Doppelsprung sehr agil seid. Ihr könnt sogar in der Umgebung verteilte Schienen nutzen, um auf ihnen zu grinden, was ziemlich cool ist. Und dann macht es einfach enorm viel Spaß, zu ballern. Nicht nur, dass die Waffen eben so eine große Vielfalt bieten, sie klingen auch gut, sind toll animiert und das Trefferfeedback ist fantastisch.
Wenn ihr einen Feind trefft, poppen nicht nur Schadenszahlen auf sehr stylische Art auf, sondern jeder Schuss ist auch noch mit Lautschrift wie im Comic unterlegt. Bei einer AK-artigen Automatikwaffe etwa seht ihr beim Dauerfeuer durchgehend ein "Takata" im Bild, bei einem Präzisionsgewehr taucht mit jedem Schuss ein "Pow" auf. Zusätzlich leuchten die Feinde bei Treffern weiß auf und wenn sie den Geist aufgeben, bricht Qualm aus ihnen heraus.
Ein Soundtrack, der antreibt
RoboQuest ist stilistisch wie aus einem Guss. Die Comicgrafik, die ein wenig an Borderlands erinnert (gleiches gilt für den eingeblendeten Schriftzug beim Levelaufstieg), mag technisch simpel sein, ist aber äußerst stimmig. Hinzu kommen die treibenden Elektro-Beats, die durchgehend aus den Lautsprechern respektive Kopfhörern schallen und perfekt zur flotten Action passen. Ihr könnt euch in RoboQuest in einen richtigen Rausch spielen und die Musik hat daran einen großen Anteil.
Dauerhafte Erfolge
Motivierend ist RoboQuest auch noch. Zwar sind Levelaufstiege, freigeschaltete Perks und euer Waffenarsenal nur temporär, gehen also nach dem Tod verloren. Aber ihr sammelt im Spielverlauf Schraubenschlüssel, die ihr nach dem Ableben behaltet. Mit denen verbessert ihr die Gerätschaften in eurer Basis nach und nach. Dadurch erhaltet ihr Vorteile wie etwa zufällige Boni direkt zu Beginn eines Runs, eine größere Auswahl an Waffen für den Start oder neue Zubehörteile, die ihr in der Basis ausrüstet.
Zudem gibt es in der aktuellen Early-Access-Version vier verschiedene Klassen. Ihr startet mit dem Wächter, der für wenige Sekunden eine Schutzblase um sich herum erzeugen und auf Feinde im Nahkampf einschlagen kann. Recht früh im Spielverlauf kommt der Kommandant hinzu. Der kann alle zehn Sekunden eine Rakete abfeuern und statt im Nahkampf zu schlagen, schießt er eine Schrotladung ab. Außerdem erhält er für jeden zerstörten Gegner Wut. Bis zu drei Punkte kann er speichern und jeder einzelne verringert die Abklingzeiten der Fähigkeiten um zehn Prozent. Besiegt ihr den ersten Boss kommt der Aufklärer hinzu und erreicht euer Basislager Stufe 4, schaltet ihr den Ingenieur frei.
Einschätzung
RoboQuest ist zwar noch nicht fertig, aber nach fast zwölf Monaten im Early Access ist es schon ein umfangreiches und sehr poliert wirkendes Rogue-lite mit fantastischem Gunplay und einem tollen Look. Es ist wunderbar für zwischendurch geeignet, bietet aber auch das Potenzial, euch ganze Abende lang vor den Bildschirm zu fesseln. Es hat vielleicht weder die erzählerische Klasse eines Hades noch das geniale Leveldesign eines Returnal, aber die Kernmechaniken, die Progression und die spannenden Entscheidungen, die ihr treffen müsst, greifen wunderbar ineinander. RoboQuest hat das Zeug zum Hit und die Early-Access-Fassung kostet nicht mal 17 Euro. Da macht ihr nichts falsch mit.