S.T.A.L.K.E.R. Anomaly ist eine komplett kostenlose, riesengroße und knallharte Survival-Sandbox.
Mit dieser Mod überbrückt ihr die Wartezeit auf S.T.A.L.K.E.R. 2
Vor einigen Jahren hätte niemand jemals damit gerechnet, dass es wirklich mal ein S.T.A.L.K.E.R. 2 geben wird. Entwickler GSC Game World hatte die Fortsetzung schon vor zehn Jahren angekündigt, aber das Projekt überlebte nicht lange, weil das Studio nicht mal ein halbes Jahr später geschlossen wurde. 2018 dann ein neues Lebenszeichen: S.T.A.L.K.E.R. 2 soll tatsächlich noch kommen. Damals wollte das keiner glauben. GSC Game World war zwar irgendwie wieder da, aber in welcher Form, war niemandem außerhalb des Unternehmens klar.
2020 erschien dann der erste Trailer. Seitdem bewirbt Microsoft das Spiel kräftig mit. Spätestens ab dem Zeitpunkt, seit dem klar ist, dass der Titel von Tag 1 an im Xbox Game Pass sein und vorerst nur für den PC und die Xbox Series X/S erscheinen wird, kann man davon überzeugt sein, dass S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chernobyl, wie es mittlerweile heißt, wirklich existiert. Am 28. April 2022 soll der Ego-Shooter erscheinen. Das ist noch einige Monate entfernt. Wie könnte man denn nur diese Zeit überbrücken, wo doch die Sehnsucht nach dem Erkunden der Zone rund um Tschernobyl und dem Kampf gegen Banditen, Söldner, Monolith-Anhänger sowie gruselige Mutanten so groß ist? Ganz einfach: mit S.T.A.L.K.E.R. Anomaly.
Die volle "S.T.A.L.K.E.R."-Dröhnung und das gratis
Wir könnten euch an dieser Stelle auch Metro Exodus oder Chernobylite ans Herz legen. Beide Titel weisen Ähnlichkeiten zur "S.T.A.L.K.E.R."-Reihe auf, letzteres teilt sich sogar den Schauplatz mit ihr. Aber auch wenn sie gute Spiele sind (bei Metro Exodus wissen wir das ganz genau, bei Chernobylite haben zumindest die ersten Stunden mit der Early-Access-Version Lust auf mehr gemacht), sie können S.T.A.L.K.E.R. nicht ersetzen. Dazu fehlt ihnen vor allem die Open World. Klar, ihr könntet einfach die ersten drei "S.T.A.L.K.E.R."-Spiele nochmal zocken. Aber wenn ihr die eben schon kennt, wollt ihr ja vielleicht etwas Neues erleben.
Hier ist S.T.A.L.K.E.R. Anomaly zur Stelle. Das ist kein offizieller Ableger der Reihe, sondern eine Modifikation auf Basis von Call of Pripyat. Allerdings wird diese Umschreibung ihr überhaupt nicht gerecht. Erstmal braucht ihr gar nicht das dritte Spiel der "S.T.A.L.K.E.R."-Serie, um Anomaly spielen zu können. Ihr könnt es euch kostenlos auf ModDB herunterladen und sofort in die Zone eintauchen. Die Installation ist auch total unkompliziert. Die aktuelle Version 1.5.1 von S.T.A.L.K.E.R. Anomaly kommt als ein Archiv daher, dass ihr mit WinZip, WinRar oder 7-Zip an einen Ort eurer Wahl entpackt. Mehr müsst ihr nicht tun, eine richtige Installation ist nicht notwendig.
Die ganze Zone steht euch offen
Aber was genau ist S.T.A.L.K.E.R. Anomaly nun eigentlich? Nun, wir haben es hier mit einer riesigen Sandbox zu tun. Die Mod enthält alle Gebiete aller vorherigen Spiele der Reihe und verbindet sie zu einer riesigen Spielwelt. Es sind zwar immer noch einzelne Levels, zwischen denen dürft ihr euch aber frei bewegen. Überhaupt ist Freiheit das große Stichwort: Im Rahmen dessen, was die Engine und Spielmechaniken euch ermöglichen, könnt ihr tun, was immer ihr wollt. Anders als die Spiele von GSC Game World ist Anomaly kein Story-fokussiertes Erlebnis.
Das heißt nicht, dass es gar keinen roten Faden gibt. Wer will, absolviert eine längere Reihe an Story-Missionen, die nach Call of Pripyat spielen und durchaus solide gemacht sind. Es ist von Vorteil, die Original-"S.T.A.L.K.E.R."-Teile gespielt zu haben, auch weil ihr dann besser mit der Welt und den Fraktionen an sich vertraut seid, aber kein absolutes Muss. Ihr könnt jene "Hauptquests" aber auch komplett ignorieren. Anomaly macht euch keinerlei Vorgaben. Ihr bestimmt, wie eure Geschichte verlaufen soll.
Schon die Charaktererstellung bietet viel Freiheit
Bevor euer Abenteuer beginnt, erstellt ihr euch erst mal euren Charakter. Die Optionen bezüglich der Figur selbst halten sich dabei in Grenzen. Ihr könnt nicht wirklich euer Aussehen bestimmen, was aber eh egal ist, denn wo S.T.A.L.K.E.R. draufsteht, ist Ego-Perspektive drin. Viel wichtiger ist, welcher Fraktion ihr angehört. Acht Stück stehen euch zur Auswahl. Für den Einstieg eignen sich vor allem die Loner, also die freien Stalker. Wer will, kann sich aber auch dem Militär, den Banditen oder gar dem bösen Monolith-Kult anschließen. Die Wahl euer Partei bestimmt, an welchen Orten der Welt ihr starten könnt und ob die anderen Gruppierungen euch neutral oder feindlich gesinnt sind. Die Beziehungen können sich im Verlauf des Spiels ändern, ihr könnt die Fraktion sogar zwischendurch wechseln. Für noch mehr Dynamik sorgt eine Extraeinstellung in den Optionen, dank der sich die Beziehungen der Fraktionen untereinander verändern können.
Ansonsten wählt ihr beim Spielstart in S.T.A.L.K.E.R. Anomaly noch aus, welchen Spielmodus (dazu weiter unten mehr) und auf welchem Schwierigkeitsgrad ihr zocken wollt (fangt mit "Easy" an, das ist schon knackig genug) und stellt euch eure Startausrüstung zusammen. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad für die Progression (wirkt sich zum Beispiel darauf aus, wie viel Geld euch Händler beim Verkauf von Items geben) habt ihr mehr oder weniger Punkte zur Verfügung. Ihr könnt bereits direkt zum Start eine Waffe größeren Kalibers haben, müsst dann aber vielleicht auf Nahrung, Medizin oder andere nützliche Gegenstände, zum Beispiel ein Fernglas oder einen Echo-Detektor zum Aufspüren von Artefakten, verzichten.
Ihr allein bestimmt euren Weg
Seid ihr einmal in der Welt gestartet, bestimmt ihr selbst euren Weg. Quests sind natürlich ein gutes Mittel, an Geld zu kommen, das ihr braucht, um euch Essen und Trinken, Bandagen, Medi-Kits, bessere Waffen und Kleidung sowie Munition zu kaufen und eure Ausrüstung reparieren oder gar aufwerten zu lassen. Die meisten Aufträge sind zufällig generiert, es gibt aber eben auch die oben genannten Story-Missionen. Ihr könnt die Aufgaben aber auch komplett ignorieren und die Welt auf eigene Faust erkunden. Vielleicht wollt ihr euer Geld verdienen, indem ihr Mutanten jagt und deren Fleisch sowie sonstige Überreste verkauft. Oder ihr sucht konstant Ärger mit feindlichen Fraktionen und plündert deren Basen. Oder ihr werdet zum Artefaktsammler. Die Möglichkeiten in S.T.A.L.K.E.R. Anomaly sind zahlreich und das Spiel platz nur so vor Features.
Nun kann es passieren, dass ihr spielerisch oftmals das Gleiche macht, was auch daran liegt, dass sich das Core-Gameplay nun mal auf Erkundung und Ballereien beschränkt. Aber S.T.A.L.K.E.R, Anomaly hat einige Aspekte, die es trotzdem zu einem fantastischen Spielerlebnis machen. Da wäre zum einen die dichte Atmosphäre, die sie von den offiziellen Teilen geerbt hat.
Zum anderen, und das trägt natürlich auch sehr viel zu jener Atmosphäre bei, gibt es das A-Life. Dieser Begriff steht für die Simulation der Spielwelt, die es so in kaum einem anderen Titel gibt. Alle Fraktionen in der Zone machen zu jeder Zeit ihr Ding. Über Textnachrichten erfahrt ihr, was gerade in der Spielwelt abgeht. Wenn ihr zum Beispiel lest, dass Banditen das Anfängerdorf der Loner attackieren, dann findet dieser Angriff auch wirklich statt. Auch bei den Mutanten hat man das Gefühl, dass sie wirklich in dieser Welt leben, etwa wenn sie NPCs überfallen und ihr das aus der Ferne beobachtet.
Jeder Streifzug ein Abenteuer
All das führt dazu, dass ihr nie wisst, was euch bei einem erneuten Streifzug durch die Zone erwartet. Ihr könnt die generischste "Töte diesen Charakter"- oder "Bring mir dieses Item"-Quest machen: Wenn euch auf dem Weg ein Bloodsucker oder ein Rudel Pseudohunde attackiert oder ihr mitten in ein Gefecht zwischen dem Militär und Freedom geratet (die einen wollen den Zugang zur Zone streng regulieren, die anderen fordern eine Öffnung für jeden), vergesst ihr ganz schnell, dass ihr gerade eigentlich nur eine lahme Fetch-Quest absolvieren wolltet.
Was S.T.A.L.K.E.R. Anomaly darüber hinaus auszeichnet, ist seine Intensität. Gerade am Anfang, wenn ihr noch schwach ausgerüstet seid, seid ihr enorm verwundbar. Da können schon mal zwei Kratzer einer mutierten Katze ausreichen, damit ihr leblos zu Boden sackt. Die "F5"-Taste ist eure beste Freundin. Von der Schnellspeicherfunktion solltet ihr so oft wie möglich Gebrauch machen. Die häufigen Tode können leicht frustrieren, aber andererseits macht der hohe Schwierigkeitsgrad vor allem die Kämpfe gegen menschliche Feinde zu einer enorm spannenden Angelegenheit.
Hier kommt dann auch zum Vorschein, dass S.T.A.L.K.E.R. Anomaly nicht einfach nur ein Shooter mit offener Spielwelt, sondern ein reinrassiges Survival-Spiel ist. Munition ist gerade zu Beginn ein rares Gut, zumindest für die stärkeren Waffen und ihr müsst regelmäßig was essen und trinken. Zudem gibt es die vielen gefährlichen Anomalien, in die ihr versehentlich hineinlauft, wenn ihr nicht aufpasst, und verstrahlte Gebiete. Wer will, spielt S.T.A.L.K.E.R. Anomaly im "Ironman"-Modus und stellt sich der Herausforderung, so lange wie möglich in der Zone zu überleben.
Krieg in der Zone
Habt ihr die Story-Quests gespielt oder interessiert euch gar nicht für sie und wollt ein etwas anderes Erlebnis haben, entscheidet ihr euch zu Spielbeginn etwa für den "Warfare"-Modus. Hier führen die Fraktionen wortwörtlich Krieg miteinander und kämpfen um diverse Stellungen in der Welt. Dadurch gewinnt S.T.A.L.K.E.R. Anomaly nochmal eine völlig neue Ebene hinzu, weil sich dann alles darum dreht, mit eurer Fraktion die gesamte Spielwelt zu erobern.
Ein anderer interessanter Modus nennst sich "Azazel" und zeichnet sich dadurch aus, dass ihr nach dem Tod euren Charakter verliert und anschließend die Kontrolle über einen zufälligen NPC übernehmt. Zu guter Letzt bleibt noch der "Survival"-Modus. Hier werden alle Spawns durch Zombies ersetzt, die wissen, wo ihr euch befindet. Gerade in Kombination mit der "Ironman"-Funktion ist das ein sehr unterhaltsamer Zeitvertreib.
Add-ons machen's noch besser
Alles, was in S.T.A.L.K.E.R, Anomaly drinsteckt, hier aufzuzählen, würde diesen Text zu einem endlosen Roman werden lassen. Dafür, dass wir hier von einer von Fans erstellten Standalone-Modifikation reden, ist das Spiel wirklich beeindruckend. Und wenn euch das Grundpaket nicht reicht: Es gibt Tausende, ebenfalls von Fans erstellte Add-ons für Anomaly, die weitere Features hinzufügen. Wollt ihr mehrere davon installieren, braucht ihr unbedingt den Generic Mod Enabler, um die Ladereihenfolge zu managen und die Mods so zu installieren, dass sie bei einer falschen Reihenfolge nicht eure gesamte Installation zerstören. Nutzt ihr das Tool, legt ihr die Add-ons einfach in einem Extra-Ordner ab und könnt sie dann jederzeit über den Mod Manager aktivieren und gegebenenfalls auch wieder deaktivieren.
Ihr könnt es euch auch einfach machen und ein Mod-Paket installieren, also eine Sammlung von Add-ons. So erspart ihr euch die Arbeit, könnt aber eben eure Anomaly-Installation nicht so individuell gestalten, wie es ohne Mod-Paket möglich wäre. Wir haben sehr großen Gefallen an dem Weapon Overhaul von pROvAK gefunden. Damit erhaltet ihr nicht nur jede Menge zusätzliches Schusswerkzeug, sondern auch noch viele andere Verbesserungen wie Animationen fürs Essen und Trinken, bessere Sounds, mehr Quests und noch einige andere Dinge. Dafür wiegt der Download satte 14 Gigabyte. Dazu gibt es noch einen kleinen Patch und ein Paket mit 4K-Texturen. All das findet ihr auf pROvAKs YouTube-Kanal. Das Mod-Paket ist in der Beschreibung verlinkt (dort gibt es auch ein Komplettpaket mit Anomaly und vorinstalliertem Weapon Overhaul), das Update und die Texturen im angepinnten Kommentar darunter.
Zusätzlich zu dem Mod-Paket haben wir neben ein paar kleineren Add-ons auch noch den Agressor Reshade installiert, der die Optik von S.T.A.L.K.E.R. Anomaly nochmal ein wenig verfeinert. Aber auch ohne den sieht das Spiel dafür, dass es auf über zehn Jahre alter Technik basiert, immer noch ordentlich aus.
Abschließend bleibt uns nur noch zu sagen: Probiert S.T.A.L.K.E.R. Anomaly einfach mal aus – kostet ja nix! Wenn ihr euch auf den Sandbox-Charakter einlasst, könnt ihr viele unterhaltsame Stunden damit haben und euch so die Zeit bis zum Release von S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chernobyl wunderbar verkürzen. Und jetzt entschuldigt uns! Die Zone ruft uns zurück.