Vier Wochen dauert es noch bis zum Release von Marvel's Guardians of the Galaxy, wir haben es aber schon ausprobiert.
Marvel's Guardians of the Galaxy angespielt: Fetzige Musik-Action
Bis vor ein paar Jahren kannte außerhalb der Comicfangemeinde niemand die Guardians of the Galaxy. 2014 jedoch brachte Regisseur James Gunn die Truppe der etwas anderen Helden auf die große Leinwand und damit gelang ihm ein besonderes Kunststück. Die Popularität von Star-Lord, Gamora, Drax, Rocket und Groot schoss auf einen Schlag in zuvor ungeahnte Höhen. Noch dazu hat es Gunn geschafft, der Geschichte einen ganz eigenen Touch zu verleihen, ohne sich jedoch von der generellen Ausrichtung der MCU-Filme allzu weit zu entfernen. Ganze sieben Jahre später finden die Wächter der Galaxis ihren Weg auf den PC und die Konsolen in einem AAA-Actionspiel von Eidos Montreal. Allerdings müssen wir euch einen Zahn direkt ziehen: Marvel's Guardians of the Galaxy, wie der Titel ganz simpel heißt, hat so gesehen nichts mit den Kinofilmen zu tun. Es erzählt eine eigene Geschichte und basiert rein auf den Comics, weshalb es auch keine digitalen Abbilder von Chris Pratt, Zoe Saldana und Dave Bautista bietet. Wir durften jüngst erstmals selbst Hand anlegen und verraten euch, warum die Filme dennoch eine wichtige Rolle spielen.
Eine neue Geschichte wird erzählt
Nachdem ein jahrelanger intergalaktischer Krieg seine Spuren im Universum hinterlassen hat, versucht die munter zusammengewürfelte Heldentruppe in Marvel's Guardians of the Galaxy ihren Nutzen aus der Situation zu ziehen, um ein paar schnelle Kröten zu machen. Dabei lösen sie eine Kettenreaktion katastrophaler Ereignisse aus, die die Existenz der gesamten Galaxie bedroht. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das korrumpierte Nova Corps, das eigentlich in den Weiten des Alls für Recht und Ordnung sorgen soll. Doch ein geheimnisvoller Kult hat Teile des Corps massiv unterwandert. Vor diesem Hintergrund besinnen sich die Guardians of the Galaxy auf ihre Tugenden und setzen alles daran, die Situation zum Guten zu wenden.
Gespräche sind das A und O in Beziehungen
Wir durften in der von Square Enix zur Verfügung gestellten Version in Kapitel 5 unsere Nase stecken und am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, ein Hüter der Galaxie zu sein. Los ging es im Raumschiff Milano, das sozusagen als Ausgangspunkt und Hub für die einzelnen Missionen dient. Ihr müsst aber nicht direkt von Mission zu Mission eilen, sondern könnt auch einige Zeit im Raumschiff verbringen, denn dort gibt es so einiges zu entdecken. Jeder Charakter hat seinen eigenen Raum, der mit eingesammelten Gegenständen aufgewertet werden kann. Das hat nicht nur kosmetische Zwecke. Findet ihr beispielsweise ein persönliches Item von Gamora und sprecht dann mit ihr, ergeben sich andere Dialoge, als wenn das Objekt fehlen würde. Außerdem gibt es, inspiriert von den Filmen, eine Musikanlage, dank der bekannte Evergreens der 80er Jahre durch das Raumschiff pulsieren. Auch das wirkt sich wiederum auf das Verhalten der Crewmitglieder aus. Ab einem gewissen Zeitpunkt gesellt sich ein kunterbuntes und ziemlich verfressenes Lama zur Crew. Warum, wissen wir auch nicht. In Kapitel 5 ist das Vieh halt schon da und treibt Waschbär Rocket fast in den Wahnsinn, weil es einfach alles anknabbert.
Was ist mit dem Nova Corps passiert?
Sobald ihr euch ausreichend umgesehen und mit jedem ein wenig geplaudert hat, kann es zur eigentlichen Mission gehen. Die findet auf The Rock statt, einem Außenposten von Nova Corps im All. Doch auch hier hat der Einfluss des Kults schon begonnen, dabei wollten die Guardians dort eigentlich nur eine Strafe bezahlen, um sich danach weiter der Rettung der Galaxie zu widmen. Doch zunächst ist niemand zu sehen, der Außenposten scheint verlassen zu sein und das weckt die Neugier der Helden. Schon seid ihr mittendrin im Geschehen. Wobei es erst einmal ein paar Rätsel zu lösen gibt, um in das Innere vorzudringen. Ihr schlüpft dabei stets in die Rolle von Star-Lord, während der Rest der Bande mehr oder weniger autark agiert. Allerdings könnt ihr ihnen Befehle erteilen. So hilft Rocket beispielsweise dabei, Systeme zu hacken, um Türen zu öffnen. Dank des Visors von Star-Lord seht ihr stets, mit welchen Objekten ihr interagieren könnt.
Ballern, Rätsel, Taktik und Elemente
Nachdem die ersten Türen geöffnet sind und ihr immer tiefer in den Kaninchenbau vorgedrungen seid, wird das Nova Corps auf euch aufmerksam und schickt erste Truppen los. Dann beginnt die Action. Dank des Elementar-Blasters von Star-Lord ballert ihr einen Gegner nach dem anderen aus dem Weg, während eure Mitstreiter munter mitmischen. Eine aktive Nachladefunktion sorgt dafür, dass richtiges Timing mit einem mächtigeren Schuss und schnellerem Nachladen belohnt wird und eine Lock-on-Funktion erleichtert das Zielen. Angesichts der übermächtigen Bedrohung müsst ihr aber all eure Fähigkeiten einsetzen. In der von uns angespielten Version kam neben dem normalen Blaster-Feuer hauptsächlich das Eis-Element der Waffe zum Einsatz. So können Gegner eingefroren und verlangsamt werden. Werden zudem beim Kämpfen noch Befehle an die anderen Charaktere erteilt, ergibt sich daraus eine sehr stylische, wenn auch hektische Actionchoreografie. Eingefrorene Gegner zerschmettert Drax im Nu, weiter entfernte Widersache erledigt Gamora mit ihrem "Shadow Strike" und Rocket setzt, wie der Name schon sagt, auf explosive Angriffe. Groot hingegen verteilt den Schaden eher großflächig.
Und jetzt alle zusammen, mit Musik!
Dazu kommen diverse Nahkampfscharmützel, denn nicht immer wird es euch gelingen, die Gegner auf Abstand zu halten. Zur Not hilft halt auch ein gepflegter Schlag in die Fresse. Je nach Umgebung und Situation sind die Animationen von Star-Lord und Co anders, was dem Geschehen etwas mehr Abwechslung verleiht. Sinkt die Energie der Gegner, kommt es zu einem kleinen Quick-Time-Event, bei dem ihr die Feinde besonders effektvoll wegputzt.
Apropos Effekte, je geschickter und variantenreicher ihr euch beim Kämpfen anstellt, umso schneller füllt sich eine Leiste in der rechten Bildschirmhälfte. Ist sie voll, kann eines der Kernelemente des Kampfes aktiviert werden: der Huddle. Dann holt Star-Lord seinen tragbaren Kassettenspieler hervor, versammelt die Truppe um sich und versucht sie mittels einer kleinen Ansprache – in der zitiert er übrigens Musikklassiker aus den 80ern – zu motivieren oder zurechtzustutzen (die Wahl liegt bei euch). Je nachdem, wie sich eure Beziehung durch Gespräche und andere Handlungen im Vorfeld zu den anderen Guardians verändert hat, erfahren alle oder eben nur Star-Lord einen Buff im Kampf. Der Huddle ist eines DER Alleinstellungsmerkmale von Marvel’s Guardians of the Galaxy, denn ist er einmal ausgelöst, ertönt nicht etwa ein epischer Score durch die Boxen, stattdessen ballert ihr zum Beispiel zu Bonnie Tylers „Holding Out For A Hero“ durch Horden von Gegnern. Das ist eine verdammt coole Erfahrung. die die die Atmosphäre der Filme unfassbar gut einfängt.
Ein bisschen Rollenspiel darf nicht fehlen
Das sind aber längst nicht alle Fähigkeiten. Im Verlauf des Abenteuers lernen die Guardians weitere Fertigkeiten und Spezialattacken. Nach jedem Kampf erhaltet ihr zudem Erfahrungspunkte, die ihr nach eigenem Gusto einsetzen dürft, und es besteht auch die Möglichkeit, bereits bestehende Fähigkeiten zu stärken. Zudem kann Rocket mit gefundenen Materialien ein paar schicke Perks zusammenschrauben, die euch und eure Waffen noch mächtiger machen. Darüber hinaus verfügt Star-Lord über ein Paar Jet-Boots, wodurch die Kämpfe eine weitere Dimension erfahren und sich nicht immer nur auf dem Boden abspielen. Gleichzeitig könnt ihr diese Fähigkeit einsetzen, um höher gelegene Ebenen zu erreichen und die Levels noch genauer zu erkunden.
Linear, aber dennoch mit Freiheiten
Marvel’s Guardians of the Galaxy ist ein reines Einzelspielerabenteuer und, soweit wir das bislang beurteilen können, ein ziemlich lineares Vergnügen. Das sollte euch aber nicht davon abhalten, auch abseits des Weges die Augen offen zu halten. Ihr könnt beispielsweise versteckte Dialoge erleben, wenn ihr nicht nur stumpf der Handlung folgt. Direkt bei der Ankunft auf The Rock habt ihr die Wahl, ob ihr sofort ins Innere des Außenpostens vordringen wollt oder einen kurzen Umweg macht und Rocket folgt, der sich Sorgen um sein Raumschiff macht, das nach der Landung vollkommen automatisch zu einem „Parkplatz“ bugsiert wird. Auch solche Szenen wirken sich auf die Beziehungen der Charaktere untereinander aus. Außerdem sind sämtliche Gespräche mit mal mehr, mal mit weniger Humor gespickt.
Technisch ein wahrer Genuss
Die Technik hinter dem Spiel hat uns sehr gut gefallen. Die Grafik ist außerordentlich detailliert und überzeugt vor allem durch satte Farben. Wenn ihr ein düsteres Actionspiel erwartet, seid ihr definitiv falsch. Eine genauere Beurteilung lässt sich aber erst zum Release abgeben, da sich die von uns angezockte Mission hauptsächlich im Innenbereich abgespielt hat. Dafür durften wir jedoch sowohl in die englische als auch deutsche Synchronisation hineinhören. Hierbei offenbart sich einer der Knackpunkte des Spiels. Auch wenn Marvel’s Guardians of the Galaxy nicht auf den Filmen basiert, schweben sie aufgrund ihres Erfolges wie ein Damoklesschwert über dem Titel. Die deutschen Stimmen sind nicht die der Sprecher aus den Kinoabenteuern, was anfangs zu einer gewissen Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Ergebnis führt. Wer sich davon nicht stören lässt, bekommt allerdings eine gelungene deutsche Vertonung spendiert. Die englischen Sprecher sind jedoch wie so oft noch besser und klingen etwas emotionaler sowie mitreißender.
Einschätzung
Das, was wir bislang von Marvel’s Guardians of the Galaxy gesehen und erlebt haben, hat einen Mordsspaß gemacht. Die Action, das Erteilen von Befehlen im Kampf, der Einsatz von Spezialfähigkeiten und das grundlegende Gameplay funktionieren reibungslos. Uns fehlte zwar ein bisschen die Lernkurve, so dass einige Auseinandersetzungen ungewöhnlich fordernd waren, aber wir wurden ja direkt und ohne Vorwarnung in Kapitel 5 geschmissen. Was uns aber wirklich begeistert hat, war das Zusammenspiel der Figuren innerhalb und außerhalb der Kämpfe. Die ständigen Gespräche, das gegenseitige Sticheln und dann doch wieder das Zusammenraufen, um die Welt zu retten, fängt den Geist der Vorlage unglaublich gut ein. Das Highlight ist ohne Frage der Huddle. Allein dieses Feature zeigt, welchen Unterschied der richtige Einsatz von Musik macht. Einfach sensationell! Jetzt müssen nur noch Umfang und Co stimmen, dann erwartet uns im Oktober womöglich eines der besten Lizenzspiele der letzten Jahre.