In Spielen wird viel gegessen, aber nicht immer erfüllt es den gleichen Zweck.
Essen in Spielen: Lecker, lebenswichtig, spielspaßfördernd
Essen ist etwas ganz Normales, Alltägliches. Wir müssen essen, um zu überleben, aber zugleich lieben wir es auch, leckere Sachen zu verspeisen. Essen ist eben nicht nur eine Zuführung von Nährstoffen, die unser Körper benötigt, um seinen Dienst zu verrichten. Es ist auch Genuss und für manche Menschen sogar regelrecht eine Leidenschaft. Wer gerne kocht oder gar beruflich in der Küche steht, weiß das nur zu gut. Ebenso vielfältig wie im echten Leben ist das Thema Nahrung auch in Video- und Computerspielen. Deshalb beschäftigen wir uns mal etwas näher damit. Also geht mit uns auf eine kulinarische Reise durch virtuelle Welten.
Bonuspunkte statt Kalorien
Er ist rund, gelb und total verfressen. Die Rede ist natürlich von Pac-Man. Der futtert im gleichnamigen Arcade-Spiel von 1980 aber nicht nur gelbe Pillen, sondern auch Obst, etwa Kirschen. Denn auch das kugelförmige Wesen weiß: Das ist gesund – und gibt Extrapunkte. Seit Pac-Man hat sich der Sinn und Zweck von Pixelessen in Spielen durchaus gewandelt. Sicherlich gibt es auch heute noch Titel, in denen Essbares einfach nur ein Punktelieferant ist. Man denke nur an die "Candy Crush"-Spiele. In denen sortiert ihr nach dem 3-Gewinnt-Prinzip Süßigkeiten so, dass sich innerhalb des Rasters Reihen von mindestens drei Objekten derselben Art bilden.
Der klassische Verwendungszweck von Nahrungsmitteln in Videospielen ist aber ein anderer. In der Realität hält uns, wie eingangs erwähnt, Essen am Leben. Der Mensch kann zwar, wenn es hart auf hart kommt, mehrere Tage ohne Nahrung überleben, aber gut fühlt man sich danach nicht und wer ganz darauf verzichtet, seinem Magen etwas anderes als Wasser zuzuführen, wird früher oder später verhungern. So weit gehen die meisten Spiele nicht. In der Regel gewährt Essen eurem Charakter zwar Lebensenergie, aber wenn ihr nichts futtert, führt das nicht zum Bildschirmtod.
Essen als Medizin
Gerade in Rollenspielen dienen Lebensmittel als Heilgegenstände. Wenn kein Heiltrank zur Hand ist, greift ihr eben zum Apfel oder der Fleischkeule. Im Klassiker Secret of Mana gibt es gar keine alchemistischen Flüssigkeiten, die eure Lebensenergie regenerieren. Hier verhindern Bonbons, Schokolade und Marmelade, dass ihr das Zeitliche segnet. Walnüsse wiederum füllen euer Mana wieder auf, das ihr benötigt, um Zauber zu wirken.
In diversen Spielen wirkt Essen auch leicht anders als ein Heiltrank. Während letzterer umgehend eine feste Menge an Lebensenergie wiederherstellt, bieten Brot, Fleisch und Co einen Effekt, der über einen Zeitraum von einigen Sekunden hinweg nach und nach verlorene Lebenspunkte regeneriert. Bekanntes Beispiel dafür ist World of Warcraft. In dem MMORPG von Blizzard Entertainment war es früher Standard, dass ihr euch nach ein paar Kämpfen erst mal hinsetzen und etwas futtern musstet, um wieder zu Kräften zu kommen. Heiltränke wiederum waren teurer als die Nahrungsmittel und wurden nur in Notfällen während eines Kampfes getrunken, um sich nicht plötzlich vorm nächsten Geistheiler wiederzufinden.
Wo wir gerade beim Thema WoW sind: In Online-Rollenspielen ist es üblich, dass Essen und Getränke nicht nur Lebensenergie und Mana auffüllen. Zumindest die Varianten, die auf höheren Charakterstufen zum Einsatz kommen, verleihen dem eigenen Helden auch wertvolle Boni, die mal für 15 Minuten, mal auch für eine ganze Stunde andauern. Sie erhöhen dann etwa die Angriffskraft, Verteidigung oder maximale Lebensenergie und sind vor allem für Dungeons und Raids wichtig.
Der Kampf gegen das Verhungern
In Rollenspielen ist Essen mal mehr, mal weniger wichtig, aber eigentlich nie ein Kernelement. Das geht aber auch anders, wie Survival-Spiele beweisen. In denen steht der Kampf ums Überleben im Mittelpunkt und dazu gehört nicht nur, sich etwa gegen Zombies (DayZ), wilde Tiere (Subnautica) oder kannibalistisch veranlagte Ureinwohner (The Forest) zu verteidigen, sondern auch regelmäßig zu essen und zu trinken. Daher ist es wichtig, die Spielwelt zu erkunden, um Nahrung zu finden, seien es nun irgendwelche Konserven oder das, was die Natur zu bieten hat (Pflanzen oder Tiere, die erlegt werden können). Im Idealfall baut ihr in eurer Basis selbst Essbares an. Jeder Minecraft-Spieler hat früher oder später im Survival-Modus Felder, die er bestellt, sowie ein Gehege mit Schweinen oder Kühen.
In Survival-Spielen sind Lebensmittel nicht bloß Verbrauchsgegenstände, die einen Effekt auf den eigenen Charakter haben. Um sie dreht sich in der Regel ein ganzes Spielsystem, Stichwort Crafting. Neben der Herstellung von Werkzeug oder dem Bau eines eigenen Unterschlupfs spielt eben auch Kochen eine wichtige Rolle. Wer etwa in Green Hell ein Wasserschwein oder Tapir erlegt, sollte sich nicht einfach so mit rohem Fleisch den Wanst vollschlagen. Das ist schließlich nicht gesund. Also brät man es über einem Lagerfeuer.
Kochen in Spielen kann aber noch viel weiter gehen und ist nicht bloß auf Survival-Titel beschränkt. Ein sehr bekanntes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Eine der großen Neuerungen des ersten Abenteuers von Link auf der Switch ist neben der Open World das Kochsystem. An jedem Lagerfeuer lassen sich die zahlreichen Zutaten, die ihr in der Spielwelt findet, miteinander kombinieren. Dabei habt ihr aber kein Rezeptbuch zur Hand, sondern müsst schlichtweg experimentieren. Ein paar Pilze, ein Stück Hirschfleisch und dann noch etwas Steinsalz dazu? Ja, da könnte was Schmackhaftes bei rauskommen. Je hochwertigere Ingredienzien ihr verwendet, desto stärker ist am Ende der Heileffekt. Und wenn ihr spezielle Zutaten nutzt, die von Haus aus schon zusätzliche Boni wie etwa Kälteschutz bieten (beispielsweise Chilis), verleihen euch eure Mahlzeiten auch noch solche Buffs.
Das Auge isst mit
Darüber hinaus zelebriert The Legend of Zelda: Breath of the Wild die Themen Kochen und Essen. Wenn ihr ein Gericht zubereitet, springen die Zutaten im Topf und ergeben dabei einen unverwechselbaren Sound, der eigentlich schon als Musik zu kategorisieren ist, zumal Link passend dazu summt. Und wenn ihr dann euer Mahl zu euch nehmt, wird eine sympathische Animation agespielt, wie der Held das Essen in sich hineinstopft und anschließend seinen Bauch tätschelt, um zu signalisieren: "Ich bin wohlgenährt".
Breath of the Wild ist da keine Ausnahme. Waren Lebensmittel in Spielen früher bloß als Icons oder wenig detaillierte Modelle abgebildet, präsentieren uns etwa Final Fantasy 15 und die jüngeren Yakuza-Spiele ganz fein modellierte Köstlichkeiten. Erinnert ihr euch noch an den Pixar-Film "Ratatouille", bei dem sehr viel Wert darauf gelegt wurde, dass das Essen wirklich schmackhaft aussieht? So gut kriegen es heutzutage eben auch Videospielentwickler hin, wenn sie denn wollen. Final Fantasy 15 solltet ihr auf keinen Fall mit leerem Magen spielen, so fantastisch sehen die Gerichte aus, die Ignis, einer der treuen Begleiter von Hauptcharakter Noctis, kredenzt.
Ähnlich schmackhaft wirken auch die prallgefüllten Teller in Monster Hunter: World. In dem Action-RPG ist es wichtig, vor jeder Monsterjagd in der örtlichen Palico-Kantine vorbeizuschauen und sich von den anthropomorphen Katzen bekochen zu lassen, um wertvolle Boni zu erhalten. Wer will, zieht sich jedes Mal die komplette Zwischensequenz an, in der die Fellträger das Mahl zubereiten. Essen ist wichtig und schön zugleich und genau das transportiert Entwickler Capcom hier auf meisterliche Art und Weise.
Wenn das Essen die Hauptrolle spielt
In allen bislang genannten Spielen ist Essen nur ein Teilaspekt – selbst in Survival-Titeln wie DayZ oder Minecraft dreht sich nicht alles darum. Es geht aber auch anderes. Heutzutage gibt es Simulationen jeglicher Art. Ihr könnt ein virtueller Rennfahrer, Flugzeugpilot, Lokführer, Soldat, Polizist oder eben Koch sein. Mittlerweile gibt es sogar Kochspiele für zwei ganz unterschiedliche Geschmäcker: Wer es lieber niedlich mag und sozusagen ein ganz klassisches Videospiel zocken möchte, wird bei Cooking Mama fündig. In dieser Reihe kocht ihr diverse Gerichte händisch. Auf der Wii fühlt es sich dank der Bewegungssteuerung relativ natürlich an, einen Teig zu kneten oder Steaks in der Pfanne zu wenden. Für Leute, die es etwas realistischer beziehungsweise weniger bunt mögen, gibt es den Cooking Simulator. Darin steht euch eine Küche mit allen erdenklichen Utensilien zur Verfügung, um über 80 leckere Rezepte zu kochen. Da fragt man sich, warum es so etwas noch nicht als VR-Spiel gibt.
Doch auch schon in älterer Vergangenheit durftet ihr virtuell Speisen selbst zubereiten. Wer denkt nicht gerne an Pizza Connection zurück, in dem ihr eure eigene Pizzeria aufbaut? Nicht nur der wirtschaftliche Aspekt spielt dabei eine Rolle, ihr stellt auch eure eigenen Pizzen zusammen. Dabei sind die verrücktesten Kreationen möglich. Wie wäre es etwa mit einer kompletten Schlange auf dem Teig?
Ihr seht: Essen findet sich nicht nur in vielen Videospielen wieder, die Entwickler behandeln dieses Feld auch auf immer wieder andere Weise. Mittlerweile gibt es ja sogar virtuelle Abenteuer, in denen ihr selbst in die Rolle eines Nahrungsmittels schlüpft. Wie, ihr kennt noch nicht I am Bread?! Na, dann beenden wir diesen Artikel einfach mit folgendem Trailer, der endgültig beweist: Essen ist nicht gleich Essen – schon gar nicht in Videospielen.