Es gibt Spiele, die nur von jeweils einer Person entwickelt wurden. Wir stellen euch zehn prominente Beispiele vor.
Diese zehn Spiele wurden jeweils von nur einer Person entwickelt
Videospiele werden von Entwicklerstudios unterschiedlicher Größen entwickelt. Das war schon immer so, nur ist das Spektrum an Teamgrößen heutzutage viel umfangreicher, als das vor 20, 30 oder gar 40 Jahren der Fall war. Es gibt die großen AAA-Titel, an denen Hunderte, wenn nicht sogar über 1000 Menschen arbeiten. Viele Spiele werden aber auch von Belegschaften produziert, die weniger als 100 Leute zählen. Doch es geht noch viel kleiner: Im Indie-Bereich gibt es gar nicht so wenige Werke, die von gerade mal einer Person fabriziert worden sind. Und darunter finden sich richtige Perlen, die teilweise sogar zu (modernen) Klassikern geworden sind. Zehn Stück davon stellen wir euch in diesem Artikel vor.
Minecraft
Wir beginnen diese Liste mit nichts Geringerem als einem der erfolgreichsten Spiele überhaupt: Minecraft. Sicher, heute ist ein komplettes Team für die Sandbox verantwortlich. Aber einst saß ein einzelner Programmierer in seinem Stübchen und erschuf die erste Fassung: Der Schwede Markus Persson, besser bekannt als Notch, veröffentlichte 2009 das, was wir heute als Classic-Version von Minecraft kennen. Im selben Jahr gründete er Mojang und später stellte er auch erste Mitarbeiter ein. Als das Spiel also 2011 die Betaphase verließ, war es schon kein Ein-Mann-Projekt mehr. Passt es also etwa gar nicht in diese Liste? Wir sind der Meinung, Minecraft gehört hier durchaus rein, schließlich hat Persson große Teile des Spiels im Alleingang entwickelt.
Was Minecraft ist, brauchen wir wohl nur noch den wenigsten Leuten erklären. Im Kern ist es ein Survival-Spiel, in dem ihr in einer offenen Welt ums Überleben kämpft. Tagsüber sucht ihr Ressourcen, nachts versteckt ihr euch in einem sicheren Unterschlupf vor den Monstern. Seine große Beliebtheit hat Minecraft aber sicherlich weniger den Survival-Mechaniken, sondern dem Baukastenaspekt zu verdanken. Die Möglichkeiten, euch kreativ auszutoben, sind nahezu unbegrenzt. Die Kreationen der Spieler beeindrucken immer wieder aufs Neue. Mittlerweile gibt es sogar richtige MMORPGs, die ihr in Minecraft spielen könnt.
Braid
Jonathan Blow war im Dezember 2004 in Thailand. Dort kam ihm ein Geistesblitz: Warum nicht ein Jump and Run entwickeln, in dem der Spieler die Zeit steuern kann? So entstand die Grundidee zu Braid, das der US-Amerikaner 2006 in einer inhaltlich bereits fertigen Version auf der Game Developer's Conference vorstellte. Sogleich gewann er den Preis für das beste Gamedesign beim Independent Games Festival. Zwei weitere Jahre investierte Blow in die Entwicklung, um einen ansprechenden Look zu erreichen. 2008 erfolgte der Release auf der Xbox 360, 2009 auf dem PC und der PS3.
Braid ist ein einzigartiges Spiel, in dem ihr den Helden Tim spielt, der auf der Suche nach einer Prinzessin ist, die von einem bösen Monster entführt wurde – die Anspielung an eine gewisse "Super Mario"-Reihe von Nintendo ist nicht zu übersehen. Der Clou: Als Tim könnt ihr jederzeit die Zeit zurück- und auch wieder vorspulen. Diese Mechanik ist kein Gimmick, sondern essenzieller Spielbestandteil, da jedes Rätsel darauf basiert. Noch dazu hat Braid einen fantastischen Twist, den wir euch an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten. Ihr sollt ihn schließlich selbst erleben, wenn ihr Braid spielt. Und ihr solltet es unbedingt gespielt haben.
Papers, Please
Papers, Please ist einer der Indie-Hits des Jahres 2013 gewesen. Lucas Pope ließ sich für sein Spiel von seinen eigenen Erfahrungen als Immigrant in Japan inspirieren – und entwickelte es laut eigener Aussage in nur wenigen Monaten. Ihr schlüpft in die Rolle eines namenlosen Charakters, der als Kontrolleur an einem Grenzübergang des fiktiven totalitären Staates Arstotzka arbeitet. Wesentlicher Inhalte des Spiel ist es, die Leute zu überprüfen, die einreisen wollen.
Am Anfang gilt es, nur darauf zu achten, ob Pässe noch gültig sind oder nicht. Doch im Verlauf des Spiels geschehen gewisse Dinge in der Welt und das Regime ändert ständig die Regeln dafür, wer einreisen darf und wer nicht. Das Verzwickte an der Situation: Ihr habt daheim eure Familie, die ihr ernähren müsst. Geld gibt es aber nur für korrekt abgewickelte Fälle. Doch was ist, wenn ihr es etwa mit einer Frau zu tun habt, die behauptet, ihren Sohn besuchen zu wollen, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, ihr sie aber eigentlich nicht ins Land lassen dürft? Papers, Please verlangt euch am laufenden Band schwierige Entscheidungen ab, die sich auf den weiteren Verlauf der Handlung auswirken. Es gibt 20 mögliche Enden, der Wiederspielwert ist also extrem hoch.
Banished
Ein-Mann-Entwicklungen müssen nicht immer Pixel-Look oder eben wie Minecraft sehr grobschlächtige 3D-Modelle haben. Das beweist Banished. Das Aufbauspiel ist sicherlich nicht so hübsch wie eines der jüngeren Annos, es mangelt ihm aber auch nicht an liebevollen Details. Der Titel überzeugt aber wie fast alle Spiele in dieser Liste weniger mit seiner Optik und mehr mit seinem Inhalt.
Banished ist nicht die Sorte Aufbauspiel. die total idyllisch ist, sondern fordert euch am laufenden Band, weil eure Bevölkerung ums Überleben kämpfen muss. Jeder einzelne Bewohner wird simuliert und kann sterben. Damit eure Leute nicht verhungern, müsst ihr eure kleine Siedlung mit viel strategischem Vorausblick aufbauen. Die größte Herausforderung liegt darin, den Winter zu überstehen. In der kalten Jahreszeit ist das Risiko, dass eure Einwohner den Hungertod sterben, am größten. Banished ist komplex und gerade deshalb ist es so beeindruckend, dass es nur von einer Person entwickelt wurde. Hinter dem Entwickler Shining Rock Software steckt lediglich Luke Hodorowicz, der scheinbar auch längst an einem weiteren Spiel arbeitet, wie seinem Blog zu entnehmen ist. Offiziell angekündigt hat er aber noch nichts.
Stardew Valley
Eric Barone ist es gelungen, im Alleingang ein Spiel zu schaffen, das er bis heute ohne die Hilfe weiterer Leute mit Updates versorgt und ihm sehr viel Geld eingebracht haben muss. Denn Stardew Valley ist ein Millionen-Seller – und eines der bestbewerteten Spiele auf Steam. Wirklich neu macht es nichts, denn es ist im Grunde bloß ein geistiger Erbe der alten "Harvest Moon"-Spiele. Weil so etwas vor Jahren auf dem PC schlicht fehlte, nahm Barone die Zügel selbst in die Hand. Stardew Valley entwickelte sich schnell zu einem Hit, der heute auf jeder aktuellen Plattform spielbar ist und eine riesige Community um sich schart.
In Stardew Valley lasst ihr euer Leben als Mitarbeiter eines großen, nicht gerade sympathischen Konzerns hinter euch, nachdem euch euer Großvater seinen alten Bauernhof vererbt hat. Ihr beschließt, die Farm wieder auf Vordermann zu bringen und daraus ein profitables Geschäft zu machen. Zugleich beginnt ihr, ein entspannteres Leben auf dem Land und lernt dabei die netten Bewohner der kleinen Stadt Pelican Town kennen. Vielleicht gründet ihr später sogar eine Familie. Ihr müsst euch immer noch mit eurem ehemaligen Arbeitgeber herumschlagen, geht diversen Mysterien auf den Grund, könnt angeln, in der Mine nach wertvollen Mineralien suchen und an diversen saisonalen Festen teilnehmen. Stardew Valley ist vollgestopft mit Inhalten und ein Spiel, das schnell süchtig machen kann, weil es immer etwas zu tun gibt und ihr auch ständig belohnt werdet.
Bright Memory
Bright Memory ist das grafisch wohl beeindruckendste Spiel, das nur von einer Person entwickelt wurde. Der Chinese Zeng "FYQD" Xiancheng griff auf bereits fertige Assets für die Unreal Engine 4 zurück und baute daraus den Ego-Shooter, bei dem wohl niemand auf den ersten Blick auch nur daran gedacht hätte, dass dafür nur ein einzelner Kerl verantwortlich sein könnte. Das Problem: Zeng stahl die Assets, gab das auch öffentlich zu. Aber er beschloss daraufhin, mit den Einnahmen nicht nur einen Art Designer zu bezahlen, sondern auch die Rechteinhaber auszubezahlen.
Ursprünglich sollte es mehrere Episoden von Bright Memory geben, die erste erschien 2019 als Early-Access-Version auf Steam und ist seit diesem Frühjahr final. Die Spielzeit ist mit knapp einer Stunde arg knapp bemessen, aber dafür sieht Bright Memory wirklich fantastisch aus. Weitere Episoden wird es nun jedoch nicht geben, stattdessen werkelt Zeng zusammen mit einem größeren Team an Bright Memory: Infinite, das ein komplettes Spiel werden und 2021 erscheinen soll. Bis dahin könnt ihr euch für wenig Geld Bright Memory kaufen und darin schon mal in die Haut der Heldin Shelia schlüpfen. Deren Aufgabe ist es, eine böse Militärorganisation davon abzuhalten, ein Artefakt in die Finger zu kriegen, mit dem sich die Toten wiedererwecken lassen. Also ballert ihr euch durch zahlreiche Gegner, kämpft aber auch mit eurem Schwert und verfügt über übermenschliche Fähigkeiten – und all das lässt sich zu coolen Combos verketten.
Lone Survivor
Lone Survivor, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kriegsfilm mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle, ist ein Survival-Horror-Spiel der ganz klassischen Sorte. Es erinnert durchaus an die alten "Silent Hill"-Teile – mit einem großen Unterschied: Es ist ein 2D-Spiel mit Pixel-Optik und eben nur von einer Person produziert. Entwickler Superflat Games besteht nur aus Jasper Byrne, der, bevor er sich Lone Survivor gewidmet hat, das "Silent Hill 2"-Demake Soundless Mountain 2 gemacht hat.
Lone Survivor spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der ein Virus einen Großteil der Bevölkerung in gefährliche Mutanten verwandelt hat. Ihr spielt einen namenlosen Überlebenden, dem eines Tages die Vorräte ausgehen. Zudem wird er auch noch von mysteriösen Träumen geplagt. Also zieht er los, um Nahrung und vielleicht auch andere Überlebende zu finden. Spielerisch erwartet euch der für Survival-Horror-Spiele altbekannte Mix aus Erkundung, Kämpfen, Schleichpassagen und Rätseln. Trotz der simplen Grafik baut Lone Survivor eine richtig gute Gruselstimmung auf, obendrein beeinflusst ihr mit euren Entscheidungen, die ihr im Spielverlauf trefft, den Ausgang der Geschichte.
Axiom Verge
Metroidvanias erfreuen sich großer Beliebtheit und einer der meistgefeierten Vertreter des Genres ist Axiom Verge, für das allein der US-Amerikaner Thomas Happ verantwortlich zeichnet. 2015 ist der Titel für den PC und die PlayStation 4 erschienen, ein Jahr später folgten Versionen für PS Vita, Wii U und Xbox One und seit 2017 könnt ihr das Abenteuer auch auf der Nintendo Switch erleben. Spielerisch merkt man ihm klar an, dass das große Vorbild Metroid ist. Ihr spielt einen Wissenschaftler, der in einer mysteriösen Alien-Welt aufwacht, nachdem es in seinem Labor zu einem Unfall kam. Nun gilt es herauszufinden, wie ihr dort hingekommen seid.
Axiom Verge bietet eine zusammenhängende, verzweigte Welt, in der ihr mit neuen Fähigkeiten beziehungsweise Items nach und nach mehr Pfade für euch eröffnet – typisch Metroidvania eben. Dabei findet ihr auch haufenweise Waffen, mit denen ihr euch gegen all die fiesen Gegner zur Wehr setzt, die euch ans Leder wollen. Gerätselt beziehungsweise gepuzzelt wird in Axiom Verge aber selbstverständlich auch. Das Ganze kommt im 8-Bit-Retro-Look daher und man könnte meinen, der Titel sei für das NES entwickelt worden.
River Raid
In den Achtzigern gab es noch nicht viele große Entwicklerteams und mehrere Klassiker von damals sind nur von einer einzelnen Person gemacht. River Raid ist ein Beispiel dafür. Gerade für uns in Deutschland ist es ein besonderes Spiel, allerdings weniger aufgrund seines Gameplays oder der Grafik: Es ist als erstes Computerspiel von der BPjS (heute BPjM) indiziert worden. Das war 1984. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass hier "im Kindesalter eine paramilitärische Ausbildung" stattfinde und das Spiel bei älteren Jugendlichen "zu physischer Verkrampfung, Ärger, Aggressivität, Fahrigkeit im Denken […] und Kopfschmerzen" führe. Die Indizierung hatte bis 2002 Bestand, heute ist River Raid als Teil der Activision Anthology für die PS2 von der USK ab 0 freigegeben.
Verantwortlich für das Shoot 'em up, in dem ihr mit einem Flugzeug über einen Fluss fliegt und auf feindliche Flugkörper sowie Schiffe schießt, um zu punkten, war Carol Shaw. Sie gilt als erste Frau, die Computerspiele entwickelt hat und schuf 1979 3D Tic-Tac-Toe für das Atari 2600, für das auch River Raid erschienen ist. Seit den Neunzigern ist sie nicht mehr als Entwicklerin tätig.
Tetris
Wir beenden diesen Artikel mit dem wohl bekanntesten Videospiel der Welt: Auch Tetris wurde nur von einem kreativen Kopf entwickelt, dem Russen Alexei Leonidowitsch Paschitnow. Falls ihr also gedacht habt, Nintendo habe das Puzzlespiel erfunden, freuen wir uns, euer Wissen mal wieder erweitert zu haben. Sicherlich führte erst der Game Boy, dem Tetris damals anfangs direkt beilag, dazu, dass der Titel weltweit richtig populär wurde. Aber zu dem Zeitpunkt war das Original-Tetris eben schon fünf Jahre alt. 1984 erschien es in der Sowjetunion, die Veröffentlichung in Europa folgte drei Jahre später.
Das Traurige ist: Paschitnow hat damals nicht viel von dem Erfolg seiner Kreation gehabt. Tetris wurde direkt von der UdSSR vertrieben, weshalb der Programmierer und Designer nichts an den Verkäufen verdiente. Erst in den Neunzigern erhielt er die Markenrechte zurück, seitdem profitiert er von den Tantiemen. Immerhin: Angesichts der vielen Tetris-Spiele, die in all den Jahren erschienen sind, dürfte dabei schon einiges an Geld für Paschitnow herumgekommen sein. In kultureller Hinsicht hat er sich in jedem Fall sehr verdient gemacht, denn viele Menschen dürfte Tetris überhaupt erst an Videospiele herangeführt haben.