Ubisoft hat zum 15. Jubiläum von Assassin's Creed gleich mehrere Spiele angekündigt, die teils sehr unterschiedlich werden.
Die Zukunft von Assassin's Creed: Neugier, Skepsis, Ungewissheit
Um das gleich mal als aller Erstes abzuhaken: Ja, die Präsentation zur Zukunft der "Assassin's Creed"-Reihe war dafür, dass sie schon weit im Voraus angekündigt wurde und es all die Leaks gab, ziemlich unspektakulär. Wieder mal hat ein Publisher es vermieden, uns die Spiele wirklich zu zeigen. Klar, manche davon erscheinen erst in einigen Jahren und haben noch nicht mal richtige Namen, aber warum hat Ubisoft sie dann überhaupt schon am vergangenen Wochenende enthüllt? Wohl kaum aufgrund der Leaks, wo doch offensichtlich ist, dass diese Ankündigungen von vornherein so geplant waren. Na gut, nehmen wir das einfach mal so hin und konzentrieren uns mehr auf die Spiele und Infos selbst als auf die Show.
Vier Titel hat Ubisoft vorgestellt (und einen fünften, der für Netflix entwickelt wird, zumindest kurz erwähnt): drei für PC sowie Konsole und einen für Mobilgeräte. Wenig überraschend, hat man auch Assassin's Creed Infinity angesprochen, das (wie zu erwarten war) kein Spiel an sich ist, sondern ein Hub, der alle zukünftigen Serienteile miteinander verbinden wird. Wie das konkret aussehen soll, wissen wir aber nach wie vor nicht. Ubisoft hat dazu lediglich noch gesagt, dass eigenständige Multiplayer-Erfahrungen Teil von Infinity sein sollen. Details hierzu haben die Verantwortlichen jedoch nicht genannt.
Zurück zu den Anfängen
Das nächste Spiel, das uns bevorsteht, ist Assassin's Creed Mirage, dessen Existenz Ubisoft bereits am 1. September offiziell bestätigt hatte, weil es zuvor schon geleakt wurde. Aufgrund jener Leaks hat das Showcase nun nicht viele neue Infos geliefert. Mirage spielt in Bagdad und ihr schlüpft in die Haut von Basim, mit dem Spieler von Assassin's Creed Valhalla bestens vertraut sind. Die Handlung ist 20 Jahre vor den Geschehnissen des Wikingerabenteuers angesiedelt und dreht sich darum, wie der Protagonist vom einfachen Straßendieb zum Meisterassassinen wird. Dabei hat er eine Lehrmeisterin, die von "The Expanse"-Star Shohreh Aghdashloo gesprochen wird.
Im Gegensatz zu den letzten drei Spielen der Reihe konzentriert sich Assassin's Creed Mirage nur auf Bagdad und legt den Schwerpunkt auf Stealth-Gameplay. Ubisoft bezeichnet es auch nicht als Rollenspiel, sondern Action-Adventure. Man kehrt zu den Wurzeln der Reihe zurück. Dementsprechend werden Parkour und heimliche Attentate einen hohen Stellenwert haben. Für mich klingt das absolut fantastisch. Per se habe ich zwar nichts dagegen, dass die Serie seit 2017 mehr in Richtung Rollenspiel gegangen ist. Aber nachdem gerade Odyssey und Valhalla komplett dem Gigantismus verfallen sind, finde ich es gut, dass mal wieder ein Titel mit kleineren Ambitionen erscheint, der noch dazu wieder mehr von dem bieten soll, was einst die klare Identität der Reihe gewesen ist.
Schade bloß, dass Ubisoft selbst an dieser Stelle nur Versprechungen macht, sie jedoch nicht mit Gameplay-Eindrücken untermauert. Assassin's Creed Mirage ist für 2023 angekündigt. Es scheint zwar nicht für die erstes Jahreshälfte geplant zu sein, denn das hätte der Konzern dann wohl so gesagt, aber hätte es nicht trotzdem möglich sein müssen, ein paar echte Spielszenen zu zeigen? Neben einem vorgerenderten Trailer gibt es lediglich Screenshots, aus denen sich nur schwer ableiten lässt, wie klassisch dieses Assassin's Creed sein wird. Was die Macher über Mirage sagen, klingt aber wirklich vielversprechend.
Etwas anderes bereitet jedoch Sorgen und vor allem Verwirrung: Im US-amerikanischen Microsoft Store steht, Assassin's Creed Mirage habe vom ESRB eine "Adults Only"-Freigabe erhalten. Die Gründe dafür: "Intensive Gewalt, Blut und Gore, sexuelle Themen, teilweise Nacktheit, echtes Glücksspiel." Moment, was?! Echtes Glücksspiel? Nur für Erwachsene? Zur Info: Erhält ein Spiel in den USA so eine Freigabe, kommt das einer Indizierung in Deutschland gleich. Viele Händler nehmen es dann nicht in ihr Sortiment auf. Ubisoft kann unmöglich wollen, dass es dazu kommt. Vielleicht ist die Angabe bei Microsoft auch ein Fehler. Auf Instagram heißt es im Trailer zu Assassin's Creed Mirage, dass es noch gar keine ESRB-Einstufung gebe. Ich gehe zwar fest davon aus, dass auch dieser Titel Mikrotransaktionen enthalten wird, aber etwas, das als echtes Glücksspiel aufgefasst wird? Hoffen wir mal, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Missverständnis handelt.
Ubisoft macht einen auf Bethesda
Nun haben wir zwar nicht viel von Mirage gesehen, aber zumindest einiges gehört. Bei den anderen beiden Spielen, die für PC und Konsole in Entwicklung sind, sieht das anders aus. Dessen Ankündigungen erinnern mich stark an Bethesdas E3-Pressekonferenz von 2018, wo Starfield und The Elder Scrolls 6 mit kurzen Teasern enthüllt wurden. Den Anfang wird Codename: Red machen, das einen langgehegten Wunsch der Fans erfüllt: Es wird ein Assassin's Creed im feudalen Japan. Das verantwortliche Studio ist Ubisoft Quebec, das zuletzt Assassin's Creed Odyssey entwickelt hat – und genau in dessen Tradition soll Codename: Red auch stehen. Es wird ein Open-World-Action-Rollenspiel, der nächste Flaggschifftitel der Reihe. Da hören die Infos aber auch schon auf.
Noch weniger wissen wir über Codename: Hexe, das auf den Japanausflug folgen soll. Der Arbeitstitel und der Teaser machen ziemlich deutlich, dass es uns hier ins mittelalterliche Europa und höchstwahrscheinlich in den deutschsprachigen Raum verschlägt. Das kurze Video erweckt zudem den Eindruck, als könnte das Spiel ziemlich düster werden. Bis darauf, dass hierfür Ubisoft Montreal verantwortlich ist, kann man aber auch dazu nicht mehr sagen.
Codename: Red und Codename: Hexe lösen in mir daher noch keinerlei Vorfreude aus. Es ist zwar schön, dass Ubisoft mit der Serie endlich mal den Schritt nach Japan und in die Zeit der Samurai sowie Shinobi wagt. Wir haben aber eben auch vor zwei Jahren mit Ghost of Tsushima ein Spiel bekommen, das im Grunde ja schon ein Assassin's Creed in jenem Setting ist – und ein sehr gutes noch dazu. Codename: Red wird sich mit dem Sony-Hit messen müssen. Darüber hinaus mache ich mir Sorgen, dass das Spiel wieder viel zu groß und dadurch auch zu beliebig wird. Gleiches gilt für Codename: Hexe, wobei ich hier das Szenario ungemein spannend finde. Es gibt nun mal abseits von Strategiespielen kaum Titel, die sich mit dem mittelalterlichen Europa befassen – erst recht nicht auf AAA-Niveau.
Eine große Welt für unterwegs
Zu guter Letzt haben wir noch Codename: Jade, das erste Open-World-Spiel der "Assassin's Creed"-Franchise für Mobilgeräte und ein Abenteuer im alten China. Hierzu hat Ubisoft immerhin einen kurzen In-Game-Teaser gezeigt. Darin ist zwar kein wirkliches Gameplay zu sehen, aber er lässt wenigstens zwei Schlüsse zu: Die Grafik ist für einen Mobile-Titel sehr ordentlich und aufgrund dessen, dass die Kamera einem Adler folgt, der über eine Stadt fliegt, können wir davon ausgehen, dass sich Codename: Jade stark an der Formel orientiert, die die Serie seit Origins prägt. Fragt sich nur, wie viele Mobile-Game-typischen Elemente darin enthalten sein werden und wie gut sich ein Assassin's Creed per Touch-Steuerung spielen wird.
So, hab ich was vergessen? Ach ja, Ende dieses Jahres gibt es einen finalen, kostenlosen DLC für Assassin's Creed Valhalla, der Eivors Geschichte abschließt. Nun … Wer tatsächlich immer noch nicht genug von dem Spiel hat, kann sich darauf freuen, mir ist die Erweiterung vollkommen schnuppe. Ich warte jetzt einfach gespannt auf Assassin's Creed Mirage und hoffe, dass uns Ubisoft damit 2023 ein richtig cooles Abenteuer im Stil der ersten Serienteile beschert. Und alles, was danach kommt? Nun, das ist noch zu weit entfernt und zu vage, als dass ich mich darauf freuen könnte. Aber ich werde die Reihe auch in den nächsten Jahren interessiert verfolgen. Es wäre nur schön, wenn sich Ubisoft dabei darauf besinnen würde, nicht einfach sehr große, sondern wirklich von A bis Z hochwertige Spiele zu entwickeln.