Brettspieladaptionen sind der neueste Trend unter den Herstellern digitaler Spiele. Wir haben drei gute Vertreter in einem kleinen Special zusammengetragen.
Brettspiele zu Videogames: Vom Bildschirm auf den Tisch
Cvilization, Das dunkle Auge, Shadowrun – die Liste der auf Brettspielen basierenden Videospiele ist lang. Aber in jüngerer Vergangenheit haben die Marketing-Abteilungen diverser Publisher entdeckt, dass das ganze auch andersherum funktioniert. Man will den Fans schließlich auch etwas handfestes bieten, idealerweise als Teilinhalt einer Special Edition für einen Aufpreis. Und so kommt es, dass ihr allerlei Karten, Würfel, Figürchen und faltbare Spielfelder zu Titeln wie Assassin's Creed, Bloodborne, City Skyline, Bioshock, Tomb Raider, Portal, World of Warcraft und vielen mehr zwecks gemeinschaftlichem Zocken IRL auf euren Wohnzimmertisch stellen könnt. Ganz originell ist die Idee natürlich nicht. Auf Crowd-Funing-Plattformen wie Kickstarter tauchten schon Adaptionen auf, da konnten Werbefritzen in den Chefetagen der Spielverlage "Brett" nicht einmal buchstabieren. Was nicht unbedingt heißen soll, dass solche DIY-Projekte zwangsläufig besser sind. Damit ihr keinen Fehlgriff tätigt, präsentieren wir euch drei Musterbeispiele für großartige Brettversionen zu Videospielen.
Dark Souls: The Board Game
Beginnen wir mit einem – ach was, dem Positivbeispiel in Sachen Adaption. Dark Souls: The Board Game macht nämlich das, was sich für jede gute Adaption gehört, unabhängig von den involvierten Medien. Statt krampfhaft zu versuchen, dem Original so nah wie möglich zu kommen oder, andersherum, einfach nur den Namen einer bekannten Marke auf ein Produkt ohne irgendeinen Zusammenhang zu klatschen, adaptiert es die Essenz von Dark Souls und wendet sie auf ein Brettspiel an. Dark Souls heißt: schauriger Look, düstere Atmosphäre, bockschweres Gameplay. Dark Souls: The Board Game übernimmt alle drei der tragenden Dark-Souls-Säulen.
Zu Beginn wählen die ein bis vier Spieler jeweils eine der aufwendig designten Spielfiguren der Klasse Herald, Ritter, Assassine oder Krieger. Anschließend suchen sie gemeinsam einen Zwischen- und einen Hauptboss aus, den es im Laufe des Spiels zu meucheln gilt. Nachdem jeder eine bestimmte Zahl dem Stapel zufällig entnommener, teils klassenspezifischer Ausrüstungskarten und Loot-Karten entnommen hat, geht es los. Ihr bewegt euch auf einem riesigen Spielbrett und trefft zufällig auf unterschiedliche Gegner aus dem Dark-Souls-Universum und fordert sie zum Kampf heraus. Basierend auf euren Werten und eurer Ausrüstung müsst ihr mehr oder weniger Glück haben. Für erfolgreiche Kämpfe erhaltet ihr zunehmend bessere Ausrüstungsgegenstände und Belohnungen. Sobald ihr euch fit genug fühlt, könnt ihr den Zwischen- und schließlich den Hauptboss herausfordern. Aber Vorsicht: Wenn nur ein Spieler während eines Kampfes stirbt, müssen alle zurück an den Anfang und verlieren alle bis dahin hart erkämpften Karten. Dark Souls eben.
Vermutlich liegt es daran, dass nicht Publisher Bandai Namco beziehungsweise ein von selbigem beauftragter Hersteller hinter dem Projekt steckt, dass Dark Souls: The Game mehr ist als ein Marketing-Gag. Hinter dem Brettspiel steckt die junge Firma Steamforged Games, die dafür satte 5.4 Millionen Dollar auf Kickstarter sammeln konnte. Zwischenzeitlich gehörte Dark Souls: the Game damit zu den zwanzig am besten finanzierten Projekten in der Geschichte der Crowdfunding-Plattform. Jausa.
Monopoly - Fortnite Edition
Aha! Erwischt! Erst große Reden schwingen, von wegen mehr als Werbe-Gags und Marketing-Plunder, aber dann mit einer Version von Monopoly um die Ecke kommen, bei der Hasbro mal eben fix mit Filzstift “Fortnite” auf den Karton gekritzelt hat. Der Vorwurf ist naheliegend, denn Fortnite ist sich für kaum eine Werbeaktion zu schade und von Monopoly gibt es mehr seichte Varianten als Scrabble-Steinchen zwischen den Kissen eines bundesdeutschen Durchschnittssofas. Naheliegend heißt aber nicht unbedingt korrekt. Denn abseits des regulären Regelwerks berücksichtigt Monopoly Fortnite Edition durchaus Aspekte seiner Vorlage.
Reguläres Regelwerk bedeutet im Falle von Monopoly, dass ihr eine Spielfigur über eine geschlossene Kette von Spielfeldern bewegt. Die meisten Spielfelder sind Straßen, die ihr mit eurem vorher festgelegten Startkapital erwerben könnt. Gelangt ein anderer Spieler auf eine Straße in eurem Besitz, muss er eine Miete an euch zahlen. Je teurer die Straße, desto höher die Miete. Habt ihr alle drei Straßen einer Farbe gekauft, könnt ihr sie bebauen. Das erhöht die Miete noch einmal um einen deftigen Betrag.
Wo denn nun Fortnite wortwörtlich ins Spiel kommt? Einerseits sind natürlich Look und Begrifflichkeiten an den Battle-Royale-Hit angelehnt. HP-Chips ersetzen beispielsweise die Geldscheine aus dem standardmäßigen Monopoly. Aber auch ganz neue Spielelemente unterscheiden die beiden Editionen. Ihr startet in der Fortnite-Variante nicht auf Los, sondern dürft euch, Stichwort Battle Bus, irgendein Spielfeld aussuchen. Es gibt zudem einen Aktionswürfel, der einmal pro Runde bestimmte Auswirkungen auf das Spiel auslöst. So könnt ihr zum Beispiel Gegenspieler mit einer Mauer auf einem Feld festsetzen. Der Sturm hat es ebenfalls ins Brettspiel geschafft, in Form von Sturmkarten. Jedes Mal, wenn jemand über Los geht, zieht er eine Sturmkarte, die ein Spielfeld fortan sperrt.
Sea of Thieves Roleplaying Game
Wenn ihr uns wirklich Schummelei vorwerfen wollt, dann doch bitte an dieser Stelle. Sea of Thieves Roleplaying Game ist nämlich kein richtiges Brettspiel im engeren Sinn. Auch kein Plankenspiel, wie es jargongerecht heißt. Sea of Thieves Roleplaying Game ist ein Pen & Paper. Das bedeutet lockere Spielregeln wie in einem der gängigen Gesellschaftsspiele und ein Erlebnis, bei dem eher der Weg das Ziel ist. Bei Pen & Papers dirigiert ein Gamemaster alle Spielteilnehmer und ihre Charaktere durch eine Spielwelt, die festen Gesetzen unterliegt. Aber was genau ihr im Rahmen der Spielwelt anstellt, ist euch überlassen.
Im Falle von Sea of Thieves segelt ihr selbstverständlich als Freibeuter durch die Weltmeere und erlebt rumgetränkte, südseesonnengegärbte und holzbeingestützte Piratenabenteuer. Allerlei bekannte Orte, Kreaturen und Herausforderungen aus dem Videospiel wurden für das Pen & Paper adoptiert. Ihr verdingt euch beispielsweise genau wie im Game für eine von drei Fraktionen. Für die Goldsammler zählt nur harter Zaster, den ihr zum beispiel aus Schatztruhen entnehmen könnt. Die Händler sind dagegen auf tauschbare Gegenstände aus. Die magischen Vetreter des Seelenordens sind wiederum auf der Suche nach Skelett-Schädeln.
Für diese und andere Abenteuer stellt euch der Hersteller Mongoose Publishing ein schickes Boxset mit allem zur Verfügung, das ihr für ein Pen & Paper mit Seeräuberthema benötigt: Ein Regelbuch, eine Karte, Würfel und Charakterbögen, in die ihr die Werte und Fähigkeiten eures fiktiven Piraten eintragt. Sogar ein exklusiver DLC für das Game ist mit dabei, die Lord-Guardian-Segel. Wo wir wieder beim Kreis der Geschichtsschreibung wären. Aber genug davon, wir haben Brettspiele zu spielen!