Autorin: Mia Uebach
Im Technical Stress Test von Age of Empires 4 gab es einiges zum ausprobieren und es bleibt das Verlangen nach mehr.
Autorin: Mia Uebach
Im Technical Stress Test von Age of Empires 4 gab es einiges zum ausprobieren und es bleibt das Verlangen nach mehr.
Age of Empires 4. Man mag es noch gar nicht so richtig glauben, aber in etwas mehr als einem Monat ist es tatsächlich soweit und der neue Teil der sehr geschätzten Echtzeitstrategiereihe erscheint. Knapp 16 Jahre ist es schon her, dass wir zuletzt ein neues Age of Empires bekommen haben (HD und Definitive Editions außen vor gelassen). Nach einer Closed Beta, an der nur ausgewählte AoE-Insider teilnehmen durften (und die einer NDA unterlag), gab es über das vergangene Wochenende einen Technical Stress Test, bei dem alle Interessierten den Multiplayer und Skirmish-Modus ausprobieren konnten. Wir haben einige Schlachten geschlagen und sind sehr angetan.
Im Grunde genommen spielt sich Age of Empires 4 wie Teil 2 und 2 kombiniert: Es erinnert in vielen Aspekten an den zweiten Ableger, hat aber vergleichsweise wenige Zivilisationen, die sich dafür teils deutlich voneinander unterscheiden und einzigartige Boni haben. Zudem übernimmt es die “Age up”-Mechaniken von Age of Empires 3, besser gesagt von einigen der später hinzugekommenen Fraktionen. Ihr erforscht nicht mehr im Dorfzentrum die nächste Zeit, sondern wählt ein Wahrzeichen, dass euch besonders mächtige Boni einbringt, und mit der Errichtung eben jenes Wahrzeichens beginnt eine neue Zeit für euer Volk.
Das macht die Auswahl eurer Zivilisation, aber auch den Aufbau eurer Stadt noch taktischer, als es in vorigen Teilen der Fall war. Einige Wahrzeichen besitzen Fähigkeiten, die eure Gebäude oder Einheiten in einem bestimmten Wirkungsbereich um das Bauwerk herum verbessern. So müsst ihr immer auch ein wenig darauf achten, genügend Platz in eurer Siedlung zu lassen, um das Maximum aus einem Bonus herauszuholen.
Ein Pluspunkt ist, dass in Age of Empires 4 Dorfbewohner endlich wieder Gebäude benötigen, um ihre Rohstoffe abzuliefern. Der Umstand, dass das in Teil 3 nicht notwendig gewesen ist, hat vielen nicht gefallen und auch die Immersion eines historisch relativ akkuraten Spiels zerstört.
Besonders toll ist der neue Späher, denn wenn dem Gegner über den Weg laufen, macht er das durch Pfeifen oder eine Aussage bemerkbar. So wurden wir des Öfteren auf kleinere Armeen des Gegners aufmerksam gemacht, die wir andernfalls übersehen hätten.
Eine weitere Neuerung ist, dass ihr endlich richtige Burgen bauen könnt. Stadtmauern sehen beeindruckend aus und bieten sogar die Möglichkeit, Einheiten auf ihnen zu platzieren. Wie sehr das jedoch im Mehrspieler hilft, ist fraglich, da Einheiten auf Burgmauern nicht die Reichweite besitzen, um Belagerungswaffen anzugreifen.
Der Städtebau ist aber nur eine Seite der Medaille von Age of Empires 4, denn Schlachten zu führen gehört natürlich ebenso dazu. Das gestaltet sich bisweilen etwas anstrengend, da man zum einen nicht so weit herauszoomen kann wie in vorigen Teilen und zum anderen, weil man die Einheiten, gerade wenn mehrere Armeen auf dem Bildschirm sind, teilweise sehr schlecht auseinander halten kann.
Aber fangen wir erst einmal beim Zoom an: Dadurch, dass ihr nicht so weit herauszoomen könnt, und Einheiten (gefühlt) größer als in vorigen Teilen sind, habt ihr gleich zwei Faktoren, die der Übersichtlichkeit im Wege stehen. So ist es gerade bei 4-gegen-4-Partien schwer, dem Geschehen ordentlich zu folgen.
Es gibt übrigens eine ordentliche Auswahl an unterschiedlichen Einheitentypen, von denen man einige optisch aber nur schwer auseinander halten kann. War es in Teil 2 noch so, dass Bogenschützen zu Armbrustschützen wurden, so sind das in Age of Empires 4 zwei komplett eigenständige Soldatenarten. Wenn ihr die aufwertet, könnt ihr teilweise gar nicht wirklich sehen, auf welcher Stufe sie sich befinden. Wenn dann noch englische Langbogenschützen hinzukommen, könnt ihr sie nur schwer von normalen Bogenschützen unterscheiden. Das Gleiche gilt auch für einige Gebäude: Uns ist es teilweise schwer gefallen, in der befreundeten Stadt den Marktplatz zu finden, weil der einfach wenig heraussticht und wir des Öfteren andere Gebäude mit ihm verwechselt haben.
Der Unübersichtlichkeit zum Trotz: Schlachten fühlen sich einfach großartig an. Wenn eure Ritter auf den Gegner zu stürmen, die Infanterie den Feind beharkt oder Belagerungswaffen ihn bombardieren, klingt das großartig. Solange ihr eure Kamera auf das Schlachtgeschehen richtet, schallt richtiger Lärm aus euren Boxen. Einheiten brüllen, Schwerter klirren und die Belagerungswaffen erst: Wenn Triboke oder Bombarden schießen, klingt das richtig wuchtig, vor allem, wenn deren Projektile auf die gegnerische Stadtmauer niedergehen. Überhaupt bewegt sich Age of Empires 4 in Sachen Sound auf einem sehr hohen Niveau. Euer Volk verändert teilweise die Sprache, wenn ihr in den Zeitaltern voranschreitet. Habt ihr die Kamera weit herausgezoomt oder laufen eure Einheiten durch ein Tal, klingt es auch so, als wären sie weit entfernt.
Auch optisch macht das Spiel eine gute Figur. Auch wenn die Grafik anhand von Screenshots und Videos oft bemängelt wurde, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Lediglich die bereits bemängelte Unübersichtlichkeit trübt das Gesamtbild etwas. Bei all dem Lob müssen wir aber auch über einen Kritikpunkt sprechen: Wählt ihr das Dorfzentrum an, fliegen euch fast die Ohren weg, weil die Glocken so laut (und nervig) sind. Allerdings haben die Entwickler bereits bekannt gegeben, dass sie diesen Sound zum Release ein kleines bisschen leiser machen wollen.
Während unseren Partien am Wochenende sind uns keine größeren Bugs oder anderweitige Probleme aufgefallen, aber einige unserer Kollegen hatten beim erstmaligen Starten des Spiels ein paar Probleme, die sich aber mit ein wenig Geduld beheben ließen. Während den Partien lief alles rund, es gab keine Lags oder Verbindungsabbrüche und auch bei großen Schlachten lief das Spiel, selbst auf hohen Einstellungen, komplett reibungslos.
Die größten Kritikpunkte liegen im gewöhnungsbedürftigen Interface sowie bei der Belegung von Hotkeys. In einem Spiel wie Age of Empires 4 sollte man jederzeit sehen können, wie viele Dorfbewohner man hat. Zwar wird angezeigt, wie viele Dorfbewohner welche Ressourcen sammeln, aber um die Gesamtzahl an Arbeitern zu sehen, müsst ihr erst mit der Maus über eure Gesamtbevölkerung hovern oder es selbst ausrechnen. Beides ist unpraktisch, da manchmal Sekunden der Unachtsamkeit über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Weshalb die Siegbedingungen jederzeit in der oberen linken Ecke angezeigt werden müssen und dabei je nach Anzahl der verfügbaren Siegvarianten eine Menge Platz einnehmen, ist uns ebenfalls nicht ersichtlich. Deshalb mussten vermutlich auch die Ressourcenstände und eure Bevölkerungszahl in die linke untere Ecke wandern, was, nach Age of Empires 2 und 3 erst einmal einiges an Eingewöhnung benötigt, befinden sich doch bei beiden Spielen die Anzeigen am oberen linken Rand.
Noch gravierender als das Interface sind aber die Möglichkeiten bei der Belegung der Hotkeys. Nicht nur, dass viele Dinge standardmäßig mit komplizierten Tastenkombinationen, teilweise mit drei Knöpfen, belegt sind, es lassen sich nicht einmal alle Tastenbelegungen ändern. Ob das in der fertigen Version des Spiels besser klappt, bleibt zu hoffen, bieten die Vorgänger doch alle Freiheiten, die man benötigt.
Wir möchten mehr, viel mehr. Der Release von Age of Empires 4 kann gar nicht früh genug kommen und wir wissen nicht ganz, wie wir bis zum Release in etwas mehr als einem Monat auf den Titel verzichten sollen. Die Beta hat unfassbar viel Spaß gemacht. So sollte sich ein Age of Empires anfühlen! Dazu muss allerdings gesagt sein, dass es sich hier um einen reinen Multiplayer-Test gehandelt hat, über den Umfang und die Qualität der Singleplayer-Inhalte lässt sich also noch nichts sagen. Sollten die jedoch das Niveau der Vorgänger erreichen und die Entwickler es schaffen, bis zum Release noch den einen oder anderen Kritikpunkt anzugehen, steht uns eine mehr als würdige Fortsetzung bevor. Nach so vielen Jahren, die seit dem letzten Teil vergangen sind, ist das keine Selbstverständlichkeit.