Gerade unter Indie-Games verbergen sich oft einige Perlen. Wir haben uns auf der gamescom einige Spiele dieser Art angesehen.
Die kleine Indie-Games-Auslese der gamescom
Dass Spiele kleinerer Firmen in der Masse der gamescom-Präsentationen untergehen, versteht sich fast von selbst und ist auch kaum vermeidbar. Aber man sollte den Markt der Indie Games nicht unterschätzen. Gerade dort verbergen sich oft einige echte Perlen. Selbstverständlich versuchen auch wir ein möglichst breites Spektrum an Spielen abzudecken und daher dürfen ein paar Indie Games in unserer Berichterstattung nicht fehlen. Auf der gamescom 2019 haben wir uns daher folgende Games angesehen:
John Wick Hex
Keanu Reeves' Rolle als unaufhaltbarer Killer hat ihm nach Matrix einen weiteren Kultstatus beschert. Keine Frage, dass auch die entsprechenden Unterhaltungsprodukte nicht fehlen dürfen. Zwar gibt es bereits ein Virtual Reality Game mit dem düsteren Portagonisten, aber wirklich Wellen geschlagen hat es nicht. Das könnte sich mit dem Indie Game John Wick Hex ändern, denn die Entwickler versuchen es mit einem vollkommen anderen Ansatz: Rundenbasierter Strategie!
Anders als man es vielleicht erwarten würde, soll John Wick Hex kein Actiontitel werden. Stattdessen wird das Geschehen aus der Iso-Perspektive präsentiert und wir mussten äußerst taktisch vorgehen, um nicht im Bleihagel zu sterben. Jede Aktion wie Laufen, Schießen oder Ducken verbraucht Zeit, in der Gegner ebenfalls ihre Aktionen durchführen. Es erinnert entfernt etwas an das Spiel Superhot. Dazu kommen weitere Dinge, die wir zu unserem Vorteil nutzen können oder uns einen Nachteil bescheren. Der Fog of War beispielsweise verhindert, dass wir zu früh Gegner sehen, gleichzeitig können wir uns aber hinter Autos oder anderen Dingen verstecken. Außerdem ist die Munition knapp bemessen, so dass wir stets Ausschau nach Magazinen oder anderen Bleispritzen Ausschau halten müssen, um das Ende eines Levels zu erreichen.
Das aber wohl interessanteste Feature konnten wir auf der gamescom nicht selbst live erleben. Wurde ein Level erfolgreich beendet, werden die Aktionen, die wir durchgeführt haben, zu einer Actionsequenz zusammengefasst. Wir sind also quasi der Regisseur und Choreograph unseres eigenen "John Wick"-Abenteuers, wenn man es so will. Und dieses Feature könnte das Alleinstellungsmerkmal werden, welches der Titel braucht. John Wick Hex erscheint im nächsten Jahr zunächst nur für den PC.
John Wick Hex - Trailer:
The Eternal Cylinder
Erinnert ihr euch noch an Q-Bert, die kleine laufende Rüsselnase? Vermutlich nicht, aber das ist nicht schlimm, denn im nächsten Jahr erscheint mit The Eternal Cylinder ein Spiel, in welchem der Hauptcharakter eine frappierende Ähnlichkeit mit besagter Figur aufweist. Das war es dann auch mit den Gemeinsamkeiten.
The Eternal Cylinder ist ein Survivalspiel der etwas anderen Art. Statt gegen Zombies zu kämpfen oder sonstige widerliche Gestalten aus dem Weg zu räumen, geht es darum, eine Familie zu gründen und auf einem unwirtlichen Planeten zu überleben. Dabei helfen dem Trebhum genannten Charakter seine Fähigkeit, die Eigenschaften anderer Lebewesen zu übernehmen und als Mutationen in seinen Körper einfließen zu lassen. Stärkere Beine beispielsweise garantieren eine größere Sprunghöhe, mehr Fell einen besseren Schutz gegen Kälte usw. Zusätzlich lässt sich mit dem großen Rüssel Wasser einsaugen und als Waffe gegen anderes Getier wieder ausspucken. Außerdem dürfen verschiedene Familienmitglieder, die unterwegs akquiriert werden, mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet werden, so dass auf unterschiedliche Umstände und Bedrohungen reagiert werden kann.
Der Kniff an dem Spiel ist jedoch, dass ein riesiger Zylinder über den Planeten rollt und alles vernichtet, was ihm im Weg ist. Woher dieses planetenumspannende Umgetüm kommt und warum überall Stopper aufgebaut sind, die die Zerstörung verlangsamen, soll im Verlauf des mysteriösen Abenteuers enthüllt werden. Warten wir einfach mal ab, aber interessant war das Konzept auf jeden Fall.
Monkey King: Hero is Back
Basierend auf dem erfolgreichen chinesischen Kinofilm The Monkey King wird im Oktober die dazugehörige Umsetzung für den PC und die PlayStation 4 erscheinen. Auf der gamescom kommten wir bereits einen ersten Blick auf das Spiel werfen.
Wer vorher noch nichts vom Film, der Marke oder dem Spiel gehört hat, sitzt mit uns im gleichen Boot. Vor der Messe waren wir ebenfalls vollkommen ahnungslos. Doch wir wurden zum Teil positiv überascht. In "Monkey King: Hero is Back" übernehmen wir die Rolle des Helden Sun Wukong, dem namensgebenden Affenkönig. Anders als in der Filmvorlage liegt der Fokus fast ausschließlich auf ihm. Für eine Filmumsetzung eine clevere Idee, denn der eigentliche Hauptdarsteller verfügt nicht über Superkräfte, ganz im Gegensatz zu Sun Wukong.
Allerdings merkt man dem Spiel an, dass die Entwickler noch ein wenig Übung benötigen bei der Entwicklung eines solch großen Projekts. Während die Jump‘n’Run-Einlagen und Actionsequenzen gut funktionieren und man Gegnern ordentlich eins auf die Mütze geben kann, wirken andere Situationen fast schon unbeholfen. Beispiel gefällig? Wenn wir eine Leiter nach oben steigen wollen, blendet das Bild kurz aus und schwupps waren wir schon oben.
Auf der positiven Seite hingegen steht ein echt putziger Humor. Wenn Sun Wukong mit einer Sitzbank seinen Gegner, die übrigens wirklich toll designt sind, das Fressbrett einklappt oder eine Schelle verpasst, sieht das nicht nur witzig aus, es macht eine Menge Spaß. Uns stellt sich nur die Frage, ob die Fanbase in Europa groß genug ist, damit das Spiel erfolgreich wird.
Monkey King: Hero is Back - Trailer:
The Cycle
Yager Development aus Berlin, das Team hinter Spielen wie Spec Ops: The Line oder Dreadnought, ist auch für The Cycle verantwortlich. Nachdem wir vor Monaten schon einmal in die Alpha-Version hineingeschnuppert haben, folgte nun ein etwas detaillierterer Blick auf den Shooter.
Wir sind ein Prospektor, eine Art moderner Leiharbeiter mit der Erlaubnis zum Nutzen einer Schusswaffe und dem Auftrag zum Abbau von Ressourcen. So lässt sich wohl am ehesten die Kernmechanik des Spiels umschreiben. Ziel des Unterfangens ist der Planet Fortune III, denn dort befinden sich zahlreiche Rohstoffe, die viel Reichtum versprechen. Dazu schließen wir uns einer von derzeit drei Organisationen an und versuchen für unseren Auftraggeber möglichst erfolgreich zu sein. Problem an der Sache: Die Tierwelt des Planeten mag uns nicht und andere Spieler, die ebenfalls unterwegs sind, wollen natürlich auch an unsere Rohstoffe.
The Cycle ist ein PvPvE-Shooter in Reinform und lässt uns die Wahl, wie wir spielen möchten. Heute mal keine Lust auf andere Menschen? Wunderbar, dann gehen wir allein auf die Jagd und allen anderen aus dem Weg. Freunde am Start? Noch besser, denn maximal können vier Freunde im Team gemeinsam Aufträge abschließen und Geld scheffeln. Zudem lassen sich lose Allianzen mit anderen Spielern bilden, um gemeinsam vorzugehen. Aber Vorsicht, diese Bündnisse können äußerst brüchig sein. Dazu kommen dann noch traditionelle Features wie Crafting, Charaktermodifikationen und ein aus Battle Royale Games bekannter Sturm, der einen stets unter Zeitdruck setzt. Ewig dürfen wir nämlich nicht auf dem Planeten verweilen, irgendwann werden wir nämlich vom radioaktiven Sturm zerfleddert. Außerdem zählt am Ende nicht, wer die meisten Kills hat, sondern wer die meisten Aufträge erledigt hat.
The Cycle hat sich im Vergleich zur Alpha, die wir bereits kannten, massiv weiter entwickelt und hat auf der gamescom eine Menge Spaß gemacht.
The Cycle - Trailer: