Für ein paar Stunden durften wir in die Haut eines Hais schlüpfen, der jedem, der das offene Meer fürchtet, diese Angst auch bestätigen wird.
Maneater: Wir haben das Hai-Gemetzel angespielt!
Die Liste an Filmen über Haie und ihre Angriffe ist lang. Allein seit den 2000ern wurden über 50 Filme über Killerhaie gedreht. Wenn auch manche bezüglich ihrer Story recht absurd wirken, wie zum Beispiel "Sharktopus“ aus dem Jahr 2010, kann man wohl sagen, dass die Angst der Menschen vor dem Meereskoloss keine kleine ist.
Aber wie fühlt es sich überhaupt an, ein menschliches Bein oder doch gleich den ganzen Korpus mit dem riesigen Kiefer eines Hais zu zermahlen? Wir durften es im bald erscheinenden Actionspiel "Maneater“ ausprobieren und in einer Art umgekehrten Moby-Dick-Geschichte die Sicht eines Bullenhais nachvollziehen.
Maneater - Trailer:
An sonniger Küste geht es los
Bei unserem Anspieltermin bei Koch Media mussten wir uns zunächst durch ein Tutorial an einem Sandstrand mit vergnügten Personen, die an Land wie auch im Wasser herumtollen und das Leben in vollen Zügen genießen, arbeiten. Was die ausgelassenen Strandbesucher nicht wissen ist, dass ihnen ihr Lebensspaß bald zum Verhängnis wird. Als riesiger Hai lauern wir bereits in den Tiefen auf das nächste Opfer, um unseren Monsterhunger zu stillen.
Bevor es an die animalische Nahrungsaufnahme ging, hieß es aber erst einmal: Lernen. Denn wie man sich als Hai in den Gewässern bewegt, wurde zumindest uns nicht in die Wiege gelegt. Wir lernen unter anderem, wie wir hohe Sprünge über die Wasseroberfläche durchführen und damit auch Opfer von ihren Booten in den nassen Tod ziehen können. Zwar ist menschliches Fleisch unsere Lieblingskost, dennoch können wir auch mit Schildkröten und anderen Meeresbewohnern vorliebnehmen, welche uns Punkte und Gesundheit bringen.
Schiffbrüchige als Delikatesse
Kleine Aufgaben, wie etwa das Töten von zehn Strandgängern zeigen uns das erste Mal, wie blutig diese Angelegenheiten werden können. Wir holen sie uns beim Tauchen, vom Aufblas-Einhorn oder ganz einfach vom Strand – nicht einmal Land kann uns als Hai nicht aufhalten, zumindest nicht bei kurzen Ausflügen.
Das Töten von Sonnenanbetern bleibt allerdings nicht ganz ungesehen, wodurch wir Hai-Jäger anziehen, die auf ihren Booten nur darauf warten, mit Harpunen auf uns loszugehen. Aber sie haben nicht mit unserer Schnelligkeit gerechnet. Mit dem richtigen Manöver schmeißen wir einen nach dem anderen vom Boot und vertilgen umgehend die "Schiffbrüchigen" unter dem Beschuss von weiteren Harpunenpfeilen.
Mama tot, Baby verwundet
Mit den Grundkenntnissen der Steuerung gewappnet geht es anschließend in den geschichtlichen Einstieg. Ein kurzes Video zeigt unseren Erzfeind, einen bulligen, tätowierten Mann mit Vollbart, der auf seinem Fischerboot steht und kompromisslos klarmacht, dass er für Haie definitiv keine Empathie empfindet.
Über seinem Boot hängt unsere Mutter kopfüber, der mit einem glatten Schnitt durch den Bauch das Leben genommen wurde. Er holt uns (Was für ein Einstieg in das Leben...) aus dem Inneren heraus und zögert nicht, uns auch mit einem tiefen Schnitt in die Rückenflosse zu markieren und im nächsten Moment ins Wasser zu schmeißen. Ganz ungeschoren kommt er damit allerdings nicht davon...
Rache am Fischer
So beginnt der Start in das Actiongame vor der Küste eines gelblich schimmernden Sumpfgewässer, mit dem Ziel unsere Mutter an dem bärtigen Fischer zu rächen.
Im Gegensatz zur Kreatur aus dem Tutorial sind wir nun ein kleiner Baby-Hai, der sich fortan ohne Eltern in der Meereswelt durchkämpfen muss. Schnell finden wir einen ersten Leckerbissen, welcher uns mittels Punkte stärkt und wachsen lässt. Mit der Kenntnis geht es weiter und wir kräftigen uns mit dem einen oder anderen Häppchen, um weiter zu wachsen und zu einem gefürchteten Killer der Meere zu werden.
Friss und werd' stärker
Es beginnen kleinere Missionen sowie Nebenauträge, in denen wir beispielsweise der Überpopulation des Wels' entgegenwirken, indem wir sie ganz einfach fressen. Und davon direkt zehn Stück. Moment, kennen wir das nicht schon irgendwoher? Richtig, bereits im Tutorial mussten wir 10 Exemplare einer anderen Spezies vertilgen. Abwechslung sieht anders aus, aber gleichzeitig werden wird hier mit den ersten kleineren Rollenspiel-Elementen konfrontiert.
Unterdessen begegnen wir kleinen und großen Feinden, wie Krokodilen. Um letztere machen wir jedoch erst einmal einen großen Bogen, denn ohne die entsprechende Levelstufe wäre es maritimer Selbstmord. Leveln geschieht, wie schon erwähnt, durch Fressen. So können wir nach und nach die Fähigkeiten entwicklen und ausbauen. Kleines Beispiel gefällig? Als Hai verfügen wir, einfach ausgedrückt, über ein Sonar, das uns je nach Entwicklungsstand einen kleinen Überblick über den Meeresraum gibt und sowohl Kost als auch Feinden anzeigt.
Suchmissionen im Sumpfgebiet
Die gezeigten Missionen bieten einen ersten Einblick in die Weiten des sumpfigen Areals, in dem wir uns befinden. Wir müssen Kisten und Schilder suchen und uns dem einen oder anderen Feind stellen. Allerdings mangelt es ab und an noch etwas an Abwechslung. Zudem sehen wir im Menü einen groben Überblick über das Gebiet, indem wir uns befinden und was sich außerhalb davon befindet.
Sollten wir einmal partout nicht weiter wissen, müssen wir nur die Ohren spitzen und dem Kommentar eine männliche Stimme aus dem Off lauschen, die uns stellenweise mit einigen Tipps weiterhilft. Viele von denen sind jedoch eher eine angenehme, aber sinnfreie Begleiterscheinung, die uns in dem großen Teich das Gefühl gibt, nicht ganz so allein zu sein.
Das erste große Hindernis
Bevor wir in das nächste Gebiet übergehen können, müssen wir einige Aufgaben erledigen. Zum Glück ist es nicht zwingend erforderlich, alle Missionen zu absolvieren. Ist beispielsweise ein Kampf gegen ein Krokodil noch zu gefährlich, weil wir kräftetechnisch noch nicht mithalten können, dürfen wir das Problem auch elegant umgehen.
Wie schon erwähnt, ähneln sich sie Missionen inhaltlich doch recht häufig und da wir in den ersten zwei Spielstunden nicht wirklich weit in die Geschichte und weitere Inhalte hineinschnuppern könnten, lässt sich noch keine verlässliche Prognose über das restliche Spiele treffen. Doch es soll neben Menschenfleisch-reichen Küsten auch noch in die Tiefen des Meeres gehen, wo einige feindlich gesittete Artenvetter und weitaus größere Gegner auf uns warten werden. Zumindest auf Screenshots konnten wir bereits einen mächtigen Pottwal ausmachen.
Angenehmes Controlling
Das Anspielen von Maneater erfolgte übrigens mit Maus und Tastatur, was auf den ersten Blick etwas unnatürlich wirkte. Das Gefühl war allerdings nach einigen Momenten komplett verschwunden und wir konnten uns voll und ganz auf die Welt und die Missionen konzentrieren. Das Anvisieren eines anderen Fisches oder Objekten ging fix von der Hand, nur der Fokus auf die Beute funktioniert noch nicht ganz wie geplant. Bis zum finalen Release haben die Entwickler aber ein paar Wochen, um das zu beheben.
Die Abendsonne im Matschtümpel
Eines der "Hai-lights" ist ohne Frage die Atmosphäre. Jedes Gebiet hat seinen eigenen vorherrschenden Farbton, was uns außerordentlich gefallen hat. Im ersten Sumpfgebiet dominiert ein gelblich-oranger Ton, durch dessen Wasserwelt von oben stets die Abendsonne scheint und ein atmosphärisches Bild von gebrochenem Licht in Matschwasser kreiert. Zudem ist die Unterwasserwelt mit verschiedenen Details versehen und auch die Welt über dem Meeresspiegel kann zumindest vom Flair überzeugen. Eine stimmungsvolle Szenerie von farbig blinkenden Wolkenkratzern rundet das Bild der amerikanischen Küste ab und erinnert uns an manch einen Hollywood-Blockbuster. Da macht es dann kaum etwas, wenn technisch nicht alles auf dem letzten Stand der Dinge ist.
Einschätzung:
Die Idee einen Action-Titel aus der Perspektive eines Bösewichts zu präsentieren, mag zwar nicht sonderlich innovativ sein, aber sie ist längst nicht so ausgelutscht wie eine x-te Zombieapokalypse. Die Umsetzung hat uns einerseits gut gefallen und zeugt von lustigen und vor allem blutrünstigen Szenen, aber auf der anderen Seite darf man natürlich keine vielschichtige Story mit Meta-Ebenen und Pipapo erwarten. Maneater könnte ein kurzweiliges und witziges Erlebnis werden, dass von Zeit zu Zeit für Lacher aufgrund der absurden Brutalität sorgt.
Maneater erscheint am 22. Mai 2020 PC, Xbox One und PS4. Lediglich Spieler, die unterwegs ein bisschen schwimmen und metzeln wollen, müssen sich etwas gedulden. Die Variante für die Nintendo Switch ist noch ohne konkretes Erscheinungsdatum.