Laut der EU-Kommission gibt es keinen Beweis dafür, dass Raubkopien einen negativen Effekt auf Videospielverkäufe haben.
EU-Kommission sieht keinen Beweis dafür, dass Raubkopien den Verkäufen schaden
Raubkopien sind selbst heute, in einer Zeit, in der so gut wie jedes Spiel zumindest zeitweise eine Online-Anbindung voraussetzt und an irgendeinen Account gebunden ist (Stichwort: DRM, Abkürzung für „Digital Rights Management“), immer noch ein Problem in den Augen von Spiele-Entwicklern und Publishern. Dass Software-Piraten Spiele illegal im Netz zum kostenlosen Download anbieten, schade der Industrie enorm, heißt es immer wieder. Ein Bericht der EU-Kommission sagt nun jedoch etwas anderes aus.
Der sehr umfangreiche Report (307 Seiten), über den GamesIndustry.biz berichtet, wurde von dem Forschungsunternehmen Ecorys im Auftrag der EU Kommission erarbeitet. Ziel war es, herauszufinden, welche Auswirkungen Raubkopien in der heutigen Zeit auf den Markt haben. Dabei widmete man sich nicht nur dem Thema Computer- und Videospiele, sondern befasste sich auch mit der Film-, TV-, Musik- und Literaturbranche. Ecorys führte eine Umfrage in mehreren Ländern durch, unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Spanien und Polen. Gerade in den letzteren beiden Staaten sind Raubkopien sehr weit verbreitet.
Das Ergebnis der Umfrage: Im Durchschnitt haben 51 Prozent aller Erwachsenen und 72 Prozent aller Minderjährigen in Europa schon einmal Unterhaltungsmedien illegal heruntergeladen oder gestreamt. Rein auf Spiele bezogen, haben gerade einmal 18 Prozent der Befragten zugegeben, Gebrauch von Raubkopien zu machen, während 16 Prozent sagten, sie hätten schon mal auf einer modifizierten Konsole gespielt.
Sicherlich werden viele Befragte nicht zugegeben haben, dass sie schon mal ein Spiel aus einer illegalen Quelle bezogen haben. Gerade auf dem PC haben vor allem Indie-Entwickler häufig damit zu kämpfen, dass viele Leute deren Titel kostenlos aus dem Netz saugen, anstatt auf Steam und Co. Geld dafür auszugeben. Doch laut Ecorys gibt es keine Belege, dass Software-Piraterie einen negativen Effekt auf die Verkäufe hat. Das Unternehmen betont, dass das nicht bedeutet, dass es keine Auswirkung gibt, die Statistiken lieferten allerdings keinen zuverlässigen Nachweis dafür.
In dem Bericht heißt es des Weiteren, dass Preisreduzierungen beziehungsweise die bekannten Sales auf Steam und anderen Plattformen keine Auswirkungen auf das Verhalten von Raubkopierern hätten. 55 Prozent der Befragten, die schon einmal ein Spiel illegal heruntergeladen haben, hätten auch den vollen Marktpreis oder mehr bezahlt, wenn sie sich den Titel, den sie zuletzt als Raubkopie bezogen haben, gekauft hätten.
Zudem heißt es, dass der illegale Konsum von Spielen mitunter sogar eine positive Auswirkung auf Verkäufe habe. Aufgrund der stark verbreiteten Software-Piraterie begannen die Entwickler und Publisher damit, Extra-Inhalte zu schaffen, die Spieler dafür belohnen, dass sie ihr Geld für einen Titel ausgegeben haben. Und das erscheint ja auch logisch: Am Ende ist es für den ehrlichen Kunden eben schöner, wenn er für seinen Kauf ein zusätzliches Bonbon erhält, statt von zu strengen Kontrollmechanismen genervt zu werden.
Quelle: EU-Kommission (via GamesIndustry.biz)
Teaser-Bild: Foto von Andrew Gustar via Flickr
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