DICE hat augenscheinlich große Veränderungen für Battlefield 2042 vorgestellt. Wirft man einen genauen Blick darauf, sind sie eher ernüchternd.
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Klassensystem kommt zurück ... Na ja, irgendwie
Wir brauchen wohl kaum darüber diskutieren, ob Battlefield 2042 gescheitert ist. Dass der Multiplayer-Shooter ein ordentlicher Flop ist, liegt auf der Hand. Spielten auf Steam zum Release im November vergangenen Jahres noch über 50.000 Leute im Durchschnitt (bis zu maximal über 100.000), liegen die Zahlen heute bei nicht mal mehr einem Zehntel davon. Klar, das sind nur die Daten von einer Plattform. Aber Electronic Arts' Andrew Wilson hat Anfang 2022 selbst gesagt, dass die Verkaufszahlen von Battlefield 2042 "enttäuschend" seien.
Man merkt zwar, dass DICE gewillt ist, das Spiel zu verbessern, aber bislang macht es nur sehr langsam Fortschritte. Erst eine neue Map haben die Entwickler eingebaut – und das ist der Stand nach neun Monaten Live-Service. Daneben haben sie eine der bereits vorhandenen Karten stark überarbeitet. "Kaleidoskop" funktioniert nun als Battlefield-Map gut, aber es ist ja nicht so, als wären die anderen Schlachtfelder schon seit Anfang an besser. Dementsprechend setzt DICE diese Arbeit fort. In Season 2, die voraussichtlich im September startet, sind "Neuanfang" und "Orbital" an der Reihe. Dann wird es auch einen weiteren neuen Schauplatz geben, den die Macher in folgendem Video erstmals zeigen:
Comeback der Klassen
Aber kommen wir doch zur wichtigsten Neuigkeit: DICE bringt das Klassensystem zurück. Dass es in Battlefield 2042 nicht die klassische Auswahl aus Sturmsoldat, Versorger, Pionier und Aufklärer gibt, sorgte schon vor Release für Unmut bei einigen Spielern. Spätestens mit der Veröffentlichung der Vollversion, aber eigentlich schon in der Open Beta zeigte sich dann: Nein, die Community mag das neue System mit den Spezialisten überhaupt nicht. Ich stand dem nie wirklich feindlich gegenüber. Für mich hat Battlefield 2042 durchaus größere Probleme, wegen denen ich es schnell beiseitegelegt habe (die Technik, die Maps, der geringe Umfang). Nichtsdestotrotz muss auch ich sagen: Das alte Klassensystem war zwar nicht perfekt, in seiner Umsetzung aber doch deutlich besser – sowohl in Sachen Game Design als auch Narrative beziehungsweise Immersion.
Nun also arbeitet DICE daran, die Klassen zurückzubringen oder, besser gesagt, überhaupt mal in Battlefield 2042 einzuführen. Erfüllen die Schweden also gerade den größten Wunsch der Fans und retten damit das Spiel vor dem drohenden Untergang? … Nein, höchstwahrscheinlich nicht. Das Klassensystem, was DICE nun angekündigt hat, ist nicht das, was wir aus den Vorgängern kennen.
Die Spezialisten bleiben Spielbestandteil. Ist auch logisch, schließlich sind sie ein Kernelement. Sie herauszuschmeißen und durch generische Soldaten zu ersetzen, würde bedeuten, dass DICE im Grunde mit Battlefield 2042 zurück ans Reisbrett gehen müsste. Und das macht ein Entwickler neun Monate nach der Veröffentlichung eines Spiels, mit dessen Verkäufen der tonangebende Publisher nicht zufrieden ist, nicht.
Gadgets werden klassenspezifisch, Waffen nicht
Was geschieht also? Ganz einfach: Die Spezialisten werden den vier Klassen Sturmsoldat, Versorger, Pionier und Aufklärer zugeordnet. Mackay zum Beispiel ist dann ein Sturmsoldat, Casper ein Aufklärer. Jede Klasse bekommt einen bestimmten Ausrüstungsgegenstand zugewiesen, der sich auch nicht austauschen lässt. Bei den Sturmsoldaten ist das der Medizinstift, bei Versorgern der Defibrillator, bei Pionieren das Reparaturwerkzeug und bei Aufklärern die Insertion Beacon. Darüber hinaus habt ihr dann mit jeder Klasse die Auswahl aus drei bis fünf weiteren Gadgets, die zur jeweiligen Rolle passen. Somit können dann etwa nur Versorger Munitionskisten mit sich herumtragen und Raketenwerfer sind den Pionieren vorbehalten – ganz wie in alten Battlefield-Zeiten. Zu guter Letzt könnt ihr noch mit fast allen Klassen aus vier Granaten wählen: Splitter-, Rauch-, EMP- oder Brandgranate. Einzige Ausnahme bildet komischerweise der Sturmsoldat. Der kann keine EMP-Granaten ins Gefecht mitnehmen – warum auch immer.
Bei eurem Waffen-Loadout werdet ihr aber auch mit dem neuen Klassensystem die komplette Freiheit genießen. DICE ist der Meinung, dass Battlefield 2042 dann am besten funktioniere, wenn jeder die Waffen ausrüsten kann, die zu seinem Spielstil passen. Somit könnt ihr also auch in Zukunft noch einen Versorger spielen, Medizintaschen einpacken und ein Scharfschützengewehr ausrüsten, um euch irgendwo hinzulegen, Feinde aus der Ferne mit Kopfschüssen ausschalten und euch, wenn ihr mal beschossen werdet, einfach selbst verarzten. Das neue System wird also nicht unbedingt dazu führen, dass Spieler ihre Rollen auch annehmen und Teamplay gestärkt wird.
Begeisterung sieht anders aus
Ja, dass DICE euch künftig hinsichtlich der Gadgets etwas limitiert, ist eine gute Sache. Das ist aber zu wenig, um nun von der Rückkehr des alten und geliebten Klassensystems zu sprechen, das sich die Fans zurückgewünscht haben. Das macht sich auch auf Reddit bemerkbar. In den dortigen Threads finden sich Kommentare wie der von Zeroth1989, der das Ganze eine Illusion nennt. Zwar gibt es auch Leute, die die Änderungen begrüßen, dafür jedoch kritisieren, dass DICE für alles so unglaublich viel Zeit benötigt – oder immer noch keine permanent laufenden Server plus dazu passenden Browser liefert.
Das Klassensystem ist erst für Saison 3 angekündigt – und nicht mal für deren Start, sondern das Update 3.2, das in der zweiten Hälfte der Spielzeit erscheinen soll. Zwar befinde sich dieser Zeitpunkt laut DICE immer noch im Jahr 2022, aber das ändert nichts daran, dass es eben sehr schleppend vorangeht. Und wie einige Reddit-Nutzer richtig anmerken, erscheint im Oktober Call of Duty: Modern Warfare 2. Die CoD-Marke ist nicht nur aus historischen Gründen der größte Konkurrent für Battlefield, mit dem neuen Teil möchte Activision EA so richtig den Kampf ansagen. Wie schon im "Modern Warfare"-Reboot soll es wieder neben den serientypischen kleinen Maps auch Schlachten auf weitläufigen Karten mit Fahrzeugen und großen Teams geben. Im Vorgänger von 2019 konnten die nicht überzeugen, aber vielleicht bekommt Infinity Ward das ja diesmal gut hin. Sollte das passieren, stehen die Chancen für eine Reinkarnation von Battlefield 2042 noch schlechter, als es jetzt bereits der Fall ist.