In Party Animals wird eine merkwürdige Party gefeiert. Statt zu tanzen und zu trinken, wird sich gegenseitig das Fressbrett zerdeppert. Aber das macht mächtig Spaß.
Party Animals im Test: Stumpfe, aber spaßige Gewalteinwirkung auf niedliche Tiere
Ursprünglich sollte das Multiplayer-Spektakel Party Animals schon im vergangenen Jahr erscheinen, aber Entwickler Recreate Games hat den Titel mehrfach, teils ohne Ankündigung, verschoben. Aber nun hat das Warten ein Ende. Nach mehreren Beta-Phasen ist Party Animals endlich da und lädt zu einer feuchtfröhlichen Balgerei unter niedlichen Tieren ein. Wir haben ebenfalls schon fleißig Schläge verteilt und verraten euch jetzt unsere Eindrücke.
Party Animals hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf. Wir suchen uns kurz einen Namen aus, ein Benutzerbild und schon kann die Party steigen. Es empfiehlt sich aber dennoch das kurze Tutorial zu spielen, um sich kurz mit den grundlegenden Mechaniken vertraut zu machen. Diese sind zwar nicht sonderlich kompliziert, aber unterscheiden sich dennoch etwas von anderen Mehrspielertiteln. Die Charaktere in Party Animals bewegen sich nämlich mit einer leichten Verzögerung, fast so als würde der Körper schon losgehen wollen, aber die Muskeln haben den Befehl noch nicht erhalten. Das ist bei diesem Spiel Teil des Konzepts und trägt maßgeblich zum Spielspaß bei, wie wir schnell festgestellt haben.
Nur die Harten kommen in den Garten
Grundsätzliches Ziel in Party Animals ist es, als letzter Überlebender übrig zu bleiben. Dazu treten online bis zu acht menschliche Mitspieler auf unterschiedlichen Maps gegeneinander an, um sich gegenseitig die Visage zu polieren. Dabei stellen aber nicht nur die Mitspieler selbst, sondern auch eingesetzte Waffen sowie die Maps an sich eine Gefahr dar. Die Wahl der eigenen Spielfigur hat auf das Gameplay selbst keine Auswirkungen. Hier geht es wirklich nur darum, was einem persönlich am besten gefällt oder besonders witzig ist. Wir haben uns zum Beispiel für den grimmig dreinschauenden Husky oder eine grenzdebile Kuh entschieden. Je bekloppter, desto besser. Wenn wir unserem Charakter einen stärkeren persönlichen Anstrich geben wollen, gibt es zahlreiche Kostüme und andere Individualisierungsoptionen. Teils verwenden wir dafür erspieltes Geld oder wir setzen echte Zahlungsmittel ein.
Mit dem Kopf durch die Wand oder den Gegner
Wie bereits erwähnt, geht es im Hauptmodus „Last Stand“ darum, der letzte Überlebende zu sein. Um das zu erreichen, müssen wir andere Spieler vom Schlachtfeld befördern. Also prügeln wir munter drauf los, verteilen Kopfnüsse oder schnappen uns eine der zahlreichen Waffen, um unseren Gegnern so richtig auf den Sack zu gehen. Nach ein paar gut gesetzten Hieben gehen diese meist auch K.O. Jetzt nur noch schnell die Person respektive das Tier in den Abgrund werfen und schon ist ein Problem gelöst. Tja, was so einfach klingt, ist es aber nicht. Die anderen Mitspieler sind eben kein Fallobst und der behäbige Bewegungsablauf trägt ebenfalls nicht wirklich zu einer schnellen Kampfentscheidung bei. Dafür ergeben sich aber extrem witzige Situationen. Dreht sich zum Beispiel ein Mitspieler im letzten Moment weg, landet unsere Kopfnuss womöglich an einer Eisenstange oder etwas anderem und schon sind wir selbst für einige Sekunden ausgeknockt.
Waffen und andere Gemeinheiten
Aber nicht nur die eigenen Fäuste lassen sich im Kampf nutzen. Springen, Treten und Halten gehört ebenfalls zum Repertoire. Richtig chaotisch wird es, wenn wir zudem auf Waffen zurückgreifen. Ob wir unsere Gegner einfrieren, mit einem Hammer schlagen, einen Pömpel um die Ohren hauen oder mit Saugnapfpfeilen beschießen, hängt davon ab, welche Waffen auf der Karte immer wieder erscheinen. Außerdem spielt die Map eine wichtige Rolle. Jede Karte verfügt über eine eigene Mechanik, die richtig genutzt, zu unserem eigenen Vorteil (oder auch Nachteil) eingesetzt werden kann. Wird sich beispielsweise auf einem U-Boot die Fresse poliert, taucht dieses im Verlauf einer Partie immer weiter ab. Wer sich dann nicht festhält, hat verloren. Oder wir nutzen ein Katapult, um andere Tiere effektvoll weg zu katapultieren. Wer es dreimal schafft, als Letzter zu überleben, gewinnt die Runde.
Teams und Sport sind auch vorhanden
Allerdings können wir selbst als Ausgeschiedener noch den Verlauf eines Kampfes entscheidend beeinflussen. Je länger wir zusehen, umso mehr Wurfgeschosse in Form von Fischen, Bananenschalen oder Bomben können wir auf die Map werfen. Mit ein bisschen Geschick können auf diese Weise Gegner entscheidend behindert und sogar ausgeknockt werden. Sprich: Wir können den verbleibenden Teilnehmern so richtig auf den Sack gehen und müssen nicht tatenlos zusehen. Daneben gibt es noch zwei weitere Modi, die aber nicht ganz an das chaotische Gameplay des Hauptmodus‘ heranreichen. In Team Score geht es zum Beispiel ein bisschen sportlicher zu. Hier stehen nicht die K.O.s im Mittelpunkt, sondern die erzielten Punkte, wenn wir uns in abgewandelten Sportarten wie Basketball, Fußball, Hockey oder American Football versuchen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Aktivitäten wie etwa das Einsammeln von Münzen oder das Schleppen von Kohle, um einen Zug auf Tempo zu bringen. Das ist zur Abwechslung ganz nett, aber nicht zu vergleichen mit dem Modus Last Stand. In Arcade wiederum treten wir in Teams an und teilen uns eine bestimmte Anzahl von Leben mit unseren Teamkameraden. Das fühlt wie der Hauptmodus mit einer Prise Team-Deathmatch an, allerdings stehen hier nur zwei Maps zur Verfügung.
Da haben die Entwickler wohl etwas zu viel gefeiert
So spaßig, chaotisch und hektisch das Spiel ist, so sehr leidet es unter einigen fragwürdigen Designentscheidungen. Party Animals lässt sich mit bis zu acht Spielern online zocken. Sind nicht genug menschliche Mitspieler vorhanden, wird der Rest mit KI-Kollegen aufgefüllt. Aber gerade ein Spiel wie Party Animals ist prädestiniert für einen launigen Abend mit Freunden auf der Couch. Das ist auch möglich, aber nur mit vier Mitspielern. Allerdings ist der Modus extrem gut versteckt und wird nirgends wirklich erwähnt. Um offline zu spielen, muss nämlich ein privates Online-Match erstellt werden, zu dem niemand ohne Passwort Zugang hat. Danach können weitere Controller angemeldet werden. Wer will kann die Truppe noch um vier KI-Spieler erweitern.
Warum die Entwickler einen so essenziellen Modus so versteckt haben, erschließt sich uns nicht. Zudem wird das Ganze dann auch noch im Splitscreenmodus präsentiert, was bei der Größe der Maps ebenfalls unverständlich ist. Eine Kameraperspektive inklusive Zoom hätte es auch getan und wäre deutlich komfortabler gewesen. Gleiches gilt für die Custom Matches. Zwar ist es möglich eigene Spiele zu erstellen und dabei einige Parameter zu verändern, aber Dinge wie Punktelimit, Rundenanzahl oder Ähnliches lassen sich nicht einstellen.
Optisch schick, aber mit nerviger Kamera
Technisch weiß Party Animals zu gefallen. Die Tiere sind liebevoll animiert und dank der Ragdoll-Physik kommt es immer wieder zu lustigen und kuriosen Situationen. Ein Stolpern hier, ein Kinnhaken da oder ein kräftiger Stoß mit dem Hammer und die tierischen Charaktere bewegen physikalisch zwar korrekt, aber immer auch mit einem gewissen Grad an Slapstick. Teilweise fühlt man sich an alte Bud Spencer und Terence Hill Filme erinnert. Da gab es auch immer kräftig auf die Mütze, ohne zu brutal zu wirken. Die Umgebungen selbst wissen mal mehr und mal weniger zu gefallen, aber sie sind allesamt mit vielen Details ausgestattet.
Schade nur, dass die Kamera nicht wirklich mitspielt. Wir können sie zwar selbst justieren und drehen, aber eine dynamische Kamera mit einem etwas entfernteren Blickwinkel wäre wünschenswert. Wenn wir gerade versuchen, einen Gegner einen Kopf kürzer zu machen, ist keine Zeit, die Kamera neu einzustellen. Einen großen Anteil an der lustigen bis albernen Atmosphäre hat der Sound des Spiels. Sämtliche Aktionen wie schlagen, treten oder was auch immer, wird mit den passenden Geräuschen unterlegt. Spätestens, wenn zum dritten Mal der eigene Kopf gegen eine metallische Oberfläche schlägt, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sprachausgabe oder epische Melodien sind nicht vorhanden, dafür aber seichte Songs, die eine gewisse Partyatmosphäre verbreiten.
Fazit:
Party Animals steht trotz offensichtlicher Gemeinsamkeiten mit Gang Beasts, Fall Guys oder Human Fall Flat für sich allein. Die Kombination aus Waffen, abwechslungsreichen Maps und übertrieben niedlichen Charakteren ist einfach gelungen. Wir hatten selten so viel kurzweiligen Spaß bei einem Multiplayertitel in den letzten Wochen. Das Gameplay ist witzig, die Optik stimmt und mit Freunden, die gemeinsam mit uns auf der Couch sitzen, wird der Spaß noch einmal potenziert. Im krassen Kontrast dazu stehen die fehlenden Einstellungsmöglichkeiten, eine suboptimale Kamera und die Tatsache, dass der lokale Multiplayermodus unverständlicherweise versteckt wurde. Dennoch: Party Animals in ein gelungenes Mehrspielervergnügen. Die Entwickler müssen einige Sachen aber noch anpacken und verbessern, damit aus dem Titel ein echter Hit wird.
- niedliche Tiere
- witziges Gameplay
- toll designte Maps
- einfacher Einstieg
- Couch-Coop-Modus
- nervige Kamera
- kaum Einstellungsmöglichkeiten
- Couch-Coop-Modus versteckt