Ihr konntet euch bisher für kein Videospiel aus dem One Piece-Universum begeistern? Dann könnte One Piece Odyssey vielleicht euer Einstieg in die Piratenabenteuer werden. Warum wir das glauben, verraten wir euch im Test.
One Piece Odyssey im Test: So gut ist das Piraten-RPG
Nach Prügelspielen und Musou-Ablegern bringt Bandai Namco endlich das heraus, worauf so viele Fans warten: Ein Rollenspiel über die Piraten auf der Grand Line. Ruffy und seine Freunde segeln in One Piece: Odyssey zu ihrem nächsten Abenteuer, als sie plötzlich von einem Sturm überrascht werden und Schiffbruch erleiden. Auf der Suche nach Reparaturmaterialien treffen sie auf ein junges Mädchen namens Lim, das zusammen mit ihrem Bekannten Adio auf der Insel wohnt.
Lim hat schlechte Erfahrungen mit Ankömmlingen auf ihrer Insel gemacht und eine Abneigung gegen Piraten. Mithilfe ihrer mystischen Kräfte entzieht sie kurzerhand den Strohhutpiraten all ihre Kräfte. Das bedeutet im Klartext: Zorro ist mit seinen drei Schwertern mindestens genauso überfordert wie Sanji mit seinen langen Beinen. Sogar die Teufelsfrucht Nutzer haben vergessen, wie sie ihre Kräfte einsetzen.
Spielt den Anime nach - nur anders
Um an die verteilten Fragmente ihrer Kräfte zu gelangen, müssen die Strohhutpiraten in die Vergangenheit reisen und prägende Ereignisse ihrer bisherigen Abenteuer erneut erleben. Den Anfang macht der harte Kampf gegen Sir Crocodile in Alabasta, wo sie auch ihre alte Freundin Vivi wiedersehen. Nach einem kurzen Ausflug nach Rainbase gibt es auch in Water 7 einiges (erneut) zu entdecken. Viel mehr wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Aber wer den Anime kennt, wird viele Orte und Charaktere erkennen und sich direkt heimisch fühlen.
Vielleicht werdet ihr beim Spielen merken, dass das Rollenspiel nicht 1:1 den Anime nacherzählt. Neben den Geschehnissen auf Waford sind auch die Erinnerungen nicht identisch mit der Wirklichkeit aus dem Manga. Das liegt daran, dass Erinnerungen manchmal verschwimmen und sich verändern können. Dieses Detail lässt den Entwicklern den nötigen Freiraum, um One Piece Odyssey für sich zu interpretieren. Als Fans der Originalgeschichte konnten wir die Änderungen zwar deutlich sehen, sie fallen aber kaum auf und passen gut in das Gesamtkonstrukt.
Entschleunigendes Kampfsystem
Neben der Geschichte spielt natürlich auch das Kampfsystem eine große Rolle. Die rundenbasierten Kämpfe haben vor Release für viele Diskussionen bei den Fans gesorgt. Viele Spieler wünschen sich Kämpfe in Echtzeit, damit mehr Action-Gefühl aufkommt. Wir finden, dass die rundenbasierten Gefechte genau richtig sind, um die mit Liebe zum Detail gestalteten Attacken zu genießen. Das zieht das Spiel etwas in die Länge, sorgt aber gleichzeitig für das einzigartige One Piece-Flair.
Im Kern hat das Kampfsystem ein schlichtes rundenbasiertes Gameplay mit Stein-Schere-Papier-Affinitätensystem. Einen besonderen Touch erhält One Piece Odyssey durch die verschiedenen Kampfbereiche zu Beginn einer Feindbegegnung. Dabei werden die Strohhüte separiert, sodass ein bisschen mehr Taktik gefragt ist, als nur stumpf zuzuschlagen. Reichen die normalen Attacken und SP-Angriffe nicht mehr aus, könnt ihr zu Items greifen, (fast) jederzeit die Charaktere auswechseln oder Freundschaftsangriffe ausführen.
Klassische Rollenspielaspekte
Ebenfalls typisch RPG ist eine ganze Tasche voller Ausrüstungsgegenstände, die den einzelnen Charakteren für unterschiedliche Boosts und Boni angelegt werden. In Odyssey steht euch dazu für jeden Charakter ein Raster zur Verfügung, in dem ihr die unterschiedlich großen Items platziert. Dank Robins Sonderfähigkeit ist es möglich, Accessoires zu verbessern und auf diese Weise mit der Zeit mächtige Artefakte zu kreieren.
Neue Angriffe müsst ihr zum Glück nicht kleinteilig über einen Skill-Baum lernen - die Strohhutpiraten erhalten im Laufe der Geschichte automatisch neue Attacken. Genau genommen sind es ihre altbekannten Angriffe, die sie mit fortschreitender Geschichte zurückbekommen. Ihr müsst sie nur noch verbessern und in den nächsten Kampf springen.
Freie Erkundung mit der Strohhut-Crew
Falls ihr gerade nicht mit einer Gum Gum Bazooka die Gegner vermöbelt, befindet ihr euch wahrscheinlich in einem der großen Bereiche zum Freien erkunden im Spiel. Es gibt viele Quests zu erfüllen, was manchmal leider ein sehr zähes Hin- und Herrennen ohne Sinn ist. Das gehört schon seit Jahren aus Videospielen verbannt. Ruffys Gummiarme bieten dabei aber immerhin völlig neue Erkundungsmöglichkeiten und wo immer ein Eisentor euren Weg versperrt, kann Zorro Abhilfe schaffen. Auch die anderen Mitglieder der Crew verfügen über praktische Fähigkeiten, die euch immer wieder so fühlen lassen, als wärt ihr mitten im Anime.
Für ein bisschen Knobelspaß sorgen die Dungeons, in denen ihr nicht nur hervorragend leveln könnt, sondern kleine Rätsel zu lösen habt. Anfangs noch viel zu leichtes Knöpfchendrücken, werden die Rätsel-Dungeons mit der Zeit zu anspruchsvolleren Gebilden, die alles auf den Kopf stellen - teilweise sogar bildlich gesprochen.
Fazit
Ihr kennt und liebt den Anime zu One Piece? Dann ist One Piece Odyssey optimal für euch, denn hier schwelgt ihr regelrecht in Erinnerungen. Verpackt in einem klassischen Anime könnt ihr hier eigentlich nichts falsch machen.
Wenn euch Ruffy, Nami und Co. allerdings nichts sagen, wird es schwer, hier einen guten Einstieg zu finden. Die klassischen, manchmal sogar etwas veralteten Gameplay-Entscheidungen zünden nämlich nur, wenn ihr, so wie wir, in Erinnerungen an die gute alte Zeit mit der Flying Lamb schwelgen könnt.
- klassisches Rollenspiel im One Piece Universum
- Nostalgie pur
- Fantastisch animierte Attacken wie im Anime
- Originale Sprecher (JP), dt. Untertitel
- Schöne Welt, u.a. aus der Feder von Eiichiro Oda
- Teils zähes Quest-Design
- Angepriesene Neuerungen kaum spürbar
- Nur für Fans des Anime & RPGs