Moving Out 2 knüpft da an, wo der Vorgänger aufgehört hat und erweitert den Umzugsspaß mit einigen neuen Features.
Moving Out 2 im Test: Umzugsarbeiten mit reichlich Slapstick
Wer wirklich zum Freundeskreis gehört, stellt man erst fest, wenn der erste Umzug ansteht. Auf das Schleppen von Möbeln hat so gut niemand Lust und dennoch muss es gemacht werden, wenn man sich von den Eltern abnabeln will oder eine neue Bleibe sucht. Es ist ein neuer Lebensabschnitt, der beginnt und das ist eigentlich etwas Positives. Wenn da nur die Plackerei nicht wäre. Aber meist wird man mit Schnittchen und Getränken versorgt, so dass es zumindest eine kleine Aufwandsentschädigung gibt. Ein alkoholisches Getränk (oder auch viele) bildet dann meist den Abschluss des Umzugs für die fleißigen Helfer. In Moving Out 1 und 2 hingegen können wir uns des Gefühls nicht verwehren, dass hier mit den alkoholischen Getränken begonnen wurde, bevor auch nur das erste Möbelstück verladen wurde.
In Moving Out 2 schlüpft ihr als "Furniture Arrangement and Relocation Technician" (kurz F.A.R.T.) erneut in die "Smooth Moves"-Uniform. Euer Job ist es, den Einwohnern von Packheim und anderen Gebieten beim Umzug zu helfen. Klingt auf den ersten Blick recht einfach, oder? Aber wer schon einmal bei einem Umzug geholfen hat, der kennt die Tücken. Das Hab und Gut der Kunden sollte möglichst unbeschädigt verladen werden und auch die Wohnung sollte hinterher nicht unbedingt wie ein Trümmerfeld aussehen. Gleiches gilt natürlich auch für den Einzug. Nicht so in Moving Out 2, hier kommt es auf Schnelligkeit an. Der Zustand der Umgebung ist erst einmal zweitrangig. Jeder Auftraggeber würde sich im echten Leben die Haare raufen, aber hier ist Teil des großen Spaßes. Die Gaudi wird zusätzlich durch nicht ganz ernst gemeinte Übersetzungen flankiert.
Das Gameplay des physikbasierten Indie Games' hat sich kaum geändert. Entweder müssen Möbel und Wertgegenstände aus einer Behausung in den LKW oder umgekehrt geladen werden. Wie ihr das macht, ist euch überlassen, ihr könnt den ganzen Kram schleppen oder werft die Dinge einfach, sofern sie nicht zu schwer sind. Abgesehen von einigen Objekten, die wirklich zerbrechlich sind, müsst ihr dabei nicht auf irgendwelche Schrammen, Kratzer oder Beschädigungen achten. Da bietet es sich durchaus an, den Fußball direkt durch die Wohnzimmerscheibe zu schleudern, wenn der Weg mal wieder zu weit wäre. Dazu kommen außerdem fiese Stolperstellen, wenn ihr zum Beispiel irgendwelche elektronischen Geräte einsacken wollt, aber das Kabel noch in der Steckdose steckt. In diesem Fall hilft nur kräftig ziehen und hoffen, dass man durch Wucht nicht selbst in die nächste Glasvitrine rauscht. Ab und an ist auch die Betätigung von Schaltern notwendig, um Türen und andere Wege zu öffnen. Aber ihr drückt nicht einfach nur einen Knopf, ihr verpasst dem Hebel, Schalter oder was auch immer eine schallende Klatsche. Funktioniert im Multiplayermodus auch mit Mitspielern, dazu später mehr. Das Ganze bekommt dann noch einen zusätzlichen Twist, sobald kleine Gnome auftauchen, die ihre eigenen Pläne verfolgen. Mehr verraten wir an dieser Stelle aber nicht.
Zudem warten allerlei neue Gemeinheiten in den Umgebungen. Beginnt es in Packheim noch relativ gemächlich mit beispielsweise herumliegenden Harken, in die ihr laufen könnt, oder mehrgeschossigen Wohnung, wird es im späteren Spielverlauf immer abstruser und kurioser. Dank Dimensionsportalen werdet ihr Umgebungen kennenlernen, die kaum mehr einer normalen Behausung entsprechen. Riesige Krakenarme, mittelalterliche Umgebungen und zuckersüße Landschaften und mehr erwarten euch. Sogar ein Ausflug in luftige Höhen steht auf der Tagesordnung. Jedes Gebiet hat dabei natürlich seine eigenen Tücken und Hindernisse. Da kann sich schon mal eine ganze Bibliothek drehen oder ihr nutzt ein Hühnchen als temporäres Transportmittel. Mit der richtigen Idee lassen sich manche Hindernisse sogar zum eigenen Vorteil nutzen. Aber egal, welchem Problem ihr gegenübersteht, es wird oft zum Schmunzeln anregen. Wer es etwas schwieriger mag, kann sich auch Zusatzzielen widmen, die sich je nach Level unterscheiden.
So viel Spaß Moving Out 2 allein auch macht, die mordsmäßige Gaudi offenbart sich erst im Multiplayermodus, wenn ihr versucht, zu viert einen Umzug zu bewerkstelligen. Sicherlich, ihr könnt große Objekte wie eine Couch oder einen Kühlschrank einfacher zu zweit tragen oder sogar werfen, aber meist steht ihr euch gegenseitig auf den Füßen, rennt euch um oder macht anderweitig Blödsinn. Innerhalb kürzester Zeit entsteht eine hektische und chaotische Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Hier geht etwas zu Bruch, dort wird eine Tür zugeknallt und am laufenden Band werden Schellen verteilt, wenn irgendein Trottel mal wieder den Weg blockiert. Neu ist, dass das Ganze nun auch online gespielt werden darf, was die Mitspielersuche erheblich erleichtert. Zuvor gab es nämlich nur die Möglichkeit zum lokalen Spielen.
Darüber hinaus haben die Entwickler eine Menge getan, um die Zielgruppe für das Spiel zu vergrößern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Spiel an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und damit möglichst barrierefrei zu gestalten. Schriftarten dürfen selbst gewählt, die Menügröße angepasst, die Steuerung modifiziert und, wenn wirklich gar nichts mehr hilft, ein Unterstützer-Modus hinzugeschaltet werden. Diese Zugänglichkeit wird übrigens auch durch die Charaktere symbolisiert. So gibt es zum Beispiel Rollstuhlfahrer als Spielfiguren und mehr. Einen Einfluss auf das Gameplay haben die unterschiedlichen Charaktere aber nicht.
Optisch wird eine knuddelige Grafik mit vielen kleinen verspielten Details geboten. Überall gibt es etwas zu entdecken oder zum Schmunzeln. Dank der Physik-Engine ist auch immer etwas los auf dem Bildschirm und gepaart mit den witzigen Animationen hatten wir manchmal das Gefühl, Teil eines Slapstick-Films zu sein. Allerdings heben sich die Charaktere teilweise kaum von der Umgebung ab, so dass man ab und an die Übersicht verlieren kann. Hier wären stärkere Konturen von Vorteil gewesen. Die akustische Untermalung gibt indes kaum Anlass zu Kritik. Je nach Umgebung unterscheiden sich die Musikstücke und versetzen einen stets in die richtige Stimmung. Dazu gesellen sich noch passende Soundeffekte, um die eh schon witzige Atmosphäre zu unterstützen.
Fazit:
Moving Out 2 ist eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Teils. Auch wenn sich am Kern-Gameplay nicht viel getan hat, überzeugen die neuen Umgebungen und vor allem der nun online-fähige Mehrspielermodus. Wer auf der Suche nach einem kurzweiligen Spielvergnügen mit Freunden ist, kann mir Moving Out 2 nur wenig falsch machen. Sollten die Macher einen dritten Teil in Erwägung ziehen, dann braucht es aber ein bisschen mehr Innovation und mehr frische Ideen. Wir hatten manchmal das Gefühl, eher eine Erweiterung als ein komplett neues Spiel zu erleben, gerade zu Beginn des Abenteuers. Nichtsdestotrotz hatten wir eine Menge Spaß beim Umziehen und dem dabei entstandenen Chaos.
- witzige Physikspielereien
- viele kleine Details
- grandioser Mehrspielermodus
- barrierefrei
- wenig Innovation
- fühlt sich nicht an wie ein Nachfolger
- Übersicht kann verloren gehen