Die neuen Eindrücke zur „The Last of Us“-Sere sind sehr positiv. Schade nur, dass nach dem Remake des Spiels die Vorfreude nicht mehr ganz so groß ist.
HBOs The Last of Us: Fantastischer Trailer, aber…
Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich sehr darauf, dass am 16. Januar die „The Last of Us“-Serie startet. Nicht nur, weil ich sie dann als Grund dafür hernehmen kann, mein Abo für das von mir so selten genutzte WOW (ehemals Sky Ticket) nicht zu kündigen (ich bin echt der perfekte Kunde für Streaming-Anbieter, weil ich nie daran denke, Abos zu beenden). Nein, ich bin wirklich gespannt darauf zu sehen, wie gut die Adaption mit den „Game of Thrones“-Stars Pedro Pascal und Bella Ramsey als Joel und Ellie ist.
Die Erwartungen sind hoch. Die Hauptverantwortlichen sind Craig Mazin, der zuvor die fantastische Miniserie „Chernobyl“ produziert hat, und Neil Druckmann, Creative Director der beiden „The Last of Us“-Spiele – ein Duo, das kaum besser dafür geeignet sein könnte, diese Postapokalypsen-Story als TV-Serie umzusetzen. Dann steht mit HBO noch ein bewährtes Fernsehprogrammnetzwerk dahinter, das dafür bekannt ist, hohe Qualität abzuliefern. Obendrein ist gestern der offizielle Trailer erschienen, der einen hervorragenden Eindruck macht.
„So, Jens, und was ist nun dein Problem?“ Die Frage habe ich mir auch gestellt, während ich den Trailer schaute. Obwohl das Gezeigte wirklich toll aussieht und mich darin bestärkt, pünktlich am 16. Januar abends die WOW-App auf meinem Fernseher zu öffnen und mir die erste Folge von „The Last of Us“ reinzuziehen, will sich in mir kein Hype entfachen. „Warum nicht?“, habe ich zu mir selbst gesagt – und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Videospielverfilmungen hatten viele Jahre lang einen schlechten Ruf. Die meisten dieser Werke gehören auf den Sondermüll und man hat sich schon darüber gefreut, wenn sich mal eines als wenigstens mittelmäßig erwiesen hat („Silent Hill“, „Prince of Persia“). Trotzdem blieb immer dieser Wunsch danach, dass bestimmte Spiele doch bitte mal verfilmt werden sollten, weil es grundsätzlich eine tolle Sache wäre, deren Geschichten mal richtig gut inszeniert auf der Kinoleinwand zu sehen.
Das Remake sieht halt schon zu gut aus
Nun ist The Last of Us bereits ein Spiel mit fantastischer Inszenierung. Entwickler Naughty Dog hat es schon vor neun Jahren beherrscht, nicht nur spannende, emotionale Geschichten mit tollen Charakteren und clever geschriebenen Dialogen zu schreiben, sondern sie auch mit schicken Zwischensequenzen sehr gut zu präsentieren. Braucht es da wirklich eine Verfilmung mit echten Schauspielern? Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt: „Ja, warum nicht?“ Man kann die Originalversion von 2013 (beziehungsweise das Remaster von 2014) heutzutage noch problemlos spielen und genießen. Weder mechanisch noch optisch wirkt der Titel bereits komplett veraltet. Nichtsdestotrotz sieht man ihm sein Alter natürlich an. Zwischen dem Polygon-Joel der PS3-Ära und der Pedro-Pascal-Variante aus der HBO-Serie liegen Welten.
Nun hat Sony aber eben diesen Herbst The Last of Us: Part 1 für die PlayStation 5 veröffentlicht: ein Eins-zu-eins-Remake in moderner Grafik – und was für einer! Diese Neuauflage ist eines der hübschesten Videospiele 2022, ja gar eines der schönsten, die ich jemals gesehen habe. Und vielleicht könnt ihr jetzt 1 und 1 zusammenzählen.
Ich habe die Geschichte von The Last of Us erst vor kurzer Zeit nochmal in einer Form erlebt, die bereits extrem filmisch ist (weil das Original genau das schon gewesen ist) und verdammt gut aussieht. Dank der deutlich detaillierten Gesichter und deren Animationen, die zum Besten gehören, was Videospiele bis dato in diesem Aspekt zu bieten haben, habe ich die Story von Joel und Ellie jüngst in ihrer (in meinem Kopf) bestmöglichen Form serviert bekommen.
Es ist gar nicht dieses Bedürfnis vorhanden, jene Geschichte mal mit echten Menschen vor der Kamera umgesetzt zu sehen. Schließlich sind die Figuren in The Last of Us: Part 1 optisch gar nicht so weit von realen Personen entfernt, ohne dabei einen Ausflug ins „Uncanny Valley“ zu machen. Wenn ich mir die Serie in einem Monat anschaue, kann sich bei mir gar nicht mehr dieser „Schön, dass jetzt mal in einer Form ohne die optischen Limitierungen von Videospielgrafik zu sehen“-Effekt einstellen. Diese Limitierungen gibt es im PS5-Remake ja so gut wie gar nicht.
Das ist natürlich eine sehr subjektive Sichtweise. Gerade für Leute, die The Last of Us nie gespielt haben, könnte die Serie ein richtiger Hit werden. Wie gesagt, ich habe auch keine Zweifel daran, dass Mazin und Druckmann etwas wahrlich Großartiges abliefern. Wer weiß, vielleicht schaffen sie es sogar, den Figuren noch neue Aspekte hinzuzufügen, die sich gut ins Bekannte eingliedern, was mir als Fan dann doch noch einen Mehrwert bietet. Aber für den Moment denke ich mir einfach, es wäre doch schöner, wenn ein Spiel auf solch hohem Niveau, wie ich es von „The Last of Us“ erwarte, verfilmt wird, das eben nicht schon wie ein spielbarer Hollywood-Blockbuster wirkt.