Der Rächer der Armen und Gebeutelten, Robin Hood, kehrt ab Oktober wieder zurück, aber in einer unerwarteten Form.
Gangs of Sherwood angespielt: Robin Hood und Co werden zu Actionhelden
Während es in der Videospielbranche einige Settings gibt, die sich seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen, bleiben andere Vorlagen meist unbeachtet. Der Zweite Weltkrieg, Zombies und Apokalypsen gehen immer. Andere Szenarien, die eigentlich ebenfalls große Beachtung finden sollten, sind quasi kaum existent. Robin Hood ist so ein Fall. Falls dann doch einmal ein Spiel mit dem Rächer aus dem Sherwood Forrest erscheint, bleibt das meist von vielen Spielern unbeachtet. Dabei bietet die Welt von Robin, Marian und Bruder Tuck viel Potenzial. Das scheint auch Publisher Nacon so zu sehen und bringt demnächst das kooperative Actiongame Gangs of Sherwood für Konsolen und den PC heraus.
Wir konnten auf der gamescom 2023 erstmals das Spiel selbst unter die Lupe nehmen und waren überrascht, was uns da gezeigt wurde. Erwartet hatten wir mittelalterliches Rollenspiel, bekommen haben wir ein Character-Actiongame mit ordentlichem Fantasy-Einschlag und anderen absurden Ideen. Aber der Reihe nach, in Gangs of Sherwood schlüpfen wir wahlweise in die Haut von vier unterschiedlichen Charakteren. Das sind Robin Hood selbst, Maid Marian, Bruder Tuck oder Little John. Allerdings sehen die Charaktere etwas anders als, als sie bisher in Filmen, Spielen und anderen Medien dargestellt wurden. Sie sind Kämpfer durch und durch und das sieht man. Allerdings ist das auch bitte notwendig, denn der Sheriff von Nottingham hat den Stein der Weisen gefunden und so sind seine Armeen noch stärker als je zuvor. Darunter leidet besonders das Volk von England, die noch nie auf eine derartige Weise unterdrückt wurden. Gangs of Sherwood können wir zusammen mit Freunden oder allein spielen. In unserem Fall hat sich uns Game Director Andrea Di Stefano als Little John angeschlossen, während wir selbst in die Rolle von Robin Hood getaucht sind.
Gangs of Sherwood ist kein Open-World-Game. Stattdessen starten wir von einem Hub aus in die verschiedenen und teils weitläufigen Levels, um den Schergen des Sheriffs von Nottingham die Leviten zu lesen. Dort wird zum Teil auch die Geschichte durch einen Barden erzählt. Wer den alten Zeichentrickfilm von Disney kennt, kann sich in etwa denken, wie das abläuft, auch wenn es zumindest optisch keinerlei Gemeinsamkeiten gibt. Zudem eignet sich diese Hub-Welt auch, um neue Ausrüstungsgegenstände, Fähigkeiten, Combos und Waffen zu kaufen. Spielen wir allein, ist hier auch der Charakterwechsel möglich. Schließlich wollen wir auch nicht ausschließlich mit Robin Hood gegen die Bösen antreten. Zwischen den einzelnen Levels kann daher munter gewechselt werden.
Das Spiel selbst erinnert vom Gameplay her stark an Titel wie Devil May Cry, Bayonetta und Co. Statt ewig zu grinden, um hier und da einen Talentbaum auszubauen, gibt es direkt auf die Fresse und das kräftig. Je nachdem für welchen Charakter wir uns entscheiden, spielen wir einen anderen Archetypen. Robin ist als Bogenschütze der geborene Fernkämpfer, kann aber auch im Nahkampf austeilen. Bruder Tuck hingegen ist ein klassischer Tank, der nicht nur seine Angriffe aufladen kann, um mehr Schaden anzurichten. Er ist auch in der Lage, einen Schild zum Schutz seiner Verbündeten zu erzeugen. Folglich ändert sich je nach Charakter auch ein bisschen die Spielweise, je nachdem, welche Figur einem besser liegt. Zudem können starke Combos und Spezialattacken entfesselt werden. So verfügt Robin Hood zum Beispiel über die Fähigkeit, mehrere zielsuchende Pfeile abzufeuern, sofern der erste Pfeil sein Ziel trifft.
In jedem Level gibt es außerdem Gold zu finden. Das kann in Truhen liegen oder von Gegnern hinterlassen werden. Damit kaufen wir ganz ähnlich wie in anderen Character-Actiongames neue Attacken und Fähigkeiten und bekommen auf diese Weise noch mehr Möglichkeiten unsere Gegner zu zerstören. Zudem gibt es den Rebelleninstinkt, der die eigenen Fähigkeiten vorübergehend verstärkt. Darüber hinaus kann jeder Charakter mit Fragmenten ausgestattet werden, die zusätzlich verschiedene Kräfte verleihen. Bei den abgedrehten Gegnern ist das auch bitter notwendig, denn wir sehen uns nicht nur mit einfachen, mittelalterlichen Schergen konfrontiert, sondern stehen auch mächtigen Maschinen und anderen Kuriositäten gegenüber. So ging es zum Beispiel im Bosskampf auf der gamescom gegen eine überaus fiese, teils mechanische, Nonne, die weitere Gegner herbeirufen konnte.
Was uns während der Demonstration auf der gamescom visuell auf Netzhaut brannte, hat mit dem Robin Hood, den wir kennen nur wenig zu tun. Das ganze Szenario wirkt eher wie eine Sci-Fi-Version der englischen Folklore. Spezialeffekte, wohin man sieht. Es blitzt, blinkt und macht viel Getöse, wenn wir Spezialattacken einsetzen, Gegner mit Combos überziehen oder den Rebelleninstinkt nutzen. Das wirkt unglaublich beeindruckend, allerdings hätten die Levels an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Details vertragen dürfen.
Einschätzung:
Gangs of Sherwood wird mit Sicherheit nicht das Spiel des Jahres werden, aber für Freunde actionreicher Unterhaltung wird’s dennoch interessant. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, mit Robin Hood und seinen Freunden so richtig auszuteilen? Die Inspiration für diesen Titel ist unverkennbar und gepaart mit einem relativ unverbrauchten Setting, bringt Gangs of Sherwood frischen Wind ins Genre. Die Spielbarkeit stimmte auf der gamescom jedenfalls, nur am Detailgrad der Umgebungen könnten die Entwickler noch ein bisschen schrauben. So oder so, wer auf der Suche nach etwas Unverbrauchtem im Actionbereich ist, sollte sich den 19. Oktober fett im Kalender anstreichen.