Capcom schickt euch in Exoprimal gegen Dinosaurier in den Krieg. Doch sind Dinosaurier genug, um langfristig zu motivieren?
Exoprimal im Test: Kurzweilige Team-Shooter-Action mit Dinosauriern
Capcom ist immer wieder für Überraschungen gut. Auf der einen Seite betreibt das japanische Unternehmen gekonnt Markenpflege, wenn Franchises wie Resident Evil und Co sowohl mit Neuauflagen als auch mit Remakes von beliebten Titeln bedacht werden. Auf der anderen Seite werden immer wieder auch neue Marken geschaffen, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Exoprimal ist so ein Titel, mit dem Capcom etwas Neues ausprobiert. In diesem Online Team-Shooter werden urzeitliche Echsen mit futuristischen Exosuits auf actionreiche Art und Weise miteinander kombiniert. Ob das funktioniert, lest ihr jetzt.
Eine Zukunft mit Dinosauriern
Exoprimal spielt im Jahr 2043. Drei Jahre zuvor begannen Portale, genannt Vortexe, auf der Erde zu erscheinen, durch die massenhaft gefährliche Dinosaurier und genetisch verbesserte Supervarianten, Neosaurier, auf den Planeten strömen. Doch die Menschheit hat sich noch nicht aufgegeben. Mit Hilfe von Exosuits und der künstlichen Intelligenz Leviathan können die Menschen die stetigen Angriffe abwehren. Doch das Unterfangen ist nicht ungefährlich und die verschiedenen Exosuit-Nutzer gehören rivalisierenden Söldnergruppen an, was für zusätzliche Brisanz sorgt. Auf einem Aufklärungsflug der Gruppe Hammerheads, zu der auch ihr gehört, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall und ihr landet auf der Insel Bikitoa. Diese wird von einem Kraftfeld geschützt und eine fehlgeleitete Leviathan-KI lässt dort grausame Kriegsspiele durchführen, indem sie die Exosuits-Söldner gegen Dinosaurier und teilweise auch gegeneinander antreten lässt.
Die Geschichte verdient zwar keinen Innovationspreis, aber zumindest wird plausibel erklärt, warum ihr das alles tun müsst und weshalb das in einem gesonderten Bereich und unter diesen Bedingungen passiert. Außerdem muss schließlich noch geklärt werden, warum diese Portale überhaupt erscheinen und was dazu geführt hat, dass die Leviathan-KI durchgedreht ist. Das setzt Capcom zwar etwas ungewöhnlich um, aber das Ganze wird cineastisch so inszeniert, dass Spieler, die vielleicht schon die eine oder andere Sequenz kennen, davon kaum etwas mitbekommen. Statt nämlich die Geschichte vor jeder Mission zu schildern, passiert das erst hinterher. Zudem sammelt ihr automatisch beim Spielen Geheimnisfragmente ein, die weitere Details der Story enthalten. Einfach aber effektiv und so gelungen hat noch kaum ein Betreiber von schnellen Online-Shootern eine Geschichte inszeniert.
3 Anzüge gegen unzählige Urzeitechsen
Das eigentliche Spiel lässt sich am ehesten als Horde-Modus mit Unmengen an Dinosauriern gepaart mit einer außergewöhnlichen Missionsstruktur und einer Prise PvP beschreiben. Ihr tretet stets in 5er-Teams an. Sind keine fünf menschlichen Mitspieler verfügbar, werden die restlichen freien Plätze mit Bots aufgefüllt. Jeder Spieler darf dabei aus drei unterschiedlichen Exosuit-Klassen wählen. Hier wird der übliche Standard aus Angriff, Tank und Unterstützung geboten. In jeder Klasse findet ihr darüber hinaus verschiedene Suits mit verschiedenen Fähigkeiten. Die Wahl hängt von eurer Vorliebe ab, aber selbst wenn ihr mit dem einen Suit unzufrieden seid, könnt auch munter während einer Partie wechseln. Lediglich das Zuweisen von Fähigkeiten muss vorher passieren. Jeder Anzug kann nämlich mit einzigartigen Eigenschaften ausgestattet werden. Neben passiven Attributen wie Modulen (Perks) können mittels Rigs auch Sekundärfähigkeiten mit der entsprechenden Erfahrung geändert werden. Ihr seid dabei auch nicht an irgendwelche Klassen gebunden. Bis ihr allerdings die perfekte Kombination gefunden habt, wird einige Zeit vergehen.
Schnell und actionreich
Wenn ihr das Spiel zum ersten Mal startet, müsst ihr zunächst einen Charakter erstellen und ein Tutorial durchlaufen. Letzteres ist insofern sinnvoll, da der Spielauflauf von Exoprimal doch etwas anders ist als erwartet. Sobald ihr in einem 5er Team auf dem Schlachtfeld gelandet seid, habt ihr nur ein paar Sekunden der Orientierung, bevor die Hölle losbricht. Nun gilt es, eine Reihe von Aufgaben möglichst schnell zu erledigen und danach zur nächsten zu sprinten. Entweder müsst ihr eine bestimmte Anzahl von Dinos töten, einen Bereich halten, jemanden eskortieren, einen bestimmten Dino jagen oder ein Vortex manipulieren. Auf jeden Fall sind zwei Dinge immer gefragt und das sind pure Waffengewalt und Geschwindigkeit. Aber hier liegt auch eines der größten Probleme von Exoprimal. Während es Spaß macht, im Team zig Dinos zu erlegen, fühlt es sich teilweise so an, als würde man mit einem heißen Messer durch Butter schneiden. Die kleinen Dinosaurier wie etwa Raptoren oder Pteranodons fallen schon bei der Benutzung der Standardwaffen wie die Fliegen. Bedrohung verbreiten sie nur durch ihre enorme Anzahl. Zumal im Eifer des Gefechts manchmal gar nicht klar ist, aus welcher Richtung ein Angriff kommt.
Die Spitze der Nahrungskette
Etwas anders sieht das mit den größeren Echsen und Wummen aus. Wenn ihr zum Beispiel mit einem Angriffs-Exosuit mit der Sekundärlaserkanone einen immensen Feuerstoß abgebt, rummst es richtig. Dem stehen die Angriffe von T-Rex und Co in nichts nach. Die Viecher verursachen ordentlich Schaden und wenn sie euch aufs Korn genommen haben, scheppert es. So ein richtig immersives Spielgefühl will aber durch diese Diskrepanz nicht aufkommen. Dafür ist der Spielablauf angenehm kurzweilig. Nachdem ihr nämlich ein paar Aufgaben erfüllt habt, kommt es zur letzten Mission. Hier kann es durchaus vorkommen, dass ihr gegen das andere Team antretet. Sei es, dass ihr in Dinosaurierform deren Auftrag stört oder direkt angreift. In einer Mission müsst ihr sogar zusammenarbeiten, wenn ein mächtiger Neosaurier in Form eines T-Rex erscheint. Der lässt sich nur mit vereinten Kräften besiegen. Hier liegt der große aber auch fast einzige Motivationsfaktor von Exoprimal: „Bin ich schneller als das gegnerische Team?“ Ihr werdet nämlich stets über den aktuellen Fortschritt der Konkurrenz informiert. Das Progressionssystem, in das das gesamte Spiel, eingebunden ist, ist lediglich klassische Genrekost. Es gibt zwei Season Pässe, diverse Perks und Rigs zum Freischalten und natürlich jede Menge kosmetische Items.
Technisch zeigt sich Exoprimal über weite Phasen optisch durchaus beeindruckend, wenn gefühlt dutzende von Dinos über den Bildschirm wuseln. Dazu kommen zehn extrem unterschiedlich designte Exosuits und eine recht detailliere Umgebung. Die wahren Stars sind aber die Dinosaurier selbst. Egal, welche Echse ihr gerade seht oder beschießt. Sie sind alle toll animiert und verhalten sich glaubwürdig. Dazu kommt eine überragende Texturarbeit, wie man sie von Capcom gewohnt ist. Die Optik wird zudem von einer krachenden Soundkulisse unterstützt, wenn man von einigen wenigen Waffensounds absieht. Insbesondere die dicken Waffen und Dinosaurier sind akustisch ein Traum. Und auch die Stimmen der Charaktere sowie von Leviathan tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei.
Fazit:
Exoprimal ist ein kurzweiliger Online Shooter mit Dinosauriern, vielen Dinosauriern. Damit verknüpft ist ein interessantes PvPvE-Konzept, dass besonders Spieler ansprechen dürfte, die zwar gern kompetitiv spielen, aber nicht alle fünf Minuten ins Gras beißen wollen. Das war es aber auch schon. Es gibt lediglich einen Spielmodus (für die Harten gibt es noch eine schwierigere Variante). Die Geschichte ist zwar vorbildlich in das Genre eingebaut worden, aber sie ist nicht unbedingt der Grund, warum man Exoprimal spielt. Spaß in der Gruppe und ein bisschen Wettbewerb, dafür steht Exoprimal. Für ein paar kurze Partien zwischendurch ist der Titel optimal. Wer etwas mit mehr Substanz sucht, ist hier jedoch falsch.
- kurzweilige Shooter-Action
- interessante Missionsstruktur
- viele, coole Dinosaurier
- flotter Einstieg
- nur ein Spielmodus
- kleine Dinos sind keine Herausforderung
- inkonsistentes Spielerlebnis
- Menüsteuerung mit dem Cóntoller sehr hakelig