Videospielverfilmungen sind meistens schlecht und den Studios gelingt es nicht, daran etwas zu ändern.
Videospielverfilmungen: Warum funktionieren sie nicht?
Uncharted, Monster Hunter, Duke Nukem, Sonic the Hedgehog, The Division - sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind bekannte Videospielmarken und sollen den Weg auf die große Leinwand schaffen. Und genau das bereitet den Fans der Spiele große Sorgen. „Ach, das wird doch wieder nichts.“ „Tom Holland soll Nathan Drake spielen? Der ist doch viel zu jung!“ „Michael Bay produziert den ‚Duke Nukem‘-Film? Na, gute Nacht!“ Das sind Reaktionen, die man im Internet zuhauf liest.
Die Gründe dafür sind aber nicht nur Zweifel an Casting-Entscheidungen oder an den Verantwortlichen selbst. Das hat auch etwas damit zu tun, dass nach über 25 Jahren, in denen es Videospielverfilmungen gibt, das Publikum den Glauben daran verloren hat, jemals eine richtig gute Adaption eines Titels im Kino zu sehen. Aber wieso scheitern so viele Filmumsetzungen von Spielen? Begehen die Verantwortlichen die immer gleichen Fehler oder sind die Probleme von Werk zu Werk unterschiedlich? Und wieso wollen vergleichsweise wenige Leute die Filme überhaupt sehen?
Direkt der erste Versuch scheitert
Wir schreiben den Anfang der Neunziger. Videospiele sind dank des SNES dabei, mehr und mehr Anerkennung in der Gesellschaft zu finden. Kinder und Jugendliche können eh kaum schon die Hand vom Controller lassen und auch einige Erwachsene haben mittlerweile verstanden, was an den virtuellen Welten so reizvoll ist, auch wenn sie von vielen immer noch als Zeitverschwendung, die die Jugend verblödet, verteufelt werden. Doch dass es eine Videospielmarke 1993 in die Kinos schafft, ist doch ein Beweis dafür, dass Games nicht mehr nur in Kinderzimmern ein positiv besprochenes Thema sind.
Annabel Jankel und Rocky Morton dachten damals wohl, sie hätten das große Los gezogen. Die beiden durften schließlich im Auftrag von Hollywood Pictures, einem Filmstudio von Disney, bei der ersten Realverfilmung eines Videospiels Regie führen – und dann ging es auch noch um die wohl bekannteste Gaming-Marke der Welt: Super Mario. Tja, blöd nur, dass der Film eine Vollkatastrophe geworden ist.
Zwar hatte man mit Bob Hoskins („Falsches Spiel mit Roger Rabbit“) und Dennis Hopper („Easy Rider“, „Apocalypse Now“) namhafte Darsteller an Bord, doch eine unterirdische Geschichte, die so gut wie gar nichts mit den Spielen zu tun hat, machte aus „Super Mario Bros.“ den Flop, als der er in die Kinogeschichte eingegangen ist. Statt eines bunten, kinderfreundlichen Abenteuers im Pilzkönigreich präsentierten uns Jankel und Morton einen recht düsteren Science-Fiction-Streifen.
Die Quittung dafür gab es nicht nur in Form von schlechten Kritiken, sondern vor allem in finanzieller Hinsicht: Von den 48 Millionen US-Dollar, die „Super Mario Bros.“ gekostet hat, wurden nur über 20 Millionen wieder eingespielt. Nintendo entschloss sich daraufhin, nie wieder irgendwem die Filmrechte für eine eigene Marke zu geben. Das hat sich mittlerweile geändert: Ende 2017 wurde bekannt gegeben, dass Illumination Entertainment („Ich – Einfach unverbesserlich“) einen „Super Mario“-Animationsfilm produzieren wird.
Wenn man die Vorlage missachtet …
„Super Mario Bros.“ hätte als Warnung für so viele andere Filmstudios gelten sollen: Wenn ihr eine Videospielverfilmung macht, dann bleibt besser der Vorlage treu! Haben sie das gemacht? Zum Großteil nicht, wie man in den folgenden 25 Jahren erkennen musste. „Street Fighter“, „Resident Evil“, „Doom“, „Hitman“ – alle kranken sie daran, sich zu weit von den jeweiligen Spielen zu entfernen, von den Streifen eines Uwe Boll ganz zu schweigen. Der Mann hat „Far Cry“, das für weiße Sandstrände und tropische Wälder bekannt ist, im kühlen Kanada gedreht!
Aber warum weichen Filmschaffende oftmals so sehr von der Vorlage ab? Nun ja, im Fall von Herrn Boll hat es vielleicht einfach was mit Unfähigkeit (und geringen Budgets) zu tun. „Far Cry“ konnte sicherlich deshalb nicht irgendwo in Südostasien oder der Karibik produziert werden, weil dafür schlicht das Geld gefehlt hat. Ob das den Streifen mit Til Schweiger und Ralf Moeller jedoch davor bewahrt hätte, kein Totalausfall zu werden, wagen wir zu bezweifeln.
Doch was ist mit so einem Film wie „Hitman“? Warum sieht man darin Agent 47, dargestellt von Timothy Olyphant („Stirb langsam 4.0“), ständig wild um sich ballern? Der im Genlabor entstandene Auftragskiller ist eigentlich dafür bekannt, eher leise vorzugehen. Wer in den Spielen unüberlegt die Knarre zückt und seine Zielperson so umbringt, dass es jede Wache in der Nähe mitbekommt, wird den Level wohl kaum lebend verlassen. Alle Hitman-Teile sind reine Schleichspiele, in denen es darum geht, ungesehen zu bleiben, mit Verkleidungen zu arbeiten und im besten Fall jeden Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen. In der ersten Kinoadaption aus dem Jahr 2007 sind zwar einige bekannte Elemente aus den Spielen zu sehen, etwa die Verkleidungen, doch mit Stealth hat der Film recht wenig zu tun. „Hitman – Jeder stirbt alleine“ ist ein geradliniger Actionfilm für die Masse.
Agent 47 war ein Waisenkind?!
Genau hier liegt der Hund begraben: Wenn Filmstudios die Lizenz erhalten, ein Videospiel zu verfilmen, dann wollen sie damit ein möglichst breites Publikum ansprechen. Nur die Fans der Vorlage zur Zielgruppe zu erklären, halten die Firmen scheinbar nicht für klug. Schließlich würde kaum jeder von denen ins Kino gehen und das wäre nicht ausreichend. Konzipiert man einen Film so, dass er auch den Leuten gefallen kann, die das dazugehörige Spiel nicht kennen, minimiert man das Risiko eines Flops - zumindest glauben das wohl die Studios aus Hollywood.
Ein Thriller, in dem Agent 47 selten den Abzug seiner Pistole betätigt, ist eben weniger massenkompatibel als ein flotter Actionfilm. Also wird ordentlich aufs Gas gedrückt. Vielleicht hätten die Hitman-Fans damit auch weniger ein Problem gehabt, wenn sich die Filmemacher zumindest an die Geschichte der Vorlage gehalten hätten. Doch anstatt aus dem haarlosen Protagonisten den Klon zu machen, der er in den Spielen ist, ändern sie einfach seine komplette Hintergrundgeschichte. In der Verfilmung sind die Agenten Waisenkinder, die alle ihre Fähigkeiten im Verlauf einer Ausbildung von Mönchen erlernen. Warum man die Herkunft von Agent 47 und seinesgleichen so stark verändert hat, ist uns ein Rätsel. Hätte die Klonthematik nicht genauso funktioniert? Oder wollte man unbedingt ein komplett realistisches Szenario schaffen, in das Klonmenschen nicht so ganz hineingepasst hätten?
Das Traurige ist: „Hitman – Jeder stirbt alleine“ ist sogar noch eine der besseren Videospielverfilmungen. Er ist ein durchschnittlicher Actionfilm, der durchaus akzeptabel inszeniert ist und über seine 90 Minuten Laufzeit nicht langweilt. Gäbe es nicht die Verbindung zu den Spielen, wäre er sicherlich längst in Vergessenheit geraten. Aber wir können nicht behaupten, dass es eine Qual war, ihn bis zum Ende zu schauen.
Paul W.S. Anderson pfeift auf Grusel
Ganz anders verhält es sich da mit den „Resident Evil“-Filmen von Paul W.S. Anderson. Der erste Teil mag noch anschaubar sein, danach ging es aber mit jedem weiteren Teil bergab. Speziell die zweite Hälfte der sechs Filme umfassenden Reihe gehört zum Schlechtesten, was Hollywood jemals produziert hat: Mies inszenierte Action, flache Dialoge, hanebüchene Geschichten und schwach agierende Darsteller ließen diese Streifen als Machwerke in die Filmgeschichte eingehen. Mit der Vorlage haben die Filme nichts zu tun – zumindest dann nicht, wenn man an die älteren „Resident Evil“-Teile oder den jüngsten Ableger denkt (Resident Evil 6 hingegen ist in Sachen Tonalität und Actiongehalt gar nicht mal so weit von den Verfilmungen entfernt). Resident Evil stand zumindest bis Teil 4 für vielleicht nicht immer subtilen, aber in jedem Fall effektiven Grusel. Es wäre also konsequent gewesen, die Materie als Horrorfilm auf die Leinwand zu bringen.
Doch Paul W.S. Anderson und Constantin Film hatten einen anderen Plan und der lautete: „Da muss ordentlich Action rein!“ Zusätzlich verzichtete man im ersten Teil sogar weitestgehend auf bekannte Charaktere aus den Spielen. Alice, die von Milla Jovovich („Das fünfte Element“) verkörperte Protagonistin, wurde speziell für die Filme kreiert. Erst in der Fortsetzung „Resident Evil: Apocalypse“ tauchen mit Jill Valentine, Carlos Oliveria und Nemesis Figuren auf, die „Resident Evil“-Fans ein Begriff sind – was hinsichtlich der Qualität nicht viel geholfen hat (wie gesagt: der erste Teil der Reihe ist noch der beste). Nein, Paul W.S. Anderson hat sich mit dieser Franchise nicht mit Ruhm bekleckert. Blöderweise ist genau er der Hauptverantwortliche für den „Monster Hunter“-Film, in dem auch wieder Milla Jovovich (die beiden sind seit 2009 verheiratet) die Hauptrolle spielen wird.
Schlecht zu sein, bedeutet nicht, keinen Erfolg zu haben
Falls ihr euch nun fragt, warum Capcom eine weitere seiner großen Marken in die Hände von Anderson gibt, ist die Antwort ganz klar: Alle sechs „Resident Evil“-Filme sind finanziell erfolgreich gewesen, vor allem die Teile 4 bis 6. Der Abschluss der Serie, der passenderweise auch „Resident Evil: The Final Chapter“ heißt, hat bei einem Produktionsbudget von 40 Millionen US-Dollar satte 312 Millionen eingespielt. Grund für diesen Erfolg ist vor allem China. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde hat der Actionfilm knapp mehr als die Hälfte seines Gesamteinspielergebnisses erwirtschaftet.
Wenn Paul W.S. Anderson etwas erreicht hat, dann ist es finanzieller Erfolg. Aus dieser Perspektive betrachtet erscheint es doch nur logisch, dass er sich um den „Monster Hunter“-Film kümmert. Uns als Spielern und Filmfans graust es hingegen, wenn wir uns vorstellen, wie der Brite wohl den Kampf gegen einen Anjanath inszenieren wird.
Lichtblick „Silent Hill“?
Halten wir also fest: Videospielverfilmungen scheitern vor allem dann, wenn sie sich zugunsten einer Zielgruppenerweiterung zu weit von ihrer Vorlage entfernen. Aber gibt es keine Ausnahmen? Keine Filme, die sich streng an das halten, was die Spiele ausmacht, was in denen erzählt wird? Doch die gibt es, sie sind aber einerseits in der Unterzahl und andererseits auch weit davon entfernt, filmische Meisterwerke zu sein. In den Augen vieler gilt etwa „Silent Hill“ als die beste Spieleverfilmung. Der Horrorfilm von Christophe Gans hat es geschafft, die Atmosphäre der Vorlage wunderbar einzufangen. Die namensgebende Geisterstadt sieht genau so aus, wie wir sie aus den Spielen kennen und mit den Krankenschwestern oder dem „Pyramid Head“ tauchen bekannte Figuren auf.
Ein richtiger Hit ist „Silent Hill“ aber nun auch nicht. Dafür haben die Drehbuchautoren dann doch immer noch zu viele Anpassungen an der Geschichte vorgenommen, außerdem ist der Film mit 125 Minuten Laufzeit schlicht zu lang geraten. Dennoch kann man ihn zurecht als bislang beste Videospieladaption fürs Kino bezeichnen. Die Macher haben versucht, einen spannenden, beklemmenden Horrorfilm für ein breiteres Publikum zu schaffen, ohne dabei die Vorlage zu verraten.
David Bowies Sohn erweckt Azeroth zum Leben
Noch deutlich mehr Fanservice bietet eine der jüngeren Spieleverfilmungen. Die Rede ist von „WarCraft: The Beginning“. Wie viele Jahre mussten Fans von WoW und den Strategiespielen, die dem MMO vorausgingen, darauf warten, bis die Fantasy-Welt Azeroth es geschafft hatte, endlich auf der großen Leinwand zu erstrahlen? Ursprünglich sollte Sam Raimi („Tanz der Teufel“, „Spider-Man“) Regie führen, doch das Projekt geriet für Jahre in die Entwicklungshölle. Erst 2013 wurden wirkliche Fortschritte erzielt, nachdem Raimi längst ausgestiegen war. Duncan Jones, Sohn von David Bowie und Regisseur der Sci-Fi-Hits „Moon“ und „Source Code“ übernahm das Steuer. 2016 kam der Film nach langer Wartezeit in die Kinos.
Was wir da zu Gesicht bekamen, entpuppte sich leider als zweischneidiges Schwert. Angesichts der Lorbeeren, die Jones für seine ersten beiden Werke einfahren konnte, waren die Erwartungen an „WarCraft: The Beginning“ groß. Als Fan der Spiele wurde man auch durchaus gut bedient. Azeroth ist optisch dank hervorragendem CGI sehr gut umgesetzt und überzeugt mit großer Ähnlichkeit zu dem, was ihr in World of Warcraft erkundet. Außerdem gibt es viele Insider-Gags für die Fans (wir sagen nur Murloc oder „Sheepen“) und eine vorlagengetreue Umsetzung der Geschichte.
Nur für Fans geeignet
Das Problem von "WarCraft: The Beginning“: Er ist überhaupt nicht auf breites Publikum zugeschnitten. Der Film funktioniert für euch als Zuschauer nur dann, wenn ihr die Spiele gespielt habt. Charaktere und Orte werden so behandelt, als setze man vom Zuschauer voraus, dass er sie kennt. Kurzum: Der Streifen versagt in Sachen „World Building“. Als Film für Fans mag er zwar funktionieren, als Fantasy-Abenteuer im Allgemeinen bleibt er dadurch allerdings auf unterdurchschnittlichem Niveau. „WarCraft: The Beginning“ wirkt so, als hätten Fans der Spiele die Handlung rund um die Ankunft der Orks in Azeroth nachgedreht – wohlgemerkt Fans mit 160 Millionen US-Dollar Produktionsbudget und sehr guten Visual-Effects-Kenntnissen.
„WarCraft: The Beginning“ ist trotzdem die Videospielverfilmung geworden, die weltweit am meisten eingespielt hat. Über 430 Millionen US-Dollar Einnahmen wurden damit generiert. Das mag nach einem großen Erfolg klingen, war es aber nicht. Experten schätzten, dass der Streifen mindestens 450 Millionen hätte einspielen müssen, um kein Verlustgeschäft zu sein. In den USA war das Interesse längst nicht so hoch, wie sich die Verantwortlichen das erhofft hatten. In seiner Heimat spielte „WarCraft: The Beginning“ gerade mal 47 Millionen US-Dollar ein, während der chinesische Markt für mehr als die Hälfte des Gesamteinspielergebnisses gesorgt hatte (genau wie bei „Resident Evil: The Final Chapter“). Die ursprünglich geplante Fortsetzung wird es somit wohl niemals geben. Erst im Juni postete Duncan Jones auf Twitter, dass es unwahrscheinlich sei, dass der zweite Teil produziert wird.
Gute Darsteller sind noch kein Qualitätssiegel
Wenn wir nun also die Historie der Videospielverfilmungen Revue passieren lassen und dann in die Zukunft blicken, wird es uns wohl niemand übelnehmen, wenn wir uns gegenüber den ganzen geplanten Projekten pessimistisch zeigen. Klar, an besagten Filmen arbeiten beileibe keine unerfahrenen oder gar schlechten Leute (von „Monster Hunter“ einmal abgesehen): Bei „Uncharted“ wird Shawn Levy Regie führen, der unter anderem mehrere Folgen von „Stranger Things“ inszeniert hat, und in der Verfilmung von The Division werden Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“, „Donnie Darko“) und Jessica Chastain („Jurassic World“, „Interstellar“) die Hauptrollen spielen. Doch wenn uns die Vergangenheit, gerade auch die jüngere, eines gelehrt hat, dann ist es, dass selbst richtig gute Regisseure und Darsteller keine Garantie für eine gute Videospielverfilmung sind.
„Assassin’s Creed“ wurde von Justin Kurzel inszeniert, Michael Fassbender („Inglourious Basterds“, „X-Men“-Reihe) und Marion Cotillard („Inception“, „The Dark Knight Rises“) spielen die Hauptfiguren. Die drei haben zuvor schon gemeinsam an „Macbeth“ gearbeitet und dafür viel Kritikerlob erhalten. Die Verfilmung der erfolgreichen Videospielreihe hingegen entpuppte sich zwar als hochwertig ausgestattet, aber inhaltlich schwach, weil auf die falschen Dinge wert gelegt wurde. Verdammt, der Film spielt zu 70, 80 Prozent außerhalb des Animus und das war bei Assassin’s Creed noch nie der Teil, den alle Spieler besonders toll fanden! Dabei war Ubisoft sogar selber an der Produktion des Streifens beteiligt. Auch der jüngste „Tomb Raider“-Film mit Oscargewinnern Alicia Vikander als Lara Croft ist bestenfalls Mittelmaß geworden.
Bei so vielen Enttäuschungen und Ärgernissen ist es doch kein Wunder, dass es uns und vielen Spielern schwerfällt, sich noch richtig für neue Videospielverfilmungen zu begeistern. Wenn die Filmstudios nicht endlich mal die perfekte Waage aus Fanservice und Zugänglichkeit für die breite Masse finden, ohne sich dabei zu weit vom Ausgangsstoff zu entfernen, dann wird das nichts mehr mit der ersten richtig guten Kinoadaption eines Videospiels.
Wie sieht es finanziell aus?
Eine andere Frage ist die, ob es jemals eine Videospielverfilmung geben wird, die auf dem finanziellen Niveau der ganz großen Hollywood-Blockbuster, wie sie Marvel oder Universal produzieren, operiert? Mit „Avengers“, „Jurassic World“ und „Fast & Furious“ werden Milliarden US-Dollar an den Kinokassen eingenommen. Von solchen Zahlen ist jede bisherige Videospielverfilmung weit entfernt geblieben. Liegt das an der Qualität der Filme? Da könnte man aber als Gegenargument nennen, dass auch fast jeder „Transformers“-Teil ein riesiger Erfolg war. Und die haben nun beileibe nichts mit guter Filmemache zu tun.
Viel wahrscheinlicher ist, dass der breiten Masse das Interesse fehlt. Selbst ein „Assassin’s Creed“, der mit seiner prominenten Besetzung werben konnte, wurde zum Flop. Bei 125 Millionen US-Dollar Produktionskosten spielte er gerade mal 240 Millionen ein. Vielleicht haben es die Trailer nicht geschafft, das Interesse der Zuschauer zu wecken, die die Spiele nicht kennen. Eine andere Möglichkeit: Der durchschnittliche Kinobesucher hat so wenig für Videospiele übrig, dass er deshalb sowieso jeden Film, der damit was zu tun hat, meidet. Oder die Allgemeinheit glaubt, dass sich jeder der Streifen ausschließlich an die Fans richtet und Unwissende deshalb nur Bahnhof verstehen würden.
Am Ende des Tages ist es vermutlich eine Mischung aus all dem. Es wird spannend zu sehen sein, ob sich Videospielverfilmungen irgendwann von solchen Vorurteilen befreien können. Buch- und Comicverfilmungen gibt es im Kino zuhauf und nur die wenigsten Zuschauer dürften mit den jeweiligen Vorlagen vertraut sein. Das hält die entsprechenden Filme aber nicht davon ab, verdammt erfolgreich zu sein.
Vielleicht müssen sich Videospiele selbst noch ein ganzes Stück mehr in der Gesellschaft etablieren – sowohl als Unterhaltungsmedium als auch Kunstform. Wenn sich innerhalb der nächsten zehn Jahre die weltweite Anzahl derjenigen, die zocken, verdoppeln oder gar verdreifachen würde, gäbe es bestimmt auch deutlich mehr Leute, die für Videospielverfilmungen ins Kino gehen würden. Aber das würden sie vermutlich auch nur dann tun, wenn sich der Ruf der Filme bis dahin verbessert hat. Und das wird nicht passieren, wenn die Studios nicht endlich aufhören, die immer gleichen Fehler zu begehen.