Selten wurde ich durch die Eindrücke eines Kollegen so gehypt wie bei Assassin’s Creed Origins. Dabei war die Serie nach Assassin’s Creed 3 eigentlich für mich gestorben. Immerhin hat Ubisoft bis dato schon acht Spiele der Reihe, inklusive Spin-offs, auf den Markt geworfen. Diese extreme Melkerei war nicht nach meinem Geschmack, doch die Kommentare und dieses Leuchten in den Augen meines Chefs haben mich neugierig gemacht. Er konnte den Titel schließlich auf der gamescom 2017 ausführlich anspielen und das durfte ich nun auch, endlich!
Gemischte Gefühle im alten Ägypten mit Assassin's Creed Origins
Das Faszinierendste an Assassin’s Creed war für mich immer die Geschichte. Wie geht der Kampf zwischen Assassinen und Templern weiter? Was war der Auslöser für den schon lange zurückliegenden Konflikt? Wann geht es endlich in der Gegenwart weiter? Mit Origins werden offensichtlich nun die Ursprünge dieser Fehde ergründet, die mitunter sogar den Fortbestand der Menschheit bedroht. Zudem findet das Geschehen dieses Mal im alten Ägypten statt. Zwei Komponenten, die unglaublich interessant sind. Meine Neugierde war nun nicht nur geweckt, ich war ab jetzt richtig heiß auf den neuesten Teil der Reihe. Genau bis zum ersten Anspielen …
Ubisoft hat zum Antesten eine Version zur Verfügung gestellt, die nicht nur eine Hauptmission, sondern auch mehrere Nebenaufgaben beinhaltete und zum freien Erkunden einlud. Wunderbar, so kann man ein paar Augenblicke in der Welt genießen, ohne zu viel von der Geschichte mitzubekommen, denn bis auf die Tatsache, dass Bayek der neue Protagonist des Spiels ist, ist zur Handlung noch fast gar nichts bekannt. Dementsprechend war die Erklärung, warum nun welche Dinge passieren, etwas diffus. Kein Problem, ich war eh mehr an den Spielmechaniken interessiert. Die Entwickler haben zum Beispiel das Kampfsystem grundlegend überarbeitet. Alles, was sich in der Reichweite der Nahkampfwaffe befindet, wird gnadenlos umgemäht. Gegner, Passanten, jeder kriegt sein Fett weg. Das ist für Assassin’s Creed neu und auch zeitgemäß. Vorbei sind die Kämpfe, in denen ich einen Gegner nach dem anderem ausschalten konnte, da diese meist brav gewartet haben und mich selten mehr als zwei gleichzeitig attackiert haben. Jetzt ist etwas mehr Taktik angesagt und Blocken wird zu einem unglaublich wichtigen Aspekt.
Dazu kommen verschiedene Rollenspielelemente. So ist es unter anderem möglich, die Karriere des Protagonisten Bayek, der übrigens ein Anhänger der Medjau ist, bis zu einem gewissen Grad selbst zu bestimmen. Wer mehr auf Stealth-Gameplay steht, bildet den Charakter zu einem lautlosen Killer aus, andersrum geht es natürlich auch. Schleichen ist nicht euer Ding, dann macht aus ihm einen vorchristlichen Rambo, inklusive Talentbaum und allem, was dazu gehört. Folglich sind die Missionen an Levelstufen gebunden. Möchte man also eine bestimmte Aufgabe erledigen, ist es ratsam, sich in etwa auf dem gleichen Niveau zu befinden, sonst endet der Spaß sehr schnell im vorzeitigen Ableben. Zusätzlich gibt es allerlei Loot in verschiedenen Stufen usw. Dazu müssen unter anderem wilde Tiere erlegt werden. Für mich eines der Highlights der Demo, denn die zahlreichen animalischen Lebewesen sehen nicht nur täuschend echt aus, sie verhalten sich auch so. Aber es sind nicht alle Viecher zum Töten da. Man kann auf Pferden und Kamelen reiten, Katzen streicheln und den Falken Senu als Vorläufer einer Drohne einsetzen, um Ziele auszukundschaften. Nur wirken leider die Animationen der Pferde irgendwie etwas unrund. So hölzern laufen die Huftiere eigentlich nur, wenn sie einen Termin bei Tamme Hanken nötig haben. Das hat man in anderen Spielen schon deutlich geschmeidiger gesehen.
Allgemein sind mir einige Dinge aufgefallen, die mich trotz der fantastischen Präsentation immer wieder aus der Welt herausgerissen haben. Es wirkt streckenweise, als würde Bayek über den Boden schweben, wenn zum Sprint angesetzt wird. Playerunknown’s Battlegrounds lässt grüßen. Und ob nun so viele Rollenspielelemente nötig gewesen wären? Endgültig lässt sich diese Frage erst klären, wenn ich das fertige Produkt in den Händen halte. Auf jeden Fall war es ziemlich nervig, dass für die Hauptmission der Demo weiteres Aufleveln nötig gewesen ist. Das erklärt allerdings im Umkehrschluss die großzügig angesetzte Anspielzeit von knapp drei Stunden. Aber was bleibt nun unterm Strich? Hmm, Assassin’s Creed Origins bietet bekannte Assassin’s Creed Elemente mit ein paar mehr oder weniger sinnvollen Neuerungen, aber vom Hocker gerissen hat mich das Ganze bislang nicht. Lediglich das Setting und die Technik sind überragend. Vielleicht sollte ich der Reihe nach Assassin’s Creed 3 doch nochmal eine Chance geben.
Bisher stehe ich mit meiner Meinung aber ziemlich allein da. Becci hat mich im Rahmen ihrer Berichterstattung für ihre Morningshow auf dem Termin begleitet und war hellauf begeistert. Sie hatte die gleichen leuchtenden Augen wie mein Chef und konnte sich kaum von Assassin's Creed Origins lösen. Ihre Eindrücke seht ihr hier: