Jetzt mischt auch Ash Williams mit bei den asymmetrischen Multiplayer-Games. Evil Dead – The Game ist da und wir haben es getestet!
Evil Dead – The Game Test: Spaßiger Horror-Trip mit Fan-Service
Vor sechs, sieben Jahren begann der Trend der asymmetrischen Mehrspieler-Games. Viele Publisher haben sich daran versucht, aber nur wenige waren dabei so richtig erfolgreich. Als eines der ersten Games ist Dead by Daylight gestartet und bis heute der Genre-Primus. Genrevertreter wie Evolve, Predator: Hunting Grounds oder Friday the 13th The Game konnten zwar kurzzeitig ebenfalls Erfolge feiern, setzten sich aber auf lange Sicht nicht durch. Jetzt gibt es einen neuen Herausforderer: Evil Dead – The Game. Das Horror-Franchise ist kein Unbekannter in der Gaming-Welt, aber seit 2005 ist kein erstzunehmender Titel der Marke mehr erschienen. Wir haben uns nun das aktuelle Spiel ausführlich angeschaut und ein paar Dämonen mit Hilfe des Necronomicons wieder in den Abgrund geschickt. Wir hatten unseren Spaß, auch wenn es an ein paar Stellen noch unrund läuft.
Neue Marke, bekanntes Konstrukt
Nachdem wir mit diversen Killern in Dead by Daylight unseren Spaß hatten und mittlerweile das Camp Crystal Lake auswendig kennen, wird es Zeit für etwas Neues. Mit Evil Dead – The Game können wir nach gut 17 Jahren wieder einmal in die Haut von Ash Williams schlüpfen und Dämonen mit einer Kettensäge oder einer abgesägten Schrotflinte zu Kleinholz verarbeiten. Der grundsätzliche Aufbau unterscheidet sich dabei überraschend wenig von der Genrekonkurrenz. Auf der einen Seite gibt es vier Klassen von Überlebenden. Dem gegenüber stehen drei verschiedene Dämonentypen. Dazu gibt es übergreifendes Levelsystem sowie für jeden Charakter einen Skilltree. So lassen sich Fähigkeiten und Perks freischalten, um entweder als Überlebender bessere Überlebenschancen zu haben oder als Dämon noch mächtiger zu werden. Zusätzlich lässt sich während einer Partie der eigene Charakter für den jeweiligen Durchgang aufleveln. Die Macher von Evil Dead – The Game erfinden das Rad also nicht neu, geben diesem aber mit der Evil-Dead-Marke einen neuen Anstrich.
Wer? Wie? Wo? Was?
Bevor überhaupt etwas passiert in Evil Dead – The Game müsst ihr das Tutorial spielen. Vorher lassen sich weder die Einzel- und Mehrspielermodi noch die Missionen ausprobieren. Das muss nicht jedem gefallen, aber es ist sinnvoll, denn das Spiel ist von der Aufgabenstellung her etwas komplexer als Dead by Daylight und sonst werden Erklärungen und Tipps nur sehr spärlich verteilt. Statt nämlich als Überlebender nur ein paar Generatoren anzuwerfen, um den Ausgang zu öffnen oder als letzter Überlebender durch eine Luke zu verschwinden, reicht hier nicht. Doch selbst, wenn ihr die Einführung abgeschlossen habt, werdet ihr ein paar Partien benötigen, um euch zurechtzufinden. Das Wichtigste ist daher erst einmal eine Waffe, ein paar Vorräte und vielleicht ein paar Items zu finden, um euch besser zu schützen. Doch all diese Sachen müsst ihr zunächst suchen, genau wie eure Mitstreiter. Dazu gibt es eine Minimap. Die kann im ersten Augenblick mit den endlosen Icons aber ziemlich verwirrend sein. Verschafft euch daher zunächst mit der großen Karte einen Überblick.
Angst als ständiger Begleiter
Als Überlebender ist es eure erste Aufgabe, drei Teile einer Karte zu finden. Zusammengesetzt verrät diese, wo ihr im Anschluss den kandarischen Dolch und einige Seiten des magischen Buches Necronomicon findet. Habt ihr beides gefunden und eingesackt, erscheint das nächste Icon auf der Karte: der Boss. Diesen besiegt ihr mit dem zuvor eingesammelten Dolch. Danach folgt die letzte Aufgabe. Begebt euch zum Buch Necromomicon und verteidigt es zwei Minuten lang vor anstürmenden Gegnerhorden. Ist auch das geschafft, habt ihr die Runde gewonnen. Klingt eigentlich nicht so kompliziert, aber bis alle Abläufe sitzen und man als Team zusammen spielt, vergeht etwas Zeit.
Allgemein sollte man als Team agieren, denn allein ist es unfassbar schwierig, sich gegen Dämonen zur Wehr zu setzen und gleichzeitig alle erforderlichen Aufgaben zu lösen. Neben den Dämonen spielt nämlich auch Angst eine entscheidende Rolle in diesem Game. Wird diese zu groß, seid ihr leichte Beute und könnt bereits von weitem vom Spieler wahrgenommen werden, der das Böse steuert. Zum Glück reduziert sich das Angstlevel sobald ihr euch in der Nähe einer Lichtquelle befindet oder in einer Gruppe unterwegs seid. Da die einzelnen Aufgaben teilweise räumlich voneinander weit entfernt sind, stehen zudem überall Autos herum, die genutzt werden können. Aber Vorsicht, so eine Benzinschleuder verursacht eine Menge Lärm und der "böse" Spieler wird sofort informiert. Wer versuchen will, möglichst unerkannt über die Karte zu schleichen, sollte auf ein Auto verzichten. Leider stellt sich nach kurzer Zeit, aber eine gewisse Monotonie ein, denn vom Ablauf der Aufgaben wird nicht abgewichen. Die Freiheit zu entscheiden, wie wir überleben wollen, wird uns nicht gegeben.
Das Böse lauert überall
Wenn ihr als das Böse spielt, ist es euer Ziel, die Überlebenden mit allen Mitteln zu stoppen. Dabei ist der Aufgabenbereich freilich ein anderer und vor allem ist ein bisschen mehr strategisches Denken gefragt. Um irgendwelche Aktionen auszuführen, wird Höllenenergie benötigt. Die liegt zum Glück überall herum. Damit können zum Beispiel Fallen gelegt und Einheiten sowie steuerbare Bosse beschwört werden. Sogar das „Übernehmen“ einzelner Dämonen, Bäume, Autos und gegnerischer Mitspieler ist möglich. Letzteres natürlich nur, wenn das Angstlevel hoch genug ist. Natürlich funktioniert das nicht ewig. Man kann nur so lange von jemandem Besitz ergreifen, solange man Höllenenergie besitzt. Aber selbst das reicht aus, um zwischen den Überlebenden große Verwirrung zu stiften und sie womöglich zu töten. Einen richtig netten Effekt haben die Entwickler mit der Fähigkeit „Erschrecken“ eingebaut. Schafft ihr das bei einem Überlebenden, wird dieser mit einem Jump-Scare-Moment überrascht. Das erhöht nicht nur das Angstlevel der Spielfigur, auch der eigene Puls schnellt in die Höhe. Besonders die ersten paar Schreckmomente sind beeindruckend, aber selbst später, wenn man es weiß, bleiben die kurzen, schnellen Adrenalinschübe. Denkt daran, so variantenreicher und überraschender ihr als das Böse agiert, umso spaßiger wird es für alle Beteiligten.
Fan-Service pur!
Neben diesem Hauptmodus, der auch allein gegen computergesteuerte Gegner gespielt werden kann, gibt es noch die Missionen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine waschechte Kampagne. Stattdessen erlebt ihr einige der bekanntesten Szenen aus den drei Filmen und der TV-Serie. Absolviert ihr die teilweise sehr knackigen Missionen (es gibt keine Checkpoints!) erfolgreich, schaltet ihr neue Charaktere für Überlebende, Skins und ein bisschen Lore frei. Hier offenbart sich dann einer der großen Pluspunkte von Evil Dead – The Game. Der Titel ist ein Paradebeispiel für Fan-Service. Freunde des Franchises erkennen an allen Ecken und Enden Elemente aus anderen Medien. Seien es nun die Waffen wie der "Zauberstab", Sam Raimis Auto, bekannte Gebäude, der übertriebene Einsatz von Gore-Effekten, besessene Bäume oder der Bewegungsablauf, wenn man als das Böse spielt. Man hat das Gefühl, dass die Entwickler alles, was nur irgendwie mit den Filmen in Verbindung gebracht wird, in dieses Spiel gestopft haben.
Stimmungsvoll durch die Nacht
Optisch ist Evil Dead – The Game das derzeit hübscheste asymmetrische Multiplayer-Horror-Game. Es mag zwar keine neuen Standards setzen, aber die Entwickler haben die Stimmung der Filme hervorragend eingefangen. Je nach Witterung sehen die Maps anders aus und in Verbindung mit dem gelungenen Spiel aus Licht und Schatten kommt schnell Gruselstimmung auf. Diese wird gekonnt von der Musik untermalt. Dazu kommen die Originalsprecher und teilweise echt eklige Soundeffekte, wenn zum Beispiel mal wieder ein Kopf effektvoll über den Bildschirm verspritzt wird. Wer die Filme kennt und mag, wird sich sofort zu Hause fühlen.
Fazit:
Evil Dead – The Game macht nichts außergewöhnlich anders als die Konkurrenz. Es ist aber ein frischer Ansatz für das Genre. Wer bislang die „Evil Dead“-Marke vermisst hat, kann jetzt als Ash und Co ein paar kurzweilige Abenteuer erleben. Insbesondere das Augenmerk auf die Details und der damit verbundene Fan-Service machen eine Menge Spaß. Die Spielmechanik ist dagegen bekannte Standardkost. Dabei haben die Entwickler haben durchaus ein paar interessante Ideen für die Aufgaben und die Spielwelt gehabt. Schade nur, dass diese stets nach Muster F heruntergespult werden. Ein paar mehr Möglichkeiten für die Überlebenden zu gewinnen, würde die Langzeitmotivation enorm erhöhen. Aber auch so werden vor allem Fans eine Menge Spaß haben. Bis alle Charaktere aufgelevelt und jedes Geheimnis ergründet wurde, vergehen so einige Stunden.
- viel Fan-Service
- gelungene Atmosphäre
- einfaches Cross-Play
- viele Aufgaben als Überlebender....
- ...die immer nach dem gleichen Schema ablaufen
- wird schnell monoton
- erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit
- Missionen ohne Checkpoints