Die letzten Abende habe ich mit The Evil Within 2 verbracht. Ich habe penibel darauf geachtet, dass ich nicht allein zu Hause bin. Das hat einen einfachen Grund: Die ersten zwei, drei Stunden in Resident Evil 7 waren nämlich so grausam, dass ich ohne Freund oder Katzen an meiner Seite nicht weiterspielen wollte.
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The Evil Within 2: Was zur Hölle …?!
Leider sind die Katzen bei jedem Schrei von mir blitzartig weggelaufen, wodurch ich wiederum noch mehr Angst bekommen habe. Aber hier geht’s gar nicht um Resident Evil 7, sondern um The Evil Within 2. Und auch hier gibt es eine Katze. Nicht nur auf meinem Schoß, sondern richtig im Spiel drin. Die Katze ist toll. Wenn ich mir ein gefundenes Dia auf dem Projektor anschaue, bringt sie mir ein Gläschen grünes Gel. Doch fangen wir von vorn an:
Die Geschichte von The Evil Within 2 ist so verwirrend, dass Sebastian Castellanos selbst damit nicht zurechtkommt. Kein Wunder. Ich kann gar nicht zählen, wie oft der Hauptcharakter anfangs „Was zur Hölle“ oder „Was zum Teufel“ von sich lässt. Das darf ich ihm aber gar nicht übel nehmen, denn genau diese Worte stecken immer wieder selbst in meinem Kopf. Offenbar lebt seine tot geglaubte Tochter Lily doch. Blöderweise steckt sie im Inneren des STEM fest, in welches sich nun Sebastian begibt. Seine Tochter ist der Kern dieser Parallelwelt …doch sie ist verschwunden und das ist gar nicht gut für die Kleinstadt Union. Und so zerbricht nach und nach dieses Örtchen, in dem sich das Geschehen abspielt. Alles klar?
Kaffeepause gefällig?
In Union habe ich freie Hand. Ich kann mit dem Kommunikator in meiner Hand diversen Resonanzen folgen und erfahren, wohin sie mich führen. Außerdem erkunde ich Gebäude, durchforste die Gegend nach Ressourcen, mache Mobius-Agenten ausfindig und – ganz wichtig – vernichte Gegner. Zumeist handelt es sich dabei um 08/15-Zombieviecher. Sie mit purer Manneskraft zu töten, geht anfangs schon mal gar nicht. Ich merke schnell, dass ich doch mehr in die Stealth-Schiene muss, wenn ich nicht wahllos Munition verballern möchte, denn die ist rar in The Evil Within 2.
Kaum ist ein Gegner dahin, stecke ich mir das hinterlassene aus The Evil Within bekannte grüne Gel ein und halte Ausschau nach weiteren Kostbarkeiten, die in Häusern, Garagen, Autos oder im Abfall versteckt sind. Im Unterschlupf des Mobius-Agenten O'Neal trinke ich nicht nur Kaffee, der mich fit und munter macht, sondern stelle wie in den übrigen Safe Houses auch mit gesammelten Materialien Munition und Spritzen her oder werte Waffen auf. Notfalls erledige ich das sogar unterwegs, nur leider gehen dabei mehr Ressourcen drauf.
Die Welt steht Kopf
Für Kaffeeklatsch bleibt nur selten Zeit, schließlich gilt es, Lily zu retten. Ein Abstecher zur bekannten Krankenschwester Tatiana ist dennoch drin. Schließlich will grünes Glibber in Sebastians Fähigkeiten investiert werden. Möchte ich eher den Hau-drauf-Kollegen oder doch jemanden, der bei Schleichangriffen wirklich was auf Lager hat? Das liegt in meiner Hand.
Wie kaputt Union mittlerweile ist, erkenne ich an den Fetzen der Kleinstadt, die in luftiger Höhe schweben. Mh, wie komme ich nun ins andere Gebiet, ohne ins schwarze Loch zu fallen, das mich davon trennt? Ganz einfach: Über das Mark, eine Art Tunnelsystem, mit dem die einzelnen Bereiche miteinander verwoben sind. Der Mix aus offeneren Gebieten, in denen ich alles nach eigenem Belieben tun und lassen kann, und der linearen Story funktioniert gut. Das Erstaunliche: Selten bin ich so motiviert gewesen, die gesamte Gegend zu erkunden und mich damit glücklich und zufrieden weiteren Gefahren zu stellen. Es macht einfach verdammt viel Spaß.
Der Todesmoment im Fokus
Neben einigen hübsch anzusehenden monströsen Kreaturen ist viel Liebe in die Gestaltung menschlicher Monster geflossen, so bei dem Psychopathen Stefano Valentini zum Beispiel. Wie krank dieser Fotograf ist, beweist seine detaillierte Inszenierung eines Todesmoments. Entsetzlich, wie ich um eines der Todesopfer herumschleichen und mir aus allen Blickwinkeln anschauen kann, was in jenem Moment passiert.
Apropos Todesfälle: Auch ich segne immer wieder das Zeitliche. Zu Beginn des Spiels habe ich das Gefühl, dass die eigentlich so einfach gestrickten Viecher, die in Union umherstreifen, übermächtig sind. Doch wer Gegner geduldig und genau beobachtet (oder einfach genug Munition einsammelt und Sebastians Fähigkeiten enorm verbessert), hat schon fast leichtes Spiel.
Obwohl mir die Story zu abgefahren ist und die PS4-Version des Survival-Spiels ganz sicher nicht mit Grafikpracht überzeugt, bietet The Evil Within 2 reichlich Spannung und Nervenkitzel. Im Übrigen auch für alle, die den ersten Teil nicht gespielt haben, trotz zahlreicher Querverweise auf den Vorgänger. Ein hoher Gruselfaktor kommt bei mir leider nicht auf. Aber das muss es gar nicht. Diesmal sitze ich eben nicht zitternd vor dem Fernseher und wage mich kaum bis zur nächsten Ecke vor. Ich stürze mich nun sogar allein ins Abenteuer – ganz ohne Katzen an meiner Seite, die virtuelle reicht.