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Wir alle warten sehnsüchtig auf Starfield. Doch sollten wir von Bethesda wirklich verlangen, ein unfertiges Spiel zu veröffentlichen, weil die Modder Bugs bestimmt eh schneller ausmerzen?

Es sind immer die ganz großen Spiele, auf die man eh schon lange warten muss, weil deren Entwicklung per se lange dauert, und die dann noch teilweise mehrfach verschoben werden. The Witcher 3: Wild Hunt, Hogwarts Legacy, nahezu jedes Spiel von Rockstar Games – man wartet jahrelang auf diese Titel und wenn man denkt, sie sind nur noch wenige Monate vom Release entfernt, kommt der Hersteller mit einem "Sorry, wir brauchen doch noch mal ein halbes Jahr mehr Zeit" um die Ecke. Mit Starfield ist genau das schon einmal passiert. Am 11. November vergangenen Jahres hätten wir eigentlich unsere Tickets für Flüge zu weit entfernten Sternensystemen einlösen können sollen. Aber nein, das Spiel musste sich natürlich auf 2023 verschieben.

So frustrierend diese lange Warterei als Spieler auch sein mag: Verschiebungen sind erst mal nichts Schlechtes. Gerade bei so einem Projekt wie Starfield, einem Rollenspiel mit gigantischer Open World, Massen an Quests und etlichen Mechaniken, kann viel schiefgehen. Es braucht daher reichlich Zeit, alle Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen, dass nicht ständig in sich zusammenfällt. Und dann sollte das alles ja noch auf Hochglanz poliert werden, damit die Spieler eine saubere Erfahrung haben und nicht alle paar Meter über ärgerliche Bugs stolpern. Das alles exakt vorauszuplanen, um einen Release-Termin nennen und ihn auch wirklich halten zu können, ist nahezu unmöglich. Wenn also ein Spiel wie Starfield verschoben wird, sollten wir eher erst mal denken: "Gut so, ich will ja kein Bugfest erleben", und nicht: "Oha, da gibt's große Probleme, das Spiel wird bestimmt ein Flop."

Die Fans können, was Bethesda nicht kann?

Nun fragen wir uns schon seit einiger Zeit, ob Bethesda Starfield wohl nochmal verschieben wird. Ein konkretes Veröffentlichungsdatum hat der Titel nicht. Laut offizieller Aussage soll es irgendwann im ersten Halbjahr 2023 soweit sein. Spätestens im Juni müsste sich die große offene Galaxie also uns öffnen. Doch in welchem Zustand wird Starfield auf den Markt kommen? Sind wir mal ehrlich: Niemand erwartet ein fehlerfreies Bethesda-Spiel. Skyrim, Fallout 4, ganz zu schweigen von Fallout 76: Die Jungs und Mädels aus Rockville, Maryland haben nicht den besten Ruf, was die technische Stabilität ihrer Werke betrifft. Das soll aber kein Freibrief für das Entwicklerteam sein, ein kaputtes Spiel auf den Markt zu bringen.

Reddit-Nutzer Velron scheint das anders zu sehen. Sein Beitrag hat uns dazu verleitet, diesen Artikel zu schreiben. Er versteht nicht, warum Leute weitere Verschiebungen befürworten würden, weil Bethesda dann mehr Zeit hätte, die ganzen Bugs zu beheben. "Wir sprechen hier von Bethesda", schreibt er. "Die machen wunderbare Spiele, … die verdammt fehlerhaft sind." Seiner Meinung nach sollte Starfield einfach so früh wie möglich gemeinsam mit den offiziellen Modding-Tools erscheinen. Die Begründung: Wenn Starfield und das Construction Kit veröffentlicht werden, werde das Spiel drei bis sechs Monate später mit einem Community-Patch fehlerfreier sein, als wenn Bethesda es erst dann auf den Markt bringen würde.

Velron führt weiter aus, dass bei so einem gigantischen Open-World-Spiel die Spieler immer schwerwiegende Bugs finden werden. Selbst ein Q&A-Team von 1000 Testern entdecke nur einen Bruchteil der Fehler, die auftreten können. Je früher man jedoch die breite Masse an Starfield heranlasse, desto eher könnten alle Bugs ausgemerzt werden. Außerdem mache es doch den Charme der Bethesda-Spiele aus, dass sie so viele Bugs haben, aber auch, dass jeder dank offizieller Tools die Möglichkeit hat, Dinge zu verändern und eben auch die Fehler zu beseitigen.

Wir sind uns uneinig mit uns selbst

Velrons Gedankengang ist durchaus nachvollziehbar. Fakt ist, dass es für jedes großes Bethesda-Spiel (außer Fallout 76) Fan-Patches gibt, die etliche Bugs beseitigen und ohne die man als PC-Zocker gar nicht die virtuellen Welten bereisen möchte. Tatsächlich bereitet sich die Community auch schon darauf vor, für Starfield ebenfalls ein solches Update in Eigenregie zu entwickeln.

Sollte Bethesda das Spiel also einfach so bald wie möglich veröffentlichen und den Rest der Arbeit den Fans überlassen, die es ja eh besser hinbekommen? Grundsätzlich würden wir es befürworten, wenn die Entwickler sich selbst darum bemühen, ein bugreifes Produkt auf den Markt zu bringen. Die Zweifel daran, dass Bethesda das gelingt, sind aber groß – genauso wie das Vertrauen in die Modding-Community, dass sie am Ende rein aufgrund von Leidenschaft alle Probleme beseitigt. Natürlich ist es traurig, wenn ein AAA-Entwickler wie Bethesda das nicht selbst hinbekommt, aber immerhin gibt es überhaupt jemanden, der diesen Job leistet.

Wenn Starfield erscheint, muss es in jedem Fall gut spielbar sein. Ein Bugfest à la Gothic 3 oder Assassin's Creed Unity will niemand. An der Stelle müssen wir Bethesda aber auch mal ein wenig in Schutz nehmen: So viele Ecken und Kanten Skyrim sowie Fallout 4 gehabt haben, vollends kaputt waren sie bei weitem nicht. Ja, man ist immer wieder über Bugs gestolpert, meistens waren die aber eher witzig, als dass sie den Spielspaß gehemmt hätten. Wenn Starfield in genau diesem Zustand erscheinen würde, wäre das nichts, wofür Bethesda Lob verdient hätte, aber wir könnten uns damit zufriedengeben – solange das Spiel inhaltlich überzeugt.

Stünde das Unternehmen vor der Wahl, Starfield in besagtem Stadium zu veröffentlichen oder es nochmal um ein paar Monate zu verschieben, würden wir dann also wie Velron für Ersteres plädieren? Ganz ehrlich: Zwei Seelen wohnen, ach, in unserer Brust. Einerseits wollen auch wir Starfield so früh wie möglich spielen und solange es nicht fehlerhafter als ein Skyrim oder Fallout 4 sein sollte, würden wir uns sehr darüber freuen, wenn Bethesda morgen ankündigen würde: "Übrigens, der Release ist in wenigen Wochen." (Das wird nicht passieren, denn es soll ja noch ein Showcase geben und das könnte noch eine Weile auf sich warten lassen.) Andererseits wäre es doch toll, wenn sich Bethesda tatsächlich mal die Mühe machen sollte, ein bugfreies Spiel abzuliefern, oder? Wenn Todd Howard und sein Team unsere niedrigen Erwartungen an ihre Qualitätsansprüche (rein auf die Technik bezogen) übertreffen würden? Ja, das wäre fantastisch und wenn das bedeuten sollte, dass wir noch länger auf Starfield warten müssen, nehmen wir das gerne in Kauf. Geduldig sein, fällt immer schwer, doch manchmal zahlt sich das eben auch aus. Hoffen wir, dass das bei Starfield so oder so der Fall sein wird.

Mehr Infos zu Starfield gibt es in unserem "Alles, was wir wissen"-Artikel.