Square Enix holt mit Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion quasi ein Spiel von den Toten zurück und das mit so viel Aufwand, wie wir es selten bei Remasters gesehen haben.
Crisis Core – Final Fantasy 7 Reunion im Test: Vorbildliches Remaster
Die Fangemeinde mag sich bis heute darum streiten, welches Final Fantasy denn nun der beste Teil der langlebigen JRPG-Reihe ist. Ohne jeden Zweifel hat Final Fantasy 7 aber einen Stellenwert wie kaum ein anderer Serieneintrag. Mit seinen vorgerenderten Zwischensequenzen hat es 1997 für viele offenstehende Münder gesorgt. Noch dazu bietet es einen der legendärsten Videospielmomente aller Zeiten mit dem überraschenden, frühen Tod einer Hauptfigur. Und das Spiel war kommerziell ein riesiger Erfolg. Kein Wunder also, dass ausgerechnet zu Final Fantasy 7 im Laufe der Jahre mehrere Zusatzwerke erschienen sind, darunter der Animationsfilm „Final Fantasy 7: Advent Children“ und das PSP-exklusive Crisis Core. Diese PSP-Exklusivität hielt bis diesen Monat an. Das Action-RPG ist vorher nie für irgendeine andere Plattform erschienen und war auf der alten PlayStation-Handheld-Konsole „gefangen“. Mit dem Remaster Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion hat sich das jüngst geändert und wir sagen: Danke dafür, Square Enix!
Gute Story, schlecht geschrieben
Bevor wir auf die Verbesserungen eingehen, die Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion in technischer wie auch spielerischer Hinsicht bietet, müssen wir erst mal noch zusammenfassen, worum es in dem Prequel zu FF7 eigentlich geht und was für eine Art Spiel es ist. Die Handlung spielt mehrere Jahre, bevor Cloud Strife Avalanche beitritt und dem Megakonzern Shinra sowie Oberschurke Sephiroth den Kampf ansagt. Hauptfigur ist Zack Fair, ebenfalls wie Cloud ein Mitglied von SOLDAT, Shinras Eliteeinheit. Zack ist ein äußerst charismatischer Kerl, der gerne Witzchen macht, aber auch einiges an charakterlicher Tiefe mitbringt, die im Laufe der Handlung von Crisis Core sehr gut zur Geltung kommt.
Die Story dreht sich darum, dass ein Ramg-1-Mitglied von SOLDAT namens Genesis Shinra verraten hat und nun seine eigenen Ziele verfolgt. Das sieht das Unternehmen gar nicht gern und Zack soll dabei helfen, Genesis zu fassen. Die Geschichte befasst sich stark mit der SOLDAT-Einheit, die bekanntlich aus genetisch modifizierten Kämpfern besteht, und den Problemen, die ihre Mitglieder durchaus haben können. Das wird zuweilen arg theatralisch und ehrlich gesagt sind die Dialoge auch nicht sonderlich gut geschrieben, aber der Plot und die Charaktere an sich wissen auch 14 Jahre nach dem Original-Release zu überzeugen. Vor allem Fans von Final Fantasy 7 sollten Crisis Core einmal gespielt haben – nicht zuletzt auch, weil sie hier mehr über bekannte Charaktere wie Cloud, Aerith und Sephiroth erfahren.
Kein Bock auf exzessives Kämpfen? Tja, dann ist Crisis Core nix für euch
Im Kern ist Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion immer noch das gleiche Spiel wie damals auf der PlayStation Portable. Es ist ein Action-Rollenspiel, in dem der Schwerpunkt klar auf den flotten Echtzeitkämpfen liegt. Ihr steuert Zack direkt und schlagt aktiv mit dem Schwert auf Gegner ein oder lasst Zauber auf sie los. Eine gewisse Ähnlichkeit zum System aus Final Fantasy 7 Remake ist vorhanden, Crisis Core hat aber doch seinen ganz eigenen Charakter. Es gibt etwa nicht die Möglichkeit, das Geschehen zu verlangsamen oder gar zu pausieren, während ihr per Menü Fähigkeiten oder Items auswählt. Und ihr könnt auch nicht zwischen mehreren Charakteren wechseln, sondern kämpft stets als Zack und alleine.
Die Hauptstory ist sehr linear und schickt euch von einem schlauchigen Level in den nächsten. Der Erkundungsaspekt ist so gut wie gar nicht vorhanden, weil die Gebiete immer ziemlich überschaubar sind. Hier und da steht mal eine Kiste abseits des Weges, aber das wars auch schon. Das bedeutet jedoch nicht, dass Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion ein kleines Spiel ist. Die Haupthandlung könnt ihr zwar locker in unter 20 Stunden durchspielen, aber es gibt noch 300 optionale Missionen, die ihr an Speicherpunkten über das Menü starten könnt – auch während ihr mitten in einem Story-Einsatz seid. Die Nebenquests sind durch die Bank weg sehr kurz gehalten und drehen sich auch fast immer nur ums Kämpfen. Manchmal erzählen sie auch abseits ihrer eigenen Beschreibungstexte was, aber längst nicht immer.
Das mag alles nach generischem Füllmaterial klingen, doch zum einen macht das Gameplay nach wie vor und gerade auch wegen der Verbesserungen (kommen wir gleich zu) Spaß, zum anderen sind die Belohnungen oftmals sehr motivierend. Das können zum Beispiel neue Materia, also Zaubersprüche, Kampffähigkeiten oder passive Boosts sein. Und da ihr Materia über das Fusionssystem miteinander kombinieren könnt und somit eine ordentliche Portion Tiefgang mit an Bord ist, macht es umso mehr Spaß, sie zu sammeln.
Gelobt sei der zweite Stick/die Maus!
Kommen wir aber mal zu den Modernisierungen und fangen mit den Gameplay-Optimierungen an. Zuallererst muss erwähnt sein, dass ihr auf allen Plattformen die Kamera mit dem rechten Analog-Stick oder (im Fall der PC-Fassung) mit der Maus bewegen könnt. „Ja, natürlich kann ich das“, wird sich manch einer von euch denken, der das Original nicht gespielt hat – und vielleicht noch nie eine PSP gesehen hat. Tatsache ist: 2008 ging das nicht, weil die PSP keinen zweiten Stick hat. Die erhöhte Kontrolle über das Blickfeld ist also in der Tat eine Neuerung in Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion und eine echte Wohltat, die aber eben auch nur Spieler des Originals zu schätzen wissen können.
Square Emix hat aber auch sonst ein wenig am Kampfsystem geschraubt, das sich etwas flotter als vor 14 Jahren spielt. Außerdem tragen verbesserte Bild- sowie Soundeffekte dazu bei, dass die Gefechte sich einfach besser anfühlen. Hinter Zacks Schwerthieben steckt einfach mehr Wucht als früher und auch die ganzen Zauber wirken dank der optischen und akustischen Aufwertungen mächtiger. Da stürzt man sich wirklich gerne in jeden Kampf, auch wenn es manchmal vielleicht nerven kann, dass es sich oftmals um Zufallsbegegnungen handelt, zu deren Beginn die Feinde einfach in die Spielwelt spawnen.
Ja, das ist einer der Aspekte, die nicht modernisiert wurden. Man merkt Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion eben doch an, dass es seinen Ursprung auf einer Handheld-Konsole aus dem vorletzten Jahrzehnt hat. Dinge wie das sehr simple Leveldesign oder auch manche steif animierten Dialogsequenzen können das nicht verbergen. Da hätte Square Enix vermutlich schon ein richtiges Remake entwickeln müssen, um das alles loszuwerden.
Ordentliche Schönheitskur
Nichtsdestotrotz können wir den Machern sehr viel Lob für ihre Arbeit aussprechen. Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion ist wahrlich ein Remaster der besten Sorte. Square Enix hat nicht bloß alles auf 4K hochskaliert. Texturen sind höher aufgelöst oder gleich neu gemacht, es gibt eben viele neue Effekte und die ganzen Charaktermodelle wurden von Grund auf neu gebaut. Sie sind vielleicht nicht auf „Final Fantasy 7 Remake“-Niveau, aber gar nicht mal so weit davon entfernt. Dadurch sieht diese Neuauflage wie ein sehr ordentliches Spiel aus der PS4-Generation aus, was für das Remaster eines PSP-Titels wahrlich beachtlich ist.
Aus den Lautsprechern oder Kopfhörern schallen indes von Komponist Takeharu Ishimoto neu arrangierte Musikstücke, die fabelhaft sind, und Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion bietet sowohl eine englische wie auch japanische Vollvertonung. Anders als im Original sind wirklich alle Dialoge mit Sprachausgabe versehen – sogar an sich unbedeutende NPCs in der Hub-Welt in Midgar haben nun eine Stimme. Das ist sehr cool, auch wenn die englischen Sprecher eher mittelmäßig sind. Das könnte allerdings auch an dem schwachen Writing liegen. Mäßige Textzeilen klingen eben auch von den besten Schauspielern der Welt eingesprochen nicht unbedingt grandios.
Fazit
Crisis Core war damals sicherlich für so manchen „Final Fantasy“-Fan der Grund, sich eine PSP zu kaufen. Es ist richtig schön, dass ihr euch jetzt keinen alten Handheld mehr organisieren müsst, um diese Vorgeschichte zu FF7 selbst erleben zu können. Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion ist eine hervorragende Wiederaufbereitung eines Klassikers, der immer noch viel Spaß bereitet – nicht zuletzt dank der grafischen wie spielerischen Verbesserungen. Das Ding sieht gut aus, spielt sich super und die Story ist es nach wie vor wert, erzählt zu werden, auch wenn die Dialoge nicht die Qualität haben, die wir vor allem heute von Spielen erwarten. Die Vollvertonung, auch wenn sie nicht auf höchstem Niveau ist, rundet das Paket ab. Ja, man merkt Crisis Core seine Handheld-Wurzeln deutlich an, doch um die zu vertreiben, wäre ein Remake nötig gewesen. Dass Square Enix für so ein Spin-off nicht diesen Aufwand betreiben wollte, ist verständlich. Umso schöner, dass man sich mit diesem Remaster richtig viel Mühe gegeben hat.
- Starkes Grafik-Upgrade
- Spaßige Kämpfe
- Materia-Fusion sorgt für Tiefgang
- Interessante Geschichte
- Ordentlicher Umfang
- Alle Gespräche sind jetzt vertont, …
- … die Sprecher sind aber nur mittelmäßig
- Schlecht geschriebene Dialoge
- Sehr simples Leveldesign, quasi kein Erkundungsaspekt
- Animationen teilweise sehr steif